Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinRheinland-Pfalz-Saarland

Der Forstverein Rheinland-Pfalz / Saarland wurde vor 60 Jahren zunächst als rheinland-pfälzischer Forstverein in Bad Kreuznach gegründet

Die Fichte - vom „ungeliebten Preußenbaum zum Brotbaum“

Exkursion des FV Rheinland-Pfalz-Saarland am 24. Juli 2015 in das Sägewerk Hermes in Stadtkyll und zur Fichtenbewirtschaftung in Belgien am Hohen Venn

Der Forstverein besuchte am Vormittag des 24. Juli mit einer fünfundzwanzigköpfigen Exkursionsgruppe das Sägewerk Hermes in Stadtkyll. In diesem modernen Nadelholzsägewerk werden jährlich 250.000cbm vorwiegend Fichtenstammholz in langer Form eingeschnitten. Produziert werden Kanthölzer, Bauholz, Bretter und Latten. Produktveredelung erfolgt vor allem über die Trocknung. Das Werk befindet sich seit 1922 und somit aktuell in der 3. Generation im Familienbesitz. Im Rahmen einer beeindruckenden Führung durch den Eigentümer Herrn Matthias Hermes  und den Rundholzeinkäufer Herrn Guido Pfeil gewannen die Exkursionsteilnehmer einen ausgezeichneten Einblick in ein bestens geführtes Sägewerk.

Der Einkauf des Holzes und die Versorgung des Werkes sind anspruchsvoller geworden und die allgemeine Ertragssituation wird seitens des Eigentümers auch aufgrund der Rundholzpreise als schwierig eingeschätzt. Der weitaus größte Teil des Holzes wird in einem üblichen Radius um das Werk herum direkt beim Waldbesitz eingekauft, nur ein geringer Teil wird vom Handel bezogen. Von daher spielt auch der Stockverkauf in den angrenzenden belgischen Fichtengebieten eine wichtige Rolle. Es überraschte nur wenig, dass jeder Stamm automatisch auf Kriegsbeschuss bzw. nach Splittern abgesucht wird und man erwartet, dass man die Splittersuche noch bis zu 40 Jahre weiter  fortsetzen muss. Eingeschnitten wird im Wesentlichen auftragsbezogen und nahezu ausschließlich für eine etablierte Stammkundschaft, bei der es sich in der Hauptsache um Handelskunden handelt.

Herr Hermes beklagte die zunehmende Verknappung  des Nadelstammholzes auch aufgrund von politischer Intervention. In diesem Zusammenhang wurde die Verwendung von Douglasie angesprochen. Dies ist bei Hermes aktuell – noch- kein Thema, weil eine zusätzliche Säge- bzw. Produktionslinie erforderlich werden würde, die den Aufwand erhöhen und einen höheren Platzbedarf nach sich ziehen würde.
Nach einer Schlussbesprechung und einer Mittagspause fuhr die Gruppe ins Forstamt Elsenborn ins Wuchsgebiet der Hohen Ardennen in Belgien. Am Forstamt wurden wir von dem Forstamtsleiter Herrn René Dahmen und seinen Revierleitern empfangen. Das Gebiet gilt als das kälteste und feuchteste Gebiet der Ardennen. Die Fichte dominiert hier aktuell mit 82% die Baumartenpalette und soll dies nach den Vorstellungen der staatlichen wie auch der kommunalen Waldbesitzer auch in Zukunft tun. Aus historischer Sicht ist dies beachtlich, weil die Fichte, die im 19. Jahrhundert in diesem Teil der damaligen preußischen Rheinprovinz lange Zeit als „ungeliebter Preußenbaum“ galt, aber im Anbau notwendig war, um die durch Übernutzung devastierten Waldstandorte wieder in produktive Funktion bringen zu können.  Die Bewirtschaftung der Fichte im Gemeindewald Bütgenbach erfolgt im Kahlschlagverfahren mit anschließender Pflanzung. Aufgrund der ausgezeichneten Erlössituation spielen mögliche Kosteneinsparungen durch Naturverjüngung bisher für die Gemeinde keine  Rolle. Im benachbarten Staatswald in dem aufgrund der klimatischen Ausgangssituation bewusst ebenfalls auf die Fichte gesetzt wird, wird die Fichte kahlschlagfrei dauerwaldartig bewirtschaftet. Heftig wurde auch über die Verwendung des stärkeren Fichtenholzes diskutiert und die Frage gestellt, wo denn der ideale Zieldurchmesser liege. Von großem Interesse waren die Ausführungen zum Holzverkauf auf dem Stock über eine Submission, die Beauftragung der Holzeinschlagsunternehmer und die sehr niedrigen Aufarbeitungspreise (z.B. Kahlhieb eines achtzigjährigen Fichtenbestandes: 8€ pro Festmeter frei Waldstraße!).

Die Aufgaben der belgischen Forstamtskollegen beinhalten auch die Funktion der unteren Jagd- und der unteren Naturschutzbehörde. Im reinen Forstbetrieb ist die Verwaltung „schlank“. Da nahezu alle Betriebsarbeiten mit Unternehmern verrichtet werden, hat das Forstamt Elsenborn mit fast 10.000Hektar zu betreuender Fläche (inklusive Naturschutzflächen und Freiflächen auf Militärgelände) gerade fünf (!) Waldarbeiterstellen. Besichtigt wurden die als Naturschutzgebiete geschützten Moorstandorte des Hohen Venn. Die zwischenzeitlich weitestgehend von Baumbewuchs freigehaltenen Landschaftsteile ermöglichen beeindruckende Blicke zurück bis ins benachbarte Deutschland.
Fazit: es lohnt sich immer wieder den Blick schweifen zu lassen – besonders auch über die Grenzen des eigenen Landes hinweg!

Bildergalerie als pdf-Datei (4,9 MB groß), Fotos: Stefan Ehrhardt