European Forestry network

The German Forest Society is member of the European Forestry Network (EFN) which is an unofficial network of national forest societies and associations of Europe. The main goal is to promote the exchange of information relevant to forests, forestry and forest policy among its members.

The societies eligible to become members of the EFN are those which best represent, in each country, the comprehensive interest of people engaged directly and indirectly in the sustainable use of forest resources.

http://www.forestrysocieties.eu/

EFN-Treffen in Schottland im Mai 2014

Vom 3.5. bis 7.5.2014 traf sich das European Forestry Network (EFN) auf Einladung der Royal Scottish Forestry Society (RSFS, www.rsfs.org.uk) in der Nähe von Inverness zu seiner jährlichen Tagung. Gemeinsam mit den ca. 80 schottischen Forstvereinskollegen konnten die zehn europäischen Forstvereinsvertreter auch auf den Exkursionspunkten waldbauliche Optionen und Probleme im internationalen Kontext diskutieren. Aufschlussreich waren beispielsweise die in den 1970er-Jahren staatlich unterstützen auf Moorland aufgeforsteten nichtheimischen Sitkafichten-Monokulturen, die heute zahlreiche Schwierigkeiten mit sich bringen und im Kahlschlagsverfahren behandelt werden. Irritierend aus deutscher Sicht ist, dass diese Bestände FSC-zertifiziert sind. Der Austausch über gemeinsame Themen und die Vertiefung der Kontakte waren ebenfalls Ziel des Treffens.

EFN-Treffen in Island 2009: „Vom Fuße der Berge bis zur Meeresküste ...“ oder  Forstwirtschaft in einem (fast) baumlosen Land

von Marcus Kühling

Als ich die Einladung zum Treffen der Europäischen Forstvereine erhielt, musste ich unweigerlich schmunzeln: Sie kam diesmal vom Isländischen Forstverein, und die Tagung sollte in Reykjavík stattfinden. Ich war mir sicher, dass dort, abgesehen von ein paar Zwergsträuchern, kein Wald zu finden ist. Dieses wurde zunächst auch bestätigt, als ich mit dem Bus vom Flughafen zur 40 km entfernten isländischen Hauptstadt fuhr. Die ersten Bäume (vorwiegend Birken und Ebereschen) sah ich in den geschützten Häuserschluchten der Stadt, wobei sich kein Baum traute, über ein Dach hinauszuwachsen. Beim abendlichen Empfang stellte uns unser Gast­geber vom Isländischen Forstverein folgende Frage: „Was machen Sie, wenn Sie sich bei uns im Wald in Island verirren?“ Die Antwort war verblüffend einfach: „Aufstehen!“ Die Exkursion in das Umland von Reykjavík im Südwesten der Insel übertraf dann doch derartige Erwartungen. Es gab zwar keine großen, aber immerhin Wälder, so wie wir sie kennen. Und doch ist alles anders.

Alles Leben (bis auf eine Süßwassergarnele) verschwand während der Eiszeit vollständig aus Island. Alle heutigen Pflanzen und Tiere auf Island sind Immigranten des Holozäns. Auch wenn Island in der Zone des borealen Nadelwaldes liegt, gehören Birken, Ebereschen und Espen zu den endemisch waldbildenden Baumarten und als einziger Nadelbaum der Wacholder. Aufgrund der isolierten Lage der Insel ist der Reichtum an Gefäßpflanzen mit ca. 470 Arten sehr spärlich, verglichen mit anderen in derselben Klimazone liegenden Regionen, etwa Alaska mit mehr als 1400 Arten.

Und doch war Island zur Zeit der ersten Besiedlung durch Wikinger und deren aus Schottland und Irland mehr oder weniger freiwilligen mitgereisten Frauen im 9. Jahrhundert  n. Chr. zu 30-40 % bewaldet! Das um 1125 verfasste Íslendingabók (Isländerbuch) berichtet gar, das Land sei „vom Fuße der Berge bis zur Meeresküste“ bewaldet gewesen. Natürlich wurden die Wälder, wie überall in Europa, zugunsten von Ackerbau und Viehzucht abgeholzt, und das Holz war bis ins 20. Jahrhundert Baumaterial und wichtigste Energiequelle. Gravierend wirkten sich aber auch die vulkanischen Aktivitäten aus: Ascheregen und damit einhergehende Überflutungen und klimatische Veränderungen ließen Bäume abster­ben oder hemmten das Wachstum erheblich. Die spärlichen Urwaldrelikte finden sich in wenigen unzugänglichen Tälern. Heutzutage ist Island noch gerade zu 0,3 % bewaldet. Kein europäisches Land hat einen noch kleineren Wald­anteil.

Und warum gibt es überhaupt einen Forstverein in Island? Und woher kommt der Wald, den wir in der Umgebung von Reykjavík und in anderen Teilen Islands heute finden?

Seit über 100 Jahren, genauer gesagt, seit 1899 läuft ein Aufforstungs­programm für Island. Zunächst ging es um den Erhalt der letzen Waldrelikte und auf Initiative dänischer Forstwissenschaftler um erste Aufforstungen. Es folgten ein Wald- und Bodenschutzgesetz und schließlich erste Waldmanagementpläne. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, die eigene Bevölkerung zu überzeugen, dass auch in Island richtige Bäu­me wachsen können.

Hierbei spielt seit den 30er-Jahren der Isländische Forstverein (Skógræktarfélag Íslands) eine entscheidende Rolle. Wäh­rend anfänglich nur ein paar Exzentriker Bäume pflanzten, ist es nun ein Volkssport geworden, Wälder zu begründen. Der Isländische Forstverein hat mit 7.500 Mitgliedern etwa so viele wie der Deutsche Forstverein – bei einer Einwohnerzahl von 320.000 Isländern macht das ca. 2,5 % der Bevölkerung aus – und ist somit die größte Nichtregierungs­organisation in Island!

Dieser Isländische Forstverein organisiert Pflanzaktionen überall auf der Insel. Es ist selbstverständlich für einen Groß­teil der Familien, sich hin und wieder am Wochenende mit einem Spaten bewaffnet zu ausgewiesenen Pflanzflächen zu begeben und Bäume zu pflanzen. Das Ergebnis: 27.000 ha wurden in den letzten 20 Jahren aufgeforstet. Die Waldfläche Islands hat sich somit in zwei Jahrzehnten verdoppelt. Damit aber nicht genug: Das ehrgeizige Ziel der Regierung ist, 5 % der potenziell möglichen Waldfläche (Flä­chen unterhalb 400 m ü. NN) aufzuforsten (bisher ca. 1,5 %), dieses sind 2 % der Gesamtfläche.

Was eigentlich wird hier gepflanzt? Diesbezüglich waren die Isländer pragmatisch und probierten aus, was geeignet schien. Dazu wurden Bäume aus Herkünften derselben Kli­ma­zone importiert. Zwischen 2000 und 2005 teilten sich die gepflanzten Baumarten prozentual wie folgt auf:

  • Sibirische Lärche (Larix sibirica) 34 %
  • Moor-Birke (Betula pubescens) 26 %
  • Küsten-Kiefer (Pinus contorta) 15 %
  • Sitka-Fichte (Picea sitchensis) 15 %
  • Westliche Balsam-Pappel (Populus trichocarpa) 5 %
  • Engelmann-Fichte (Picea engelmannii) 3 %Gemeine Fichte (Picea abies) 1 %.

Die gesamten Aufforstungsprogramme werden von der Forstverwaltung und deren Forstlicher Forschungsanstalt überwacht. Es werden heute nur geprüfte standortgerechte Baumarten verwendet. Pflanzungen von Exoten innerhalb von vorhandenen natürlichen Waldgebieten sind verboten. Es wird vielmehr ausschließlich degeneriertes bestockungsfreies Land aufgeforstet. Andererseits werden die für den Naturschutz, das Landschaftsbild und die Archäologie wertvollen Standorte nicht bepflanzt oder vernässte Standorte für Aufforstungen trockengelegt.

Bei der Waldbegründung steht der multifunktionale Kerngedanke der Waldnutzung im Vordergrund. Es werden beispielsweise Wälder rund um Reykjavík gezielt für die Erholungsnutzung angelegt. Aber auch Wirtschafts- oder Bodenschutzwälder spielen eine wichtige Rolle. Insbesondere um die Häuser und die zahlreichen Ferienhütten entstehen Wälder, die den ständigen Wind auf Island etwas abbremsen sollen.

Wie soll man die Aufforstungsaktivitäten mit vorwiegend nicht auf Island natürlich vorkommenden Baumarten bewerten? Für uns in Deutschland mag das Vorgehen befremdlich und für manchen Naturschützer geradezu ein Verbrechen an der Naturnähe sein. Es gibt diese Diskussion in Island kaum, da die Bevölkerung hinter den Zielen einer Waldvermehrung steht und weiß: Menschen und Bäume sind in Island „Neophyten“. Bei einer national durch­geführten Umfrage gaben 93 % an, dass Wald positiv für Island sei, und 85 % sprachen sich für eine Vermehrung der Waldfläche aus. Man sollte es also so zusammenfassen: Die Isländer wollen ihren Wald zurück. Wir in Deutschland sollten uns an ihrer Begeisterung ein Beispiel nehmen. Unser Waldreichtum und die großartigen Leistungen des Waldes für die Gesellschaft sind wahrlich keine Selbstverständlichkeit.