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Weihnachtsbrief des TFV

Liebe Mitglieder des Thüringer Forstvereins,

Weihnachten steht vor der Tür und wieder neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen. Beim Rückblick wird man feststellen, dass es für alle, die mit Wald und Forstwirtschaft zu tun haben, ein außergewöhnliches und leider auch ein sehr anstrengendes Jahr war. Die Auswirkungen des extremen Trockenjahres 2018 und des ebenfalls zu warmen 2019 waren deutlich zu spüren. Das Schadgeschehen bei der Fichte hat sich verstärkt. Neben Trockenschäden haben sich vor allem die Borkenkäfer explosionsartig vermehrt. Neu und schockierend ist ein teilweise flächiges Absterben von älteren Buchen. So etwas hat noch kein aktiver Förster erlebt. Damit ist die Liste noch nicht zu Ende, denn fast alle Baumarten sind vom Schadgeschehen aus verschiedensten Gründen betroffen. Die mit dem Sturm „Friederike“ begonnene Krisensituation der Forstwirtschaft hat sich dramatisch fortgesetzt. Für viele Waldbesitzer ist die viel beschriebene „Sparkassenfunktion“ ihres Waldes sozusagen Geschichte geworden. Nicht nur, dass ganze Waldbestände kahl geworden sind und über Jahrzehnte keine Nutzung mehr ermöglichen, sondern es sind vielerorts auch erhebliche Aufwendungen für Wiederaufforstung, Schutz und Pflege der Kulturen und Jungwälder notwendig. Der Holzmarkt liegt danieder, die spärlichen Holzerträge reichen kaum für die Aufarbeitung, geschweige denn für die notwendigen Folgemaßnahmen.

Hinzu kommt die Unsicherheit aller Waldbesitzer, welche Baumarten denn in Zukunft den klimatischen Bedingungen angepasst sein könnten und auch Holzerträge erwarten lassen. Fundiertes Fachwissen und damit Försterwissen ist hier mehr denn je gefragt, was allerdings auch eine Herausforderung für Förster, Forstdienstleister in Verbindung mit der Forstwissenschaft sein wird. Unser Forstverein leistet in diesem Zusammenhang auch immer wieder Beiträge, sei es durch Fachtagungen oder Exkursionen. Ich kann mich an TFV-Exkursionen in deutlich extremere Standortbereiche erinnern, als wir sie in Thüringen derzeit vorfinden - überall wurde Forstwirtschaft betrieben. Ich erinnere mich auch an das Thema „Waldbrandmanagement“ in Spanien. Die Zunahme der Waldbrände weltweit hat mittlerweile eine Dimension erreicht, die selbst große Städte gefährdet und damit die Kernzellen unserer Zivilisation. 

DAVID WALLACE-WELLS drückt das in seinem New York Times-Bestseller „Die unbewohnbare Erde“ so aus: „Mit dem Klimawandel bewegen wir uns auf die Natur und damit aufs Chaos zu, in eine neue Welt, in der Vergleiche mit bisherigen Erfahrungen nichts nützen… Der Klimawandel kommt uns immer näher. Er trifft jetzt auch den wohlhabenden Westen.“ Und die Tendenz ist wahrhaftig Besorgnis erregend. In Grönland vernichteten Brände 2017 zehnmal mehr Fläche als 2014 und in Schweden gingen 2018 Wälder nördlich des Polarkreises in Flammen auf (Ebenda). Und dabei wirken sich diese Brände verstärkend auf die Klimaänderung aus. „Die Auswirkungen von Waldbränden auf den CO2-Ausstoß zählen zu einer der gefürchtetsten klimatischen Rückkopplungen“ (Ebenda).

Auch wir in Deutschland müssen uns fragen, welchen Anteil wir durch unsere Lebensweise und auch durch „unsere“ politischen Entscheidungen daran haben. Ein gesellschaftliches Umdenken ist jedenfalls nicht so richtig zu erkennen. Wer sich intensiver mit dieser Problematik befassen möchte, dem sei das o.g. Buch „wärmstens“ zur Lektüre zu empfehlen. Im Anhang finden sich auf über 60 Seiten Anmerkungen und Quellen- Angaben. Es ist schon interessant, dass es in den USA die größten Klimaaktivisten, aber auch den größten Leugner des „Klimawandels“ gibt. Leider sitzt wohl nicht der Richtige in der Schaltzentrale, denn WALLACE-WELLS formuliert die einzige Frage von Bedeutung so: „Wie viel werden wir tun, um die Katastrophe aufzuhalten und wie schnell?“

Doch nun zurück zum Thüringer Forstverein.

Wegen der Tagung des Deutschen Forstvereins vom 8. bis 12. Mai in Dresden hatten wir keine eigene Mehrtagesexkursion vorbereitet. Die Tagungsangebote waren vielfältig und interessant, die Teilnahme hat sich gelohnt. Als Gäste haben wir dort auch wieder Freunde aus Ungarn empfangen. An der Kooperation mit dem Ungarischen Forstverein und der ungarischen Forstverwaltung hat unser Geschäftsführer Dr. Niepagen einen entscheidenden Anteil. Dafür wurde er auch vom Ungarischen Forstverein auf dessen Mitgliederversammlung mit einer Urkunde feierlich geehrt!

Auf der Frühjahrsexkursion haben wir uns (nach der Mitgliederversammlung) mit den aktuellen Auswirkungen der Borkenkäferkalamität in Ostthüringen auseinandergesetzt. Hier konnten wir das Engagement der Waldbesitzer und Forstleute bewundern, die mit großem Aufwand versuchten und versuchen, die Katastrophe zu bewältigen. Leider war auch erkennbar, wie schwierig es war und ist, die Politik von der Notwendigkeit effektiver Hilfsmaßnahmen zu überzeugen. Ich denke, dass unsere Veranstaltung einen Beitrag dazu geleistet und den Forstleuten vor Ort den Rücken gestärkt hat.

Vom Thüringer Landtag wurden in diesem Jahr das Wald- und das Jagdgesetz geändert. Der Forstverein konnte sich mit eigenen Stellungnahmen in die Gesetzgebungsverfahren einbringen, was viel Arbeit gemacht hat - aber sie war aus unserer Sicht enorm wichtig. Vor allem auch Änderungen im Thüringer Jagdgesetz haben Auswirkungen auf den zukünftigen Waldzustand. So ist es erfreulich, dass beim Rehwild nur noch Mindestabschusspläne gefordert sind. Auch die Nutzung von Schalldämpfern ist positiv. Zu weitergehenden Änderungen des Jagdrechts (insbesondere in Richtung Hochwild) war man aber offensichtlich nicht bereit, was aus Förstersicht enttäuschend ist.

Die Landtagswahl in Thüringen hat auch das Veranstaltungsprogramm des Forstvereins bestimmt. Etwa vier Wochen vor dem Wahltermin haben wir mit weiteren Verbänden ein Forstpolitisches Forum in der Fachhochschule Erfurt veranstaltet, an dem prominente Vertreter*innen aller der jetzt in den Landtag gewählten Parteien teilgenommen haben. Unser Forum wurde von 90% der befragten Teilnehmer als gut oder sehr gut eingeschätzt. 87% der Befragten hat es auch bei ihrer Wahlentscheidung geholfen.

Nun haben wir in Thüringen einen neuen Landtag. Einige der Landespolitiker, die für uns über viele Jahre hinweg Ansprechpartner waren, sind nicht wieder gewählt worden. Auch wenn man sich nicht immer einig war, haben wir bei den ausgeschiedenen Landespolitiker*innen doch immer ein offenes Ohr gefunden. Ihnen danke ich herzlich für ihren Einsatz für die Forstwirtschaft! Nun gilt es, neue Kontakte zu knüpfen, um auch mit den frisch gewählten Parlamentariern vernetzt zu sein. Hier zählt wieder jeder Kontakt auf jeder Ebene, wozu ich unsere Mitglieder ganz herzlich aufrufen möchte.

Eines der maßgeblichen Erfolge für unseren Forstverein war die diesjährige Vorstandswahl bei der Mitgliederversammlung vor der Frühjahrsveranstaltung. Leider waren noch weniger Mitglieder als sonst gekommen. Es ist uns jedoch gelungen, woran andere Vereine derzeit noch scheitern, nämlich eine Verjüngung in unserem Vorstand zu erreichen. Neue Mitstreiter bringen Elan und neue Ideen mit, was unserem Forstverein nur nutzen kann.

Ich möchte mich aber an dieser Stelle ganz ausdrücklich bei den beiden ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern bedanken: Prof. Dr. Anka Nicke und Wolfgang Heyn haben über viele Jahre den Thüringer Forstverein maßgeblich mit geprägt. Sie waren Motoren und werden uns, auch aufgrund ihrer unverwechselbaren Art und Weise, ihres Humors und ihrer sprudelnden konstruktiven Beiträge fehlen. Danke, dass Ihr uns so lange unterstützt habt und ich weiß, wenn wir Euch für neue Projekte brauchen, sagt Ihr bestimmt nicht nein!

Liebe Mitglieder, abschließend noch ein Ausblick auf 2020!

1990, also vor 30 Jahren, wurde der Thüringer Forstverein in Schwarzburg (wieder) gegründet. Anlass für uns, am 27./28. März 2020 im Gründungsort eine Jubiläumsveranstaltung zu organisieren. Wir sind derzeit in der Vorbereitung und werden bald konkreteres mitteilen können.

Vom 14. bis 22. Juni 2020 wird unsere Auslandsexkursion nach Estland stattfinden. Die Esten haben uns bereits ein umfangreiches Programm vorgeschlagen. Wir werden Nord- und Südestland besuchen, uns mit Vertretern staatlicher und privater Forstbetriebe treffen, Betriebe der Holzindustrie, eine Forstschule und die Estnische Universität besichtigen und auch ausreichend Zeit haben, die Hauptstadt Tallinn zu erkunden. Unser Geschäftsführer hat 40 Flüge ab Berlin und die Hotels gebucht. Anmeldungen (es können nur Forstvereinsmitglieder mitreisen) sind ab sofort in der Geschäftsstelle möglich (bitte angeben, ob Einzel- oder Doppelzimmer gewünscht). Der Reisebeitrag pro Person wird voraussichtlich unter 1.100 Euro im Doppelzimmer liegen, der Einzelzimmerzuschlag beträgt 275 Euro.    

Am 16. September 2020 ist eine Waldbau-Exkursion im Forstamt Heldburg geplant.

Zum Schluss bedanke ich mich im Namen des alten und des neuen Vorstands bei allen Mitgliedern für die aktive Mitwirkung und Unterstützung und wünsche Euch und Ihnen eine besinnliche, friedliche Weihnachtszeit und danach einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ihr und Euer Vorsitzender
Hagen Dargel

 

 

Foto: TFV