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Brandenburgischer Forstverein: Aktuelle Problemstellungen der Forstpflanzenzüchtung am 17.05.2019 in Waldsieversdorf

Am 17. Mai 2019 trafen sich 31 interessierte Forstvereinsmitglieder im Gebäude der Oberförsterei Waldsieversdorf, um sich über aktuelle Themen der Forstpflanzenzüchtung zu informieren.
Dagmar Schneck, Leiterin der Landesstelle für forstliches Vermehrungsgut beim Landesbetrieb Forst Brandenburg, stellte das Vermehrungsgutkonzept des Landes Brandenburg vor. Interessant waren die Informationen zur geplanten Katastrophenreserve, die für ein Schadereignis auf 10 % der Waldfläche Vermehrungsgut vorhalten soll. Dabei wird angenommen, dass 50 % der Fläche der natürlichen Wiederbewaldung überlassen bleiben. Frau Schneck zeigte auch, wie erfolgreich die Bemühungen der letzten Jahre hinsichtlich der Ausweisung neuer Saatguterntebestände waren. Auch der Aufbau neuer Samenplantagen wird vorangetrieben.

Im anschließenden Vortrag informierte Dr. Pascal Eusemann vom Thünen-Institut für Forstgenetik über neueste Erkenntnisse zur Behandlung von Saatgutbeständen der Buche. Dabei zeigte er, wie er mittels moderner genetischer Untersuchungen die komplexen Bestäubungsverhältnisse innerhalb eines Saatguterntebestandes erforscht hat und welche Schlussfolgerungen daraus für die Bewirtschaftung gezogen werden können. Die Zielstärkennutzung sollte in Saatguterntebeständen unterbleiben, da die wüchsigsten Stämme dann nicht mehr zur Verfügung stünden. Er führte in diesem Zusammenhang auch aus, dass Saatgutbestände auch ein ökonomisch sinnvolles Produktionsziel sein können. Diese Bestände sollten dann aber bereits im Alter von 40-50 Jahren in diese Richtung entwickelt werden, wobei eine konsequente Kronenpflege erforderlich ist. Ab einem Alter von 70 Jahren könnte eine Zulassung erfolgen.

Im Anschluss stellte Dr. Cornelia Bäucker in ihrem Vortrag zum Thema „Vom in-vitro-Klon zur Submission“ die Arbeiten am Riegelahorn vor. Die Teilnehmer erfuhren, dass rund 5% der Bergahorne diese Holzanomalie aufweisen. Ältere Versuche zeigen, dass die Riegelung im Erbgut festgelegt ist. Am Thünen-Institut für Forstgenetik in Waldsieversdorf existiert seit den 1980er ein Schwerpunkt im Bereich Gewebekultur. So ist es inzwischen möglich, mittels dieser Methode besonders wertvolle Riegelahorn-Einzelbäume zu vermehren. Erste Versuchsflächen mit Riegelahorn wurden bereits 2018 in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern angelegt. Ein Preisverfall ist jedoch nach Aussagen von Frau Dr. Bäucker nicht zu befürchten. Erst nach Auswertung der angelegten Versuche in 15 Jahren ist die Zulassung als Vermehrungsgut der Kategorie „geprüft“ sowie die Vermarktung der produzierten Riegelahorn-Jungpflanzen möglich. Dann vergehen immer noch 80-100 Jahre bis die Bäume hiebsreif sind.

Im letzten Vortrag stellte Christian Heimpold laufende Arbeiten zur züchterischen Verbesserung der Kiefer vor. Der Brotbaum Brandenburgs wird aufgrund der standörtlichen Voraussetzungen auch unter sich ändernden klimatischen Bedingungen zukünftig einen hohen Flächenanteil ausmachen. Umso wichtiger ist die Verbesserung der Trockenheitstoleranz sowie der Qualität und Wüchsigkeit. Die aktuellen Arbeiten setzen dabei die mit der politischen Wende 1990 weitgehend eingestellten Züchtungsarbeiten am Standort Waldsieversdorf fort. Die zu DDR-Zeiten angelegten Versuchsflächen stellen dabei einen unschätzbaren Fundus für die Auswahl neuer Zuchtbäume dar.
Im Anschluss an die Vorträge bestand die Möglichkeit, die Labore, das Gewächshaus und die Baumschule des Thünen-Instituts zu besichtigen.

Die präsentierten Themen stellten nur einen kleinen Ausschnitt aus den aktuellen Arbeitsschwerpunkten der Landesstelle für forstliches Vermehrungsgut und des Thünen-Instituts für Forstgenetik in Waldsieversdorf dar. Sie zeigen jedoch, wie wichtig und vielfältig die Forschung im Bereich Forstpflanzenzüchtung ist und wie unter Anwendung neuer Methoden praxisrelevante Ergebnisse erzielt werden. Bedauernswert ist jedoch auch die Erkenntnis, dass die größtenteils drittmittelfinanzierte Arbeit kontinuierliche Forschungstätigkeiten erschwert.

Besichtigung resistenter Eschenpfropflinge im Gewächshaus des Thünen-Instituts. Foto: BFV