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Bericht über die Usbekistanreise des BayFV im September 2018

Bunte Basare, großartige Oasenstädte und farbenprächtige Kuppeldächer - legendär ist die alte Seidenstraße, die China mit dem Mittelmeer verbindet und auch durch Usbekistan verläuft.

Am 12.09.2018 starteten wir abends in München und erreichten TASCHKENT am Morgen des 13.09.2018. Wir wurden von unserer Reiseleiterin Frau BARNO herzlich begrüßt. Im komfortablen City Palace Hotel bezogen wir unsere Zimmer und konnten nach einer kurzen Erfrischungspause bereits am 2. Tag TASCHKENT besichtigen. Die Hauptstadt USBEKISTANS mit 2,4 Mio. Einwohnern ist immer noch geprägt von der sowjetischen Architektur der 1970er Jahre. 1966 musste TASCHKENT nach einem verheerenden Erdbeben wieder aufgebaut werden. Durch die Bauprojekte der letzten Jahre wurde versucht, der Stadt ein modernes und usbekisches Gesicht zu geben. In TASCHKENT ist die Spannung zwischen EUROPA und dem ORIENT am besten spürbar. Hier sieht man Kopftuchträgerinnen und knappe Designermode tragende Frauen nebeneinander. Nicht weit von den Lehmhäusern der Altstadt stehen moderne Regierungs- und Repräsentationsbauten, sowie ein gläserner Sportpalast.

Im Jahr 1814 verlor TASCHKENT seine staatliche Unabhängigkeit und gehörte von da an zum CHANAT von KOKAND. Aber immer wieder gab es Aufstände gegen dessen Statthalter. 1865 schloss sich TASCHKENT dem RUSSISCHEN REICH an und befreite sich so von der Herrschaft KOKANDS. Am 30. Juni 1865 wurden die Schlüssel der 12 Stadttore feierlich dem Militärgouverneur des Gebietes von TURKESTAN überreicht. Zwei Jahre später wurde TASCHKENT Verwaltungszentrum des Generalgouvernements TURKESTAN mit 80.000 Einwohnern. Durch die Angliederung an RUSSLAND wurde der Handel belebt, und es begann die Industrialisierung. Im Jahre 1912 hatte die Stadt 210.000 Einwohner, trotzdem standen in der Altstadt noch 21.000 Lehmziegelhäuser in einem verwirrenden Labyrinth. Die russische Stadtplanung war dagegen einfach, sternförmig und symmetrisch. Überschaubar laufen die Strassen auf ein Zentrum zu. Alles ist großräumig und klassizistisch angelegt. Im März 1917 war TASCHKENT die erste Stadt in TURKESTAN, die einen SOWJET einsetzte. Als die Nachricht von der Oktoberrevolution eintraf, wurde sofort ein Aufstand organisiert und im April 1918 die TURKESTANISCHE AUTONOME SOWJETREPUBLIK gegründet. Nach dem Ende des Bürgerkriegs wurde 1924 die USBEKISCHE SOZIALISTISCHE SOWJETREPUBLIK ausgerufen, deren Hauptstadt 1930 TASCHKENT wurde. Im September 1931 kam die erste Baumwollerntemaschine zum Einsatz. Von da an konnten 70% der Rohbaumwolle maschinell geerntet werden. In der für die SOWJETUNION damals typischen Euphorie ging man davon aus, dass die mühselige Baumwollpflückerei nun beendet sei und Baumwolle in unbegrenzten Mengen gewonnen werden könnte. Die Neulandgewinnung um TASCHKENT nahm jetzt immer größere Dimensionen an. Die Stadt wurde zu einem wirtschaftlichen Zentrum Mittelasiens. Nach der Unabhängigkeit am 1. September 1991 wurde TASCHKENT Hauptstadt der neuen Republik.

Bevor wir die Besichtigung der Kulturdenkmäler begannen, zeigte uns Frau BARNO eine typische MAHALLA. Jede Siedlung eines Stadtviertels verfügt über eine solche Selbstverwaltung nach alter usbekischer Tradition. Die MAHALLA kümmert sich um die lokalen Probleme. „Lebst du in der MAHALLA, dann achte ihre Gesetze und nimm an deren Angelegenheiten teil“ so lautet ein alter Spruch. Die soziale Kontrolle ist enorm, das war im Sozialismus wichtig. Aber auch in einer sich neu bildenden islamistischen Gesellschaft ist die soziale Kontrolle von großer Bedeutung.

Das KAFFAL-SHASHI-MAUSOLEUM war unser erster Sakralbau, den wir besichtigten. Es stammt aus dem 16. Jahrhundert. In seinem Inneren ruht der im Jahre 926 verstorbene Prediger des Islam in TASCHKENT, ABU BAKRA KAFFAL SHASHI. Das schlichte Ziegelmauerwerk mit einer kleinen Kuppel wirkt unauffällig, obwohl die stellenweise in den Mauern erhaltenen Majolikareste und Mosaike davon zeugen, dass das Mausoleum einst prächtig geschmückt war. Ganz in der Nähe des Mausoleums befindet sich die MEDRESE BARAK CHAN. Sie wurde im 16. Jhdt. vom KOKANDER CHAN BARAK errichtet, der aus dem Geschlecht der SCHAIBANIDEN stammt. Wir besuchten das imposante Bauwerk, das bis vor wenigen Jahren als Sitz der geistlichen Verwaltung der Moslems diente. Heute beherbergt es einen Künstlerbasar.

Zu Fuß gelangt man zum CHORSU-BASAR. Wir besichtigten zuerst die Handwerkergasse im Norden der Halle. Wir bewunderten die typischen Wiegen mit dem praktischen Abflussloch, wie wir sie auch schon in den Bergen KIRGISTANS sehen konnten. Für die Babys sind die Wiegen allerdings gar nicht so komfortabel, denn sie werden festgebunden, um sie in der Nähe des Entsorgungslochs zu fixieren. Der Basar lädt zu gemütlichem Schlendern ein, um alle Verlockungen des Orients zu entdecken. Auf dem Weg vom Basar zum Bus kamen wir noch an der MEDRESE KUKELDASCH aus dem 16 Jhdt. vorbei. Mit indischen Bauarbeitern lies der grausame und mächtige Wesir KUKELDASCH das imposante Bauwerk errichten. In 38 Wohnzellen, 2m lang und 2m breit, lebten oft je 3 Schüler. Durch die vielen Erdbeben hat die MEDRESE Schaden genommen. Über die MEDRESE gibt es grausame Geschichten, so etwa, dass hier ehebrecherische Frauen hingerichtet wurden. Oft genügte schon ein falscher schmachtender Blick zum Todesurteil. Die Exekution erfolgte durch Einnähen in einen Sack, der dann vom Dach der MEDRESE auf die 20 m unterhalb liegende Strasse geworfen wurde. Am Abend besuchten wir ein typisches Touristenrestaurant und bewunderten die usbekischen Mädchen beim Volkstanz.

 

Am 14.09.2018 (3. Tag) bereicherten wir die Reise mit einem hochinteressanten Forstprogramm. Im Jahr 1941 legten russische Forstleute am Ufer des SYRDARJA einen ca. 4.000 ha großen Auwald an. Das Ziel war nicht eine forstwirtschaftliche Nutzung, sondern der Schutz des Bodens bei Überschwemmung und die Anlage einer Erholungslandschaft für das Volk. Als Baumarten wählte man Ulmen, Akazien, Eschen, Platanen, Tamarisken und auf trockenen Kiesbrennen Kiefern. Es wurden auch Wildäsungsflächen eingeplant. Die Förster BACHROM BEIMATOV und SALOMON SCHAVKAT führten uns in zwei Gruppen durch den beeindruckenden Wald. Als Wildarten kommen vor: Sauen, Enten, Fasane, Hasen und Schakale. Auf die Frage, was mit den erlegten Wildschweinen geschieht, gaben sie die für aufgeklärte Muslime pragmatische Antwort: “es sind keine Schweine, sondern Wild“. Während wir den für die Steppe Mittelasiens unerwarteten Waldspaziergang genossen, wurde in der Forststation das köstliche Nationalgericht PLOW zubereitet. Das Eintopfgericht erinnert an serbisches Reisfleisch, es erhält seinen typischen Geschmack aber durch Hammelfett und -Fleisch, sowie durch je nach Region unterschiedliche Gemüsebeigaben. Traditionell wird in USBEKISTAN zum Essen immer schwarzer oder grüner Tee getrunken.

Am 15.09. (4. Tag) konnten wir die legendäre METRO der Stadt erleben. TASCHKENT hat als einzige Stadt Mittelasiens eine U-Bahn. Diese ist wie in allen russischen Städten ein Tempel für das Volk und somit ein architektonisches Meisterwerk. Anschließend daran brachte uns ein Inlandsflug mit USBEKISTAN AIRWAYS nach URGENTSCH. Das ursprüngliche Programm wurde für einen Wüstenausflug geändert. Hauptförster RAUSCHANBECK und die Direktorin für Öffentlichkeitsarbeit DILBAR KARIM BERGEOWA zeigten uns die Wüstenaufforstung mit den widerstandsfähigen XSAXSAUL-Sträuchern. Diese ertragen Salz, brauchen kein Grundwasser und leben von Dunst sowie Tau. Pro Jahr werden im besuchten Forstgebiet etwa 235 ha gepflanzt. Das Ziel ist, an Bahnstrecken, Autobahnen und wichtigen Straßen Wanderdünen zu stoppen. Die Sträucher blühen im Frühjahr. Durch diese künstliche Vegetation wird die Wüste zum Biotop für Erdhörnchen, Füchse, Hasen und Schakale. Die Jagd wird meist als Falkenjagd (Beizjagd) durch arabische Jagdgäste betrieben.

Das Gebiet unseres Hauptförsters beträgt etwa 80.000 ha, darin enthalten sind 95 ha Auwald. Die Nachzucht der wichtigen Pflanzen erfolgt in staatlichen Pflanzgärten. Gepflanzt wird im Schachbrettmuster von 10m x 1m. Die Kosten sind mit ca. 10 €/ha unglaublich niedrig. Die Usbekische Währung SUM ist allerdings Inflationsgeld. 1 € entspricht derzeit 9000 SUM. Beim Geldwechsel erhält man für 50 € einen Pack Geldscheine zusammengehalten von einem Gummiband, da normale Geldbörsen dafür nicht ausreichen. Den Wüstenausflug beendeten wir in einem zünftigen Jurtenrestaurant in den Bergen an der Grenze zu TURKMENISTAN. Das Hauptgericht war wieder PLOW, aber etwas anders zubereitet als am Tag zuvor.

Der 16.09.2018 (5. Tag) war dem Besuch der Oasenstadt CHIWA gewidmet. Vor vielen Jahrhunderten bereits wurde CHIWA zu dem Ort, an dem durstige Reisende rasteten. Allmählich aber entwickelte sich die Oase bis ins 18. Jahrhundert zu einem Nest von gefürchteten Karawanenräubern. Die Minarette der Stadt lockten als Wüstenleuchttürme viele Kaufleute an. Aus den räuberischen Einnahmen wurden dann Steuern, die auch zum Reichtum und zur kulturellen Blüte der Stadt beitrugen. Die wirtschaftliche Lage der Stadt war nicht immer gut. So war sie nach verschiedenen Kriegen im 16. und 17. Jahrhundert fast dem Erdboden gleich gemacht. Im 17. Jahrhundert blühte CHIWA als Zentrum eines selbständigen CHANATS wieder auf. Damals machte sich die Stadt einen Namen als Sklavenhandelszentrum. Ein Jahrhundert später war CHIWA nach Unruhen, Pest und Hunger wieder am Ende. In der Stadt blühte Unkraut und wilde Tiere hausten in den Ruinen, so berichtet ein Augenzeuge. Am Anfang des 19. Jahrhunderts unter der KUNGRAT-DYNASTIE ging es wieder aufwärts. CHIWA wurde als Festung ausgebaut und blieb dies bis zum Anschluss an die Sowjetunion. Die vier Stadttore wurden durch zwei Straßenachsen verbunden. Innerhalb der Mauern liegen die Hauptmoschee, die Medresen, Mausoleen, die Paläste des CHANS, aber auch verschiedene Markthallen und die Karawansereien. Die meisten Bauten der inneren Stadt stammen aus dem 19. Jahrhundert. Auch wenn durch die starke Besiedelung im letzten Jahrhundert vieles verändert wurde, so bietet CHIWA dennoch einen anschaulichen Eindruck einer mittelasiatischen Oasenstadt. Heute ist die restaurierte Altstadt ein Freiluftmuseum, in dem das Leben pulsiert. 1967 wurde die gesamte Innenstadt unter Denkmalschutz gestellt.

Wir begannen unseren Stadtrundgang am westlichen Tor, dem OTA DARVOZA. Sofort fällt das KALTA MINOR, das kurze Minarett, ins Auge. Es sollte das höchste Minarett der Stadt werden, denn sein Auftraggeber wollte sich damit ein Denkmal setzen, aber leider wurde es nach dem frühen Tod des Chans nicht mehr fertig gestellt. Eine Legende erzählt, dass es der Baumeister nicht höher bauen wollte, da er dem Emir von BUCHARA ein noch höheres Minarett versprochen hatte. Dahinter konnten wir die Vorderfront der MEDRESE MUHAMMAD AMIN CHAN sehen. Sie wurde 1852 – 1855 erbaut. Sie misst 78m x 60m und war damit die größte Hochschule für das Studium des Koran. Hier waren im 19. Jahrhundert oft 250 Studenten an der Arbeit. Die Medrese ist heute ein Luxushotel. Am kurzen Minarett bogen wir nach links ab und gelangten so zur Zitadelle (KOX`NA ARK). Der Name bedeutet alte Festung, und war die Residenz der CHANE von CHIWA. Begonnen wurde der Bau in den Jahren 1804 -1806 durch ALLAKULI CHAN. 1825 wurde der Bau fortgesetzt und erst Anfang des 20. Jahrhunderts vollendet. Der hohen Mauer aus getrockneten Ziegeln sieht man nicht an, welche vielfältige Pracht sich in ihrem Inneren verbirgt. Wir ließen es uns nicht nehmen, die unregelmäßigen und hohen Stufen zum Aussichtspunkt zu besteigen. Der großartige Panoramablick auf CHIWA entschädigte uns für die Mühe. Auf der Hauptachse in Richtung Süden gelangten wir dann zum PAHLAVON – MAXMUD- MAUSOLEUM, dem schönsten Grabmal in CHIWA. Hierher kommen auch heute noch Hochzeitspaare und Pilger, um zu beten. Im Innenhof gibt es einen heiligen Brunnen, dessen Wasser verjüngende Wirkung haben soll. Nach der SHERGOZI-CHAN MEDRESE, gebaut zwischen 1718 und 1720, bestaunten wir die ISLOM-XO`JA-MEDRESE mit dem gleichnamigen Minarett, beides erst am Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. ISLOM-XO´JA war in dieser Zeit ein beliebter Großwesir. Das Ensemble ist das letzte Großprojekt, das in den mittelasiatischen Chanaten errichtet wurde. Mit knapp 57 m ist das Minarett etwas niederer als das höchste in USBEKISTAN. Der zweite Palast in der Altstadt nennt sich TOSHAULI. Er bestand aus drei Höfen, einem Harem, einem Gerichtshof, einem Festsaal und sechs hohen Wohnungen. Alles ist mit glasierten Kacheln und typischen Ornamenten reich verziert. Einen Blick warfen wir auch auf die MEDRESE KUTLUQ MURAD INAQ, die zwischen 1804 und 1812 erbaut wurde. Sie ist die erste zweistöckige Medrese, die nach Vorbildern aus BUCHARA gebaut wurde. Die letzte MEDRESE vor der Mittagspause war der Bau des ALLAKULI CHAN, der 1834 errichtet wurde. Mit UNESCO-Geldern wurde die Medrese restauriert. Heute befinden sich im Inneren kleine Handwerksbetriebe. Man kann beim Teppichknüpfen und beim Seidenweben zuschauen. Im dortigen Kulturzentrum werden auch Folkloreveranstaltungen organisiert. Auf dem großen Platz vor der Festung fand an unserem Besuchstag ein Folklorefest mit vielen bezaubernden Tänzerinnen aus allen mittelasiatischen Regionen statt. Am Abend konnten wir beim Essen auf einer Dachterrasse das fulminante Ende des Festivals, inklusive Feuerwerk, miterleben.

Am 17.09.2018 (6. Tag) mussten wir eine längere Busfahrt durch die Wüste KYZYLKUM hinter uns bringen, um nach BUCHARA zu gelangen. Auf der alten Karawanenstrasse gab es immer wieder lohnende Photostopps. Ein Halt am Grenzfluss zu TURKMENISTAN, dem AMUDARIJA, gab Anlass über die Bewässerung in dem Zweistromland nachzudenken. Sie ist weitaus komplizierter als einfach Wasser über die Felder zu leiten. Das schwierigste Problem dabei ist die Bodenversalzung zu vermeiden. Ich erinnerte mich an eine Bodenkundevorlesung „Bodenbewirtschaftung in Trockengebieten“. Ein Liter Grundwasser kann in Mittelasien bis zu 250 Gramm Salz enthalten. Bei oberflächennahem Grundwasserspiegel werden die gelösten Salze durch Kapillarwirkung in die oberen Bodenschichten gezogen. Bereits in zwei bis drei Meter Tiefe beginnt das Grundwasser bei den hohen Temperaturen Mittelasiens zu verdunsten, dabei fallen schon die in ihm gelösten Salze aus und gefährden die Ertragsfähigkeit des Bodens. Um dies zu vermeiden müssen also zuerst Entwässerungskanäle angelegt werden. Durch ein Netz von ihnen wird der Grundwasserspiegel zwei bis drei Meter unter der Geländeoberfläche gehalten. Die noch im Boden verbleibenden Salze werden von salzarmen Flusswasser ausgewaschen. Auf diese Weise kann der Salzgehalt im Boden so stark reduziert werden, dass er von Kulturpflanzen toleriert wird. Der Salzgehalt des Bodens muss also ständig kontrolliert werden und wenn er zu hoch ist, durch Auswaschen wieder reduziert werden. Eine besonders wichtige Kulturpflanze Usbekistans ist die Baumwolle, auch wenn ihr Anbau in den letzten Jahren zugunsten von Essbarem zurückging. Die zu den Malvengewächsen gehörende Pflanze braucht guten Boden, mindestens 200 frostfreie Tage am Stück und etwa 600 mm Niederschlag im Jahr oder entsprechende Bewässerung. Das Gewächs wird zwischen 0,5 bis 6 Meter hoch und braucht Temperaturen nicht unter 18 Grad. Der Wasserbedarf liegt bei etwa 8000 m³ pro Hektar. Die Aussaat der Baumwolle beginnt im März. Während der Wachstumszeit werden die Felder je nach Bedarf bewässert und gedüngt. Im September beginnt die Ernte, die sich bis in den Dezember hinziehen kann. Sie ist kompliziert und kostspielig, weil die Kapseln zu unterschiedlichen Zeiten reifen. Sind die Blütenblätter abgefallen, beginnt die Fruchtkapsel schnell zu wachsen. Sobald sie reif ist, platzt sie auf. Dann quellen die watteweichen Fasern heraus, in die feine Samen eingebettet sind. Innerhalb von wenigen Tagen muss nun geerntet werden, bevor sich die Fasern von der Kapsel lösen und vom Winde verweht werden. Nicht nur die weißen Fasern aus der Kapsel sind wertvoll auch Blätter und Stängel sind Rohstoff für über 200 Produkte. Eine Folge der intensiven Bewässerung ist das Verschwinden des Aralsees. Die beiden Flüsse AMUDARIJA und SYRDARJA, die einst in den Aralsee mündeten, versickern heute kilometerweit vor dem See. Seit 1987 besteht der See aus zwei Teilen, die nicht mehr miteinander verbunden sind. Bis 1999 gab es aber noch einen Kanal, der einen Wasseraustausch ermöglichte. 2003 teilte sich der südliche Aralsee in ein östliches und ein westliches Becken. Durch einen Staudamm aus dem Jahre 2005 bleibt das Wasser des SYRDARJA im nördlichen Teil, dessen Wasserspiegel nun langsam wieder steigt. Für die kasachische Stadt ARALSK und ihre Fischer gibt es neue Hoffnung. Weil aber der südliche Teil jetzt ganz vom Flusswasser abgeschnitten ist trocknet er nicht nur aus sondern versalzt. Diese neue Wüste wird ARALKUM genannt. Wir erreichten unser Hotel in BUCHARA am späten Nachmittag. Es lag mitten im Zentrum der einmalig schönen Stadt. Nach einem landesüblichen Abendessen konnten wir im nahe gelegenen Bier- und Weingarten am Wasserbecken LABI HAUZ den an Ereignissen reichen Tag ausklingen lassen.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise war am 18.09.2018 (7. Tag) die Besichtigung BUCHARAS. Als eine der ältesten Städte Mittelasiens entstand BUCHARA im

1.Jahrhundert vor Chr. Bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts gehörte BUCHARA zum KUSCHANREICH. Als die ARABER ÄGYPTEN, PALÄSTINA und den IRAN erobert hatten, rückten sie gegen Mittelasien vor, erschienen 709 vor den Mauern BUCHARAS und nahmen die Stadt im Sturm. Seit dieser Zeit wird die Stadt in arabischen Schriften erwähnt. Im 9. Jahrhundert geriet BUCHARA unter die Macht der SAMANIDEN und wurde zum Mittelpunkt eines ausgedehnten Staates, in dem sich Gewerbe, Kultur und Handel erfolgreich entwickelten. Nach dem Niedergang der SAMANIDEN herrschten verschiedene Nomadenstämme, die in der Stadt durch hohe Steuerabgaben immer verhasster wurden und häufige Aufstände verursachten. Im Jahre 1206 beendete der SCHAH von CHORESMIEN einen beinahe erfolgreichen Aufstand und besetzte BUCHARA. Diese Herrschaft dauerte aber nicht lange, denn dann begann die Zeit der MONGOLEN. Im Jahr 1220 eroberte DSCHINGIS CHAN die Stadt und gab sie zur Plünderung frei. Binnen weniger Tage wurde aus der blühenden Oase eine Wüste. Die überlebenden Einwohner mussten BUCHARA verlassen oder wurden umgebracht. Als TIMUR in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts sein Reich gründete, kam die Stadt 1370 dazu. Er ließ Paläste, öffentliche Gebäude, Brücken, Strassen und ein verzweigtes Bewässerungssystem errichten. Unter seinem Sohn ULUG`BEK setzte sich der Aufstieg BUCHARAS fort. Die Stadt wurde Zentrum von Kultur und Wissenschaft. Die den TIMURIDEN nachfolgenden SCHAIBANIDEN erhoben sie Mitte des 16. Jahrhunderts zur Metropole des CHANATS BUCHARA und damit zum kulturellen und politischen Zentrum ganz Mittelasiens. Im Jahr 1740 eroberte der PERSERSCHAH NADIR das CHANAT und setzte MUHAMMAD RAHIM, aus dem Kreis der einheimischen Adeligen, zum Stadthalter ein. Dieser widersetzte sich alsbald und begründete die Herrschaft der MANGYTEN, die BUCHARA bis 1920 regierten. Bereits im 19. Jahrhundert wurde das CHANAT BUCHARA dem RUSSISCHEN REICH als Protektorat angegliedert. Die Sklaverei wurde abgeschafft, außerdem begannen der Eisenbahnbau und die Industrialisierung. Von 1905 bis 1907 fanden immer wieder Streiks in den Baumwollfabriken statt. Nach der russischen Revolution wurde der Emir gezwungen Reformen durchzuführen. Im September 1920 eroberten revolutionäre Aufständische und Teile der Roten Armee die Altstadt BUCHARAS und riefen am 8. Oktober 1920 die sowjetische Volksrepublik Buchara aus.

Ein wunderschöner Beginn des Stadtrundgangs war der Besuch des SAMANIDEN MAUSOLEUMS inmitten des Vergnügungsparks. Es stammt aus den ersten Jahren des 10. Jahrhunderts und ist wegen der Klarheit seiner Formen und seiner einzigartigen Dekoration ein Meisterwerk der frühen islamischen Architektur. Das Mausoleum wurde in der Regierungszeit von ISMAIL SAMANI (892 – 907) als Begräbnisstätte für seine Familie errichtet. Nahe beim SAMANIDEN MAUSOLEUM liegt das Mausoleum des CHASMA-AYUB, ein gedrungenes Bauwerk mit hohem Kegeldach und mehreren Kuppeln, das aus dem 12. Jahrhundert stammt. Der rechteckige Bau besteht aus 4 Räumen, die sich von West nach Ost aneinander reihen. Der mit dem Kegeldach überdeckte Raum, in dem heute noch ein Quellbrunnen zu sehen ist, wird als ältester Bauteil angesehen. Seine Entstehung soll der Legende nach mit dem Propheten HIOB zusammenhängen, der dort das Wort Gottes predigte. Aus der Fülle der Medresen, Moscheen, Paläste und Minarette in Buchara ragen heraus die Festung ARK, MOSCHEE und MINARETT KALON, MEDRESE ULUG`BEK und MEDRESE ABDULASIC CHAN, sowie die MEDRESEN NADIR DEVON BEGI und CHANAKA DEVON BEGI. Die Festung ARK war unser nächstes Ziel. Sie entstand vermutlich um 100 nach Chr. und wurde mehrfach zerstört. Im 7. Jahrhundert wurde der heutige Palastbau mit dem ungewöhnlichen Grundriss in der Form des Sternbildes „Großer Bär“ geschaffen. Die Gesamtfläche der Festung beträgt fast 35 ha. Man betritt sie durch das westliche REGISTAN-TOR. Hier ist die Loge zu sehen, in der der Emir saß und seine Urteile verkündete. Auch die Peitsche als Symbol der Härte der Justiz ist über dem Eingang angebracht. Der ARK war die befestigte Residenz. Dort gab es Paläste, Heiligtümer, Kasernen, Kanzleien, einen Münzhof, Speicher, Vorratshäuser, Werkstätten, Ställe, ein Arsenal sowie ein Gefängnis. Alle diese Einrichtungen entstanden vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Nach einer kleinen Verschnaufpause starteten wir zum „Moscheenmarathon“. Besonders imposant sind die Moschee und das Minarett KALON. Das Gotteshaus ist eines der ältesten und größten in Mittelasien und wurde 1514 im Stil der TIMURIDEN gebaut. Der Innenhof bietet Platz für 10.000 Betende. Die Galerie wird von 288 Kuppeln bedeckt, die sich auf 208 Säulen stützen. Die Moschee hat 7 Eingänge. Das ganze Ensemble wird von einer weithin sichtbaren Kuppel auf einem geschmückten Tambour gekrönt. Das 1127 von ARSLAN CHAN in Auftrag gegebene MINARETT KALON ist das Wahrzeichen der Stadt. Ein vorangegangener Bau stürzte wegen technischer Mängel ein. Nach Beseitigung der Trümmer wurde ein neuer Versuch gestartet. Die Baumeister bemühten sich, frühere Fehler zu vermeiden und errichteten das Bauwerk ohne Hast. Einer Legende nach soll der Bauleiter, der das Fundament mit einer Mischung aus Kamelmilch und Alabaster ausgelegt hatte, aus BUCHARA verschwunden sein, damit ihn der Bauherr nicht zwingen konnte, vor einer vollständigen Trocknung des Fundaments weiterzubauen. Das Minarett ist 46 m hoch. Sein sich nach oben verjüngender Schaft trägt eine Rotunde mit 16 Bögen. Die Medresen ULUG`BEK und ABDULASIZ CHAN stehen genau gegenüber. ULUG`BEK ließ über den Eingang seiner Medrese meißeln: „ Das Streben nach Wissen ist die Pflicht eines jeden Muslims und jeder Muslima“: Auf dem Türklopfer ist ein zweiter weiser Spruch verewigt: “Möge für den Kreis der in der Bücherweisheit bewanderten Menschen die Pforte des göttlichen Segens jederzeit geöffnet sein“. Der Baumeister ISMAIL IBN TAHIR IBN MACHMUD ISFAHANI schuf die Medrese in der Blütezeit der mittelasiatischen Baukunst (1417 -1418). Die gegenüber stehende Medrese ABDULASIZ CHAN aus dem Jahre 1652 ist prachtvoller und größer. Der genannte CHAN wollte alle seine Vorgänger in dekorativer Ausstattung und architektonischem Wert übertrumpfen. Auf dem Mosaik der Hauptfassade und in der Ausmalung der Innenräume sind Märchenvögel, Vasen mit Blumensträußen und Parklandschaften zu bewundern. Das Dekor ist für den Islam ungewöhnlich und erinnert an indische Miniaturen der Mogulzeit.

Unser abendlicher Umtrunk am LABI HAUZ blieb wieder in bester Erinnerung. Auch dieses innerstädtische Gewässer ist bemerkenswert. Das Wasserbecken ist mit massiven Blöcken verkleidet, die so wirken, als sollten Stufen ins Wasser gleiten. Das Wasser kam aus dem städtischen Hauptkanal. Aus diesem wurden die Einwohner BUCHARAS mit Wasser versorgt. Wegen der Enge der Gassen konnte man kein Bewässerungssystem installieren. Das Bassin musste immer wieder geleert werden. Dieser Kanal war die Lebensquelle BUCHARAS, aber auch der Ursprung vieler Krankheiten. Vor allem eine spektakuläre Wurmart wurde durch die Wasserträger verbreitet. Der Parasit konnte bis zu einem Meter lang werden und fühlte sich in der menschlichen Muskulatur wohl. Beim Barbier ließ man sich die Würmer ausziehen, wenn deren Ende sichtbar war, und auf eine Spule wickeln. Erst ein sowjetischer Arzt beendete diese Zustände. Der HAUZ wurde ausgetrocknet. Erst 1960 wurde er restauriert und erneut mit Wasser befüllt. Im Westen vom LABI HAUZ, hinter dem Denkmal für HODSCHA NASREDDIN, dem usbekischen TILL EULENSPIEGEL, steht die MEDRESE NADIR DEVON BEGLI aus dem Jahr 1622/23. Das Gebäude wurde zuerst als Karawanserei geplant und gebaut. Der CHAN ritt vorbei und lobte die schöne Medrese. Da sich ein CHAN nicht irren kann, wurde der Bau umgewidmet. Die Hauptfassade ist üppig verkleidet. Das Hauptportal ist mit fliegenden phantastischen Vögeln und mit Mustern von Blumen und Tieren geschmückt. Vielfarbige Ornamente blinken in der Sonne. Nach einer Renovierung von 1960 bis 1970 dient der Gebäudekomplex heute als Souvenirmarkt mit einem Restaurant. Im großräumigen Innenhof bekamen wir am Abend des nächsten Tages eine beeindruckende Modenschau von usbekischen Designern vorgeführt.

Am 19.09.2018 (8. Tag) erkundeten wir die Umgebung BUCHARAS. Zuerst besuchten wir die alte Pilgerstätte um das Grab des BAHAUDDIN NAKSHBANDI. Hier kann man lebendigen ISLAM erleben. Der Namensgeber war Begründer eines wichtigen SUFI-ORDENS. An sein Grab kommen täglich hunderte von Pilgern, die auch übernachten können. Anschließend war ein entspannter Spaziergang durch den Sommerpalast der letzten EMIRE von BUCHARA möglich. Dabei konnten wir auch SchauspielerInnen bei den Aufnahmen zu einem historischen Film beobachten. Bei der Rückfahrt besichtigten wir die am Rande BUCHARAS gelegene Moschee CHOR MINOR. Ein reicher Turkmene mit dem Namen KALIF NIYAZKUL ließ sie um 1807 errichten. Ihre Bauweise weicht vom traditionellen Stil ab und orientiert sich am indischen TAJ MAHAL Das für diese Region eher ungewöhnliche Bauwerk wurde zu einem Wahrzeichen BUCHARAS.

 

Die Stadt des AMIR TIMUR, der auch gerne TAMERLAN genannt wird, mit dem Namen SCHARISABS war am 20.09.2018 (9. Tag) Ziel der Reise. Die sog. grüne Stadt ist UNESCO -Weltkulturerbe. Hier wurde der schreckliche Herrscher geboren. Sie hat heute 60.000 Einwohner und ist nicht nur für ausländische Touristen ein Magnet. Auf dem zentralen Platz kann man immer wieder traditionelle Hochzeiten sehen. Auch wir hatten das Glück. Obwohl SAMARKAND die bessere Lage hat und deshalb auserwählt wurde, das Juwel seines Reiches zu werden, wandte TIMUR auch SCHARISABS große Aufmerksamkeit zu. Die innere Stadt war von hohen Mauern und einem Wassergraben umgeben. Die Krönung der Bauten war der weiße Palast und die Umbenennung in SCHARISABS, d.h. grüne Stadt, wegen ihrer ausgedehnten Gärten. Im Zentrum steht die neue Statue TIMURS imposant vor den Ruinen seines Schlosses. Es sind nur die Reste des Portaleingangs erhalten geblieben, diese sind aber grandios. TIMURS Biograph SHERIF ED DIN ALI YEZDJ schreibt, dass die Welt kein ähnliches Bauwerk gesehen habe, das seine Spitze von der Erde bis zur Höhe des Himmelsgewölbes streckt. Er fügte hinzu, dass man ihm den Ehrennamen „Weißer Palast“ gegeben hat, obwohl er eigentlich himmelblau war. Auf unserer Wanderung besichtigten wir noch die KO’K-GÜRBÜZ –MOSCHEE mit ihrer auffallend blauen Kuppel und vor allem das JAHONGIR-MAUSOLEUM für TIMURS Sohn, der mit 12 Jahren vom Pferd fiel und starb. TIMUR hat unter dem Verlust sehr gelitten. Der russische Dichter MAXIM GORKI schreibt in einer Novelle „Seit dem Tag, als sein Sohn DSCHANGIR starb, bis zur Stunde seines Todes lächelte TIMUR 30 Jahre nicht ein einziges Mal. Er lebte, die Lippen zusammengekniffen und vor niemand das Haupt beugend. Sein Herz war 30 Jahre dem Mitleid verschlossen“. Am Abend erreichten wir die letzte und wahrscheinlich bedeutendste Stadt USBEKISTANS auf unserer Reise SAMARKAND.

Neue Ausgrabungen haben ergeben, dass die Stadt über 2.500 Jahre alt ist. Einst die Hauptstadt von SOGDIEN wurde sie 329 vor Chr. von ALEXANDER DEM GROSSEN eingenommen und stand danach immer wieder unter der Herrschaft verschiedener Eroberer. Sie überlebte den Einmarsch und die Zerstörung durch die Kämpfer von DSCHINGIS CHAN. Nach einer Revolte gegen die mongolischen Unterdrücker begann SAMARKAND unter TIMUR und seinen Nachkommen, allen voran der geniale Astronom ULUG’BEK, den Aufstieg zur wichtigsten Kultur -und Handelsstadt Mittelasiens. Die Architekturdenkmäler, für die SAMARKAND berühmt ist und die noch heute wirken wie aus 1001 Nacht, entstanden zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert begann mit dem Überfall der SCHAIBANIDEN, der Vorfahren der heutigen USBEKEN, ein Niedergang SAMARKANDS. Erst als die Stadt 1887 unter russische Herrschaft kam ging es wieder aufwärts. Als Provinzhauptstadt mit Eisenbahnanschluss und Industrialisierung konnte sich SAMARKAND wirtschaftlich wieder erholen. Heute hat die Stadt 370.000 Einwohner und teilt sich in zwei unterschiedliche Bereiche. Das eigentliche städtische Leben findet im modernen russischen Teil statt. Der andere Teil ist weitgehend Museum. Wir übernachteten in einem Hotel im original russischen Stil.

 

Mit der Besichtigung des GUR EMIR MAUSOLEUMS begannen wir am 21.09.2018 (10. Tag) unsere Erkundung der atemberaubenden Stadt SAMARKAND. GUR EMIR heißt das Grab des Gebieters und wurde Ende des 14. bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts als Grabstätte für die TIMURIDEN errichtet. Auf TIMURS Befehl wurde es für seinen Enkel MUHAMMED SULTAN errichtet, der im Jahr 1403 unerwartet starb. Über dem eigentlichen Grabmal erhebt sich ein Tambour, auf dem eine gerippte Kuppel ruht, die zum Himmel strebt. Ihre farbigen Schmelzziegel lassen sie von weitem blau erscheinen. Dieser Farbeffekt entsteht durch geschickte Vereinigung verschiedenfarbiger Elemente. Auch die Innenausstattung ist äußerst prächtig. Die Wand ist mit großen Onyxplatten verkleidet. In der dekorativen Bemalung der Wände und des Kuppelinneren wurde überwiegend Gold verwendet. In der Mitte befinden sich einige Grabmale, darunter in zentraler Lage ein Quader aus schwarzem Nephrit, das Grab TAMERLANS. Nach diesem beeindruckenden Bauwerk gingen wir zum nahe gelegenen Wahrzeichen SAMARKANDS dem REGISTAN-Platz. Er ist nicht nur das bekannteste Wahrzeichen der Stadt sondern ganz USBEKISTANS und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO. Auf dem Platz verkündeten im Mittelalter die Herrscher ihre Erlasse und hielten Gericht. Er war aber auch die meiste Zeit Marktplatz. Während der Herrschaft TIMURS wurde der REGISTAN das Zentrum SAMARKANDS. Unter seinem Enkel ULUG’BEK erhielt der Platz weitere Funktionen so wurden Militärparaden abgehalten, Gesetze verkündet und Hinrichtungen vollzogen. Ende 1917 wehte die rote Fahne der Revolution über dem REGISTAN. Die Frauen verbrannten als Zeichen der Befreiung vom ISLAM ihre Gesichtsschleier. 1920 versammelte hier der bolschewistische General FRUNZE seine Soldaten zum Marsch auf BUCHARA. 1925 wurde SAMARKAND zur ersten Hauptstadt der Usbekischen sozialistischen Sowjetrepublik erklärt. 1927 wurde die Universität gegründet, ihr folgten eine medizinische Hochschule, ein Sportstadion und ein Theater für Oper und Ballett. Die beeindruckenden Bauten am REGISTAN entstanden in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts, an der Westseite die MEDRESE ULUG’BEK, eine Pilgerherberge an der Ostseite, eine Karawanserei an der Nordseite und zwei Moscheen auf der südlichen Seite. Als zwei Jahrhunderte später die Bauten verfielen, wurde der Platz umgebaut. Es wurden die MEDRESEN SHIR DOR und TILLYA-KARI errichtet. Von diesen Bauten wird der REGISTAN bis heute geprägt. Auf dem Portal der SHIR DOR MEDRESE sind löwenartige Tiger dargestellt, die in sich die Sonne tragen und weiße Antilopen jagen. Die ganze Verzierung der MEDRESE steht unter dem Zeichen der Sonnensymbolik, überall wiederholen sich Varianten des alten Sonnensymbols des Hakenkreuzes. Die figürlichen Darstellungen widersprechen dem islamischen Bilderverbot und legen die Vermutung nahe, dass vorislamische Einflüsse der ZOROASTRIER zu spüren sind. Möglicherweise sind es auch INDISCHE Einflüsse wie in BUCHARA. Die jüngste MEDRESE ist die TILLYA-KARI, die „Goldbedeckte“ von 1641 bis 1660 erbaut. Die Studentenzellen liegen in zwei zum Platz hin geöffneten Fassaden. Die dritte MEDRESE ist die von ULUG’BEK. Während man TIMUR mit monumentalen Moscheen und Mausoleen in Verbindung bringt, so schreibt man ULUG’BEK Astronomie und Wissenschaft zu. Die älteste MEDRESE auf dem REGISTAN ist dazu passend mit Sternenmotiven verziert. Hier lebten mindestens 100 Studenten, die von den besten Lehrern sowohl in Islamkunde als auch in allen anderen damals wichtigen Disziplinen unterrichtet wurden. Die Legende behauptet sogar, dass der Herrscher ULUG’BEK in Astronomie Vorlesungen gegeben haben soll. Nach einer Mittagspause nahe beim REGISTAN staunten wir im Observatorium des ULUG’BEK über den gigantischen gemauerten Sextanten mit dem ein Sternenatlas erstellt wurde. Die astronomischen Tafeln weisen eine im Abendland erst viel später erreichte Genauigkeit auf. Nach diesem Höhepunkt wurden wir in einen freien Nachmittag entlassen.

Am Vormittag des 22.09.2018 (11. Tag) führte unser Weg zur Totenstadt SHAH–I-ZINDA. einer eindrucksvollen Nekropole. Von Norden nach Süden sind an einem engen 70 m langen Korridor 16 Mausoleen und kleine Moscheen angeordnet. Wegen des vielfältigen intensiven und märchenhaften Dekors kann man den Komplex auch als „Majolika-Freilichtmuseum“ bezeichnen. Die Nekropole entstand neben der hier vermuteten Grabstätte des QUSSAM IBN ABBOS, des Begleiters des Propheten MOHAMMED. Zurück in der Stadt konnten wir durch den belebten Basar bummeln und orientalisches Treiben genießen. Nach der Mittagspause bestaunten wir noch die schönste und größte Moschee in SAMARKAND, ja die größte der Östlichen Welt, die BIBI-KHANUM. Nach dem erfolgreichen Feldzug gegen INDIEN wollte TIMUR mit dieser großartigen Moschee im Jahr 1399 Zeichen setzen und seine grenzenlose Macht demonstrieren. Die Freitagsmoschee sollte eine irdische Nachbildung des Paradieses werden, in dem sich die Gläubigen von überirdischer Schönheit umgeben dem Gebete widmen. Die berühmtesten Handwerker und Baumeister der damaligen Zeit wurden zwangsverpflichtet. Sogar Elefanten als Lastenträger wurden aus INDIEN geholt. Der hastig und übereilt durchgeführte Bau litt lange Zeit unter Baumängeln, auch die zahlreichen Erdbeben brachten das Bauwerk immer wieder fast zum Einsturz. Der Innenhof dieses Monuments hat eine Fläche von 540 m². Das Hauptportal ragt in eine Höhe von 40 m. Erdbeben und Plünderungen machten TIMURS Prachtbau im Lauf der Jahrhunderte zu einem riesigen Ziegelhaufen. Erst mit moderner Bautechnik und historischem Wissen wurde ab 1974 der heutige grandiose Bauzustand erreicht, gerade richtig für den beginnenden Tourismus auf der Seidenstraße. TIMUR ließ die Moschee auch zu Ehren seiner Lieblingsfrau und Vertrauten BIBI-KHANUM bauen. Daher hat der Bau auch seinen Namen. Der Legende nach soll BIBI-KHANUM wunderschön gewesen sein. Auch ein junger Baumeister verliebte sich in die Königin. Als TIMUR wieder einmal von einem Feldzug heimkam und der Bau noch nicht vorangekommen war, drängte BIBI KHANUM, wahrscheinlich um die schlechte Laune des Gemahls zu besänftigen, den Baumeister zu mehr Eile. Dieser willigte ein, aber nur wenn er die Schöne küssen dürfe. Nach langem Zögern willigte sie ein. Leider bekam TIMUR den kleinen Fehltritt seiner Gattin mit und rächte sich nach Art des moslemischen Kulturkreises, indem er sein Weib mit dem Tode bestrafte. Der Baumeister floh und konnte sich so dem Tode entziehen. BIBI-KHANUM sollte von einem Minarett in den Tod gestürzt werden. Sie bat darum, alle ihre Seidenkleider anziehen zu dürfen. Diese letzte Bitte wurde ihr gewährt. Damit überstand sie den Sturz und die Fallschirmseide war erfunden. Zum Schluss der umfangreichen Besichtigungen in SAMARKAND besuchten wir noch das Museum für die Entstehungsgeschichte der Stadt und die Ausgrabungsstätte AFROSIAB. Auch das Grab des PROPHETEN DANIEL zog uns nochmals in seinen Bann. Das 18 m lange Grab muss dreimal umrundet werden, um den Segen des Heiligen zu erlangen Der Legende nach wird der Prophet auch jedes Jahr einige cm länger.

Der 23.09.2018 (12. Tag) diente zum Ausspannen. Wir besichtigten noch eine berühmte Teppichfabrik. Der Eigentümer sprach hervorragend Deutsch. Er nahm sein Wissen über die Teppichherstellung mit nach Deutschland ins Exil. Vor einigen Jahren kam er zurück in seine Heimat und gründete den Vorzeigebetrieb. Interessant war auch eine Papiermühle, in der nach chinesischer Art wertvolles Büttenpapier hergestellt wird. Ein Besuch in einem „Wiener Kaffeehaus“ rundete den letzten Tag in SAMARKAND ab. Am späten Nachmittag fuhren wir in einem supermodernen ICE in gut 2 Stunden die 300 km zurück nach TASCHKENT. Nach einem Abendessen in unserem Stadthotel vom 1. Tag brachte uns der Bus zum Flughafen. In der Nacht starteten wir zum Heimflug über ISTANBUL nach MÜNCHEN. Die großartige Reise in die ehemalige Sowjetrepublik USBEKISTAN war wieder einmal ein unvergessliches Erlebnis. Am Schluss noch ein herzliches Dankeschön an unsere hervorragende Reiseleiterin Frau BARNO, unsere Busfahrer und an das Reisebüro ERICH ZEITLER.

Bericht von Hubert Berghammer

Bilder von Josef Kröpfl und Johanna Gebhard

Registan in Samarkand