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Bericht über die Montenegro-Reise des BayFV im Juni 2018

Auf der Suche nach den letzten Paradiesen Europas haben wir einen echten Geheimtipp gefunden, das kleine Balkanland Montenegro. Die berühmten Küstenstädte Kotor, Budva und Ulcinj, sowie Dubrovnik (in Kroatien) sind natürlich schon lange kein Geheimtipp mehr. Hinter der berühmten Adriaküste beginnt unmittelbar der schöne Teil Montenegros mit den in der Reiseausschreibung versprochenen Schluchten des Balkans, den Seen und den beeindruckenden Bergen.

Am 06.06.2018 (1. Tag) starteten wir um 14.20 Uhr mit der Lufthansa in MÜNCHEN. Die Ankunft in DUBROVNIK um 15.45 ermöglichte am 1. Abend noch ein ausgiebiges Bad in der ADRIA.

Den 06.06.2018 (2. Tag) nutzten wir zur Besichtigung der UNESCO –Weltkulturerbestadt. Der ursprüngliche Name der Stadt war RAGUSA. Sie gehörte zum Oströmischen Reich. Da aber BYZANZ weit weg war, blieb der militärische Schutz aus und die Stadt war gezwungen, sich mit dem Bau einer starken Befestigungsanlage vor ungewolltem Besuch zu schützen. Eine vergebliche 15 Monate dauernde Belagerung durch islamische SARAZENEN im 9. Jahrhundert zeigte bereits früh die Tauglichkeit der Verteidigungsmauern. Nach den Kreuzzügen geriet RAGUSA 1205 n. Chr. unter die Herrschaft VENEDIGS und wurde zu einem wichtigen Stützpunkt. Etwa 150 Jahre währte die 1. Hochblüte der nun venezianischen Küstenstadt. Auch im ungarisch-kroatischen Königreich, nach dem Frieden von ZADAR im Jahr 1358, genoss RAGUSA weitgehende Selbständigkeit und konnte sich ungestört dem florierenden Handel widmen. Nach der verlorenen Schlacht gegen SULEIMAN DEN PRÄCHTIGEN im Jahr 1526 und dem Ende des Königreichs nutzten die Bürger von RAGUSA das Machtvakuum und riefen die unabhängige Republik RAGUSA aus. Die nächsten 150 Jahre waren wieder eine goldene Zeit der Stadt. Sie unterhielt Handelsbeziehungen mit dem gesamten Mittelmeerraum. Der im 17. Jahrhundert einsetzende Überseehandel ging allerdings an RAGUSA vorbei. Ein starkes Erdbeben 1667 mit einer fast totalen Zerstörung der Stadt beendete die großen Zeiten. Bis 1808 konnte sie sich noch unabhängig halten und wurde dann im Wiener Kongress (1814/15) bis zum Ende des 1. Weltkriegs Teil der Donaumonarchie. Dann gehörte sie zum neuen Königreich JUGOSLAWIEN und erhielt den slawischen Namen DUBROVNIK. Im 2. Weltkrieg geriet die Stadt von 1941 bis 1943 unter italienische, 1943/44 unter deutsche Herrschaft und wurde dann Teil des kommunistischen JUGOSLAWIEN von Marschall TITO. Ab 1960 bis zum Bürgerkrieg 1991 entwickelte sich DUBROVNIK zu einem Hauptanziehungspunkt des Jugoslawien-Tourismus‘. Vom Oktober 1991 bis Mai 1992 befand sich die Stadt im Belagerungszustand und wurde regelmäßig von serbischer Artillerie beschossen. Das kostete 114 Menschen das Leben, traf 70% der Häuser und verursachte gravierende Schäden an der historischen Bausubstanz der Altstadt. Einige Jahre blieben daher die Touristen aus. Heute erstrahlt DUBROVNIK dank internationaler Hilfe wieder in altem Glanz und lockt täglich tausende Besucher an. So spazierten auch wir mit unserer Reiseleiterin FRANZISKA, die betont kroatische Folklore trug, auf der Flaniermeile, der „STRADUN“. Wir bestaunten den mächtigen Mauerring, fotografierten den bezaubernden ONOFRIO-BRUNNEN, in einer der ältesten Apotheken EUROPAS im FRANZISKANER-KLOSTER kauften wir billiges Aspirin und Voltaren, sodann wanderten wir weiter nach Osten zur ROLANDSSÄULE, dem Wahrzeichen der ehemaligen freien Handelsrepublik. Hier verlas einst einer der Stadtsprecher die Dekrete und Ankündigungen der Stadtregierung. Der genau 51,2 cm lange Unterarm der Statue wurde als Maß für die DUBROVNIKER Elle genommen. Weitere Sehenswürdigkeiten waren der Rektorenpalast, eine Parallele zum Dogenpalast in VENEDIG, die Kathedrale MARIÄ HIMMELFAHRT, die Barockkirche für den Stadtheiligen ST.BLASIUS und schließlich der 35 m hohe Glockenturm, an dem wir in die Mittagspause entlassen wurden. Am späten Nachmittag fuhren wir weiter in Richtung MONTENEGRO in unser luxuriöses 5-Sterne-Hotel in PODGORICA.

Am 07.06.2018 (3. Tag) fuhren wir an PODGORICA vorbei ins großartige Bergland von MONTENEGRO zum DURMITOR-NATIONALPARK, einem UNESCO-WELTNATURERBE. Eine kleine Wanderung in einem Naturwaldreservat mit beeindruckenden uralten Schwarzkiefern ließ endlich das Forstprogramm zur Geltung kommen. Weiter ging es durch den tief eingeschnittenen MORACA CANYON hinauf zum Bergsteiger- und Skitouristenstädtchen ZABLJAK in 1456 m Höhe. In der Mittagspause konnten wir das gute montenegrinische Bier genießen. Es wird im Lande in der Stadt NIKSIC gebraut. Die Brauerei gehört aber inzwischen dem Großkonzern INBEV aus Belgien. Auch die Lammspezialitäten und der Rinderschinken waren köstlich. Der Nachmittag begann mit einer Wanderung um den CRNO JEZERO, den „schwarzen See“, einem malerischen Gebirgssee. Die dichten Wälder um den See und die auch im Sommer nicht abschmelzenden Schneefelder zwischen dem 2313 m hohen SAVINKUK und der im Sonnenuntergang rot glühenden Wand des CRVENA GREDA vermitteln ein alpines Gefühl. Die Hochebene von ZABLJAK mit ihren riesigen grünen Magerwiesen, kleinen Seen und Schafherden erinnert an die schottischen Highlands.

Am späten Nachmittag erreichten wir auf der Fahrt durch den TARA-CANYON die weltberühmte TARA-BRÜCKE. Ein kleiner Fußmarsch über dieses Bauwerk ließ uns erschauern, denn der gesamte Schwerverkehr von SERBIEN zum Meer wird über diesen Engpass geleitet. Übergroße LKW lassen die geniale Konstruktion erzittern und den Begeher um sein Leben fürchten. Den Bau und den verantwortlichen Ingenieur umgibt eine dunkle Geschichte, Erst kurz vor dem Einmarsch der italienischen Truppen im 2. Weltkrieg war der Übergang fertig gestellt worden, da befahl die Führung der sich gerade formierenden Partisanen die sofortige Zerstörung. Mit der Ausführung dieses Auftrags betraute man nun ausgerechnet jenen genialen Ingenieur, nach dessen Plänen und unter dessen Leitung die Brücke gebaut worden war. LAZAR JAUKOVIC stellte den Stolz auf sein Werk hinter die taktischen Überlegungen der Partisanen und sprengte den mit 116 m längsten der Bögen. Als er kurz darauf von den Italienern gefangen genommen wurde, ließen die ihn auf seiner Brücke erschießen. Sein Werk überstand den Krieg trotz des massiven Eingriffs. Die Sprengung war so genau berechnet, dass die Statik des Restbauwerks dessen Stabilität garantierte und die Brücke 1946 mit relativ geringem Aufwand wieder repariert werden konnte. Die TARA-BRÜCKE spannt sich heute wieder in 5 Bögen über den tiefen CANYON. Die gesamte Spannweite beträgt 350 Meter. Am höchsten Punkt bietet die Brücke eine Fallhöhe von 150m, ideal für Bungee-jumper. Den unvergesslichen Tag beendeten wir in einem frisch renovierten Berghotel in KOLASIN.

Der 08.06.2018 (4. Tag) begann mit einer Besichtigung des berühmten MORACA-KLOSTERS. Es gilt wegen seiner herrlichen Fresken als das schönste Kloster MONENEGROS und liegt an der Straße von KOLASIN nach PODGORICA über dem tiefen Einsschnitt der MORACA. Es ist eines der wenigen vollständig erhaltenen Baudenkmäler MONTENEGROS aus dem Mittelalter. Gegründet wurde es 1252 von HERZOG VUKAN. Das mit Blei gedeckte Dach nahmen die türkischen Eroberer nach der Einnahme des Gebiets mit, um daraus Bleikugeln zu gießen. Die ursprünglichen Fresken, nun Wind und Wetter ausgesetzt, überstanden die Zeit leider nicht, und so wurde ein Jahrhundert später die Ausschmückung der Kirche erneuert. Die größten Kirchenmaler der damaligen Zeit waren daran beteiligt. Ebenfalls beachteten wir die Intarsienarbeiten des Fußbodens. 

Die Mittagspause nutzten wir zu einem Spaziergang durch PODGORICA. Die Stadt am Zusammenfluss von MORACA und RIBNICA ist der administrative und wirtschaftliche Mittelpunkt des Landes. Für Touristen ist sie allerdings bedeutungslos bis auf einige gute Hotels. Nach der fast vollständigen Zerstörung im 2. Weltkrieg wurde die Stadt im klassischen, sozialistischen Stil auf dem Reißbrett neu angelegt. Sie erhielt auch gleich einen neuen Namen TITOGRAD. 1992 wurde ihr im Bürgerkrieg wieder der alte Name verliehen. Die meisten Geschäfte und Verwaltungsgebäude liegen in der Neustadt. Am gegenüberliegenden Ufer der MORACA befindet sich ein Plattenbauviertel mit vielen Wohnungen und den Instituten der Universität. Die Altstadt wird überwiegend von Moslems bewohnt. Nach der offiziellen Statistik hat die Stadt knapp 170.000 Einwohner, tatsächlich dürften es wesentlich mehr sein. Ein Blick auf die Wellblechsiedlungen in den östlichen Randbezirken, wo immer noch viele Flüchtlinge aus den BALKANKRIEGEN leben, wird schnell klar, dass an eine präzise Zählung kaum zu denken ist. Hinzu kommt ein starker ROMA-Anteil, deren Lebensweise sich einem korrekten Zensus ohnehin entzieht. Auch wenn das riesige Aluminiumwerk als größter Industriebetrieb des Landes für einige Tausend Arbeitsplätze sorgt, ist die Arbeitslosigkeit hoch und führt dazu, dass PODGORICA nicht als reiche Stadt gelten kann.

Der Nachmittag war für das Kloster OSTROG vorgesehen. Für Gläubige der SERBISCH ORTHODOXEN Kirche ist mind. eine Pilgerreise zum Felsenkloster heilige Pflicht. Aber auch für alle anderen ist OSTROG mit der kühn in die Südflanke der OSTROSKA GREDA gehauenen Anlage mit dem großartigen Blick auf die BJELOPAVLICKO-EBENE unbedingt sehenswert. Die Klosteranlage erstreckt sich inzwischen über gut 200 Höhenmeter. Das eigentliche Pilgerziel ist der obere Teil mit den zwei kleinen Höhlenkirchen, den kargen Mönchszellen und den spartanischen Schlafräumen. Der untere Teil dient vor allem als Versorgungszentrum für den heiligen Ort. Die Gründung des Klosters geht auf den heiligen VASILIJE, den Metropoliten der HERZEGOWINA, zurück, der hier im Jahr 1672 starb. Für die Stunden seines Todes sind einige Wunder überliefert, die die Heiligsprechung beschleunigten und seine Reliquien in der unteren kleinen Kirche zum Pilgerziel machten. Über winkelige Treppen erreichten wir die Etage darüber in die mit Fresken geschmückte Heilig-Kreuz Kirche. Durch tausende brennende Kerzen sind die von 1666/67 stammenden Malereien auf den Felsen mittlerweile ziemlich eingeschwärzt.

Es wird immer wieder gemunkelt, dass sich RADOVAN KARADIC, der Serbenführer aus dem Jugoslawischen Bürgerkrieg, in dem Kloster versteckte.

Am Abend war das Hotel am Meer in BUDVA unser Ziel. Wir waren überrascht, wo wir unsere nächsten 4 Nächte verbringen sollten. Es war kein klassisches Hotel, sondern eine kleine Stadt bestehend aus vielen kleinen, weißen Häusern mit blauen Fensterläden. Es gab Geschäfte, Cafeterias, Restaurants, Biergärten und Discotheken. Der berühmte Strand von BUDVA SLOVENSKA PLAZA war unmittelbar benachbart. Vor unserem Haus befand sich ein großer Bier- und Weingarten, der zum abendlichen Umtrunk einlud.

Da das Wetter am 09.06.2018 (5. Tag) regnerisch war, zogen wir das Programm vom 7. Tag vor. Unser Reiseleiter MILO SPASIC, ein Serbe, blühte bei längeren Busfahrten auf. Er erzählte uns auch seine Sicht des jugoslawischen Bürgerkriegs. Für mich wurde klar, dass wir auch damals schon von unseren Medien einseitig berieselt wurden. MILOS Hass auf BILL CLINTON war in vieler Hinsicht verständlich. Der 1. Stopp an der malerischen Küstenstraße galt der Hotelinsel SVETI STEFAN. Das Inselchen ist ein Juwel, das man sich gerne anschauen möchte. Das wird allerdings teuer, denn das Aushängeschild des Tourismus in MONTENEGRO ist derzeit in neuen Händen. Die Hotelkette AMAN aus Südostasien, spezialisiert auf Luxusanlagen in einzigartiger Lage, hat SVETI STEFAN übernommen. Die Patina der 50-jährigen Staatsregie wurde gründlich entfernt, und es wurden alle ausgesperrt, die nicht 1000  € pro Nacht aufwenden wollen oder können. Das Ensemble von Steinhäuschen auf der Insel ist beeindruckend, geschmackvoll und luxuriös, der Service angeblich fast geisterhaft perfekt. Die Nachfrage ist nach eigenen Angaben hervorragend.

Der nächste Halt war in der Stadt BAR. Von der maritimen Tradition MONTENEGROS ist bis auf ein paar kleine Fischereihäfen nicht mehr viel übrig geblieben, nur BAR hat mit seinen Fähr- und Verladeterminals den Anschluss an die Moderne auf den Weltmeeren gehalten. Der Frachthafen, ursprünglich nur ein Jubelsteg für die königliche Familie und ihre Gäste, hat sich seit 1906 und dann vor allem in der Nachkriegszeit als echter Wachstumsfaktor erwiesen. Mit 40.000 Einwohnern ist BAR das Zentrum der mittleren Küstenregion und die größte Stadt des Landes am Meer.

Wir besichtigten eine neu gebaute serbisch-orthodoxe Kirche. Die ebenfalls neu gebaute Moschee würdigte MILO mit keinem Blick. Auch auf den Wunsch nach einer Besichtigung ging er nicht ein. Das 1. Ziel des Tages war das alte BAR, STARI BAR, am Fuße des 1593 hohen RUMIJA Gebirges. Allerdings sind die hier von vielen Völkern errichteten Prachtbauten nur noch Ruinen. Die Altstadt wurde im Laufe ihrer Geschichte öfter zerstört und von ihren Bewohnern immer wieder aufgebaut. Erst nach der Verwüstung durch die TÜRKEN im Unabhängigkeitskrieg von 1878 fand kein Wiederaufbau mehr statt. Seit dieser Zeit liegen die Reste der Festung als Ruinendorf auf dem sonnigen Hügel und sind eine der faszinierendsten kulturhistorischen Stätten MONTENEGROS. Um die verlassene Stadt hat sich das muslimische Viertel angesiedelt. Nach der Führung durch die Ruinenstadt besichtigten wir im Rahmen des Forstprogramms den alten Olivenbaum von MIROVICA. Er ist nach Schätzungen ca. 2.500 Jahre alt und damit einer der ältesten Olivenbäume EUROPAS. Am Baum reifen immer noch Oliven.

Die Mittagspause verbrachten wir im Badeort der ALBANER und KOSOVAREN, in ULCINJ. Mein kosovarischer Nachbar von zu Hause reist in seinem Sommerurlaub immer noch gerne hierher, denn ULCINJ gehört sicher zu den schönsten Küstenstädten MONTENEGROS. Das Ensemble von Altstadt, kleinem, von Felsen begrenztem, Naturhafen und einladendem Strand ist einmalig. Die ALBANER haben im Kreis ULCINJ einen Bevölkerungsanteil von über 80%. 

 

Am 10.06.2018 (6. Tag) genossen wir den großartigen Ausblick von der Panoramastraße auf die Bucht von KOTOR. Wir waren auf dem Weg nach CETINJE, der ehemaligen Hauptstadt MONTENEGROS. Kurz hinter dem KRSTAC – Pass beginnt das Dorf NJEGUSI. Es ist eine Ansammlung von kleinen Räucherbetrieben, die den köstlichen NJEGUSKI PRSUT herstellen, einen hochwertigen Rohschinken, der dem Kärntner oder slowenischen Schinkenspeck durchaus ebenbürtig ist. Vor allem der noch reichlich vorhandene Fettanteil verleiht dem Produkt ein unvergleichliches Aroma. Auch der halbfest gereifte Käse aus dem Bergdorf NJEGUSKI SIR kann empfohlen werden. Nach einem ausgiebigen Probieraufenthalt ging es weiter nach CETINJE. Die überschaubare Stadt auf einer Hochebene zu Füssen des LOVCEN war seit der Gründung der Republik MONTENEGRO als Teil des sozialistischen JUGOSLAWIEN das Verwaltungs- und Kulturzentrum des Landes. Die Hauptstadt ist inzwischen PODGORICA, doch CETINJE lebt noch immer von seiner großen Vergangenheit. Erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts gelangte die Stadt zur Ruhe, nachdem sie zuvor immer wieder von allen möglichen Feinden angegriffen wurde. Der BERLINER Kongress im Jahre 1878 brachte Stabilität und ließ die Stadt in den Bergen erblühen. Alle europäischen Großmächte und die USA unterhielten im damals nur 2.500 Einwohner zählenden Städtchen eine Gesandtschaft. Zusammen mit den Repräsentationsbauten des aufstrebenden Hauses PETROVIC, dessen Angehörige das Land erst als Fürstbischöfe und später als Könige regierten, entwickelte sich um den Kern des alten Klosters ein spätklassizistisches Viertel. In den meisten zum Teil aufwendigen Botschaften, den Palästen und Regierungsgebäuden befinden sich heute Museen und die Kunstfakultäten der Universität, sodass CETINJE immer noch die Kulturhauptstadt MONTENEGROS ist. Wir besichtigten zuerst den Palast von König NIKOLAS. Ursprünglich war das Gebäude als Residenz für Prinzessin DARINKA geplant. Da die Familie PETROVIC aber schnell wuchs, wurde der Bau um zwei Seitenflügel erweitert. Ab 1867 war der Palast Hauptsitz der Herrscherfamilie. Die zurückhaltende zweistöckige Fassade wurde 1910 mit einer Vorhalle versehen. Anlass waren die Feierlichkeiten zum 50. Tronjubiläum und seine Erhebung zum König. Das Haus ist ohne Protz moderat dimensioniert und auch im Inneren mit angemessenem Luxus geschmackssicher eingerichtet. Seit 1926 befindet sich im Palast das Nationalmuseum MONTENEGROS. Nach der Mittagspause widmeten wir uns dem Kloster CETINJE, dem geistlichen Zentrum MONTENEGROS über mehrere Jahrhunderte und immer noch Sitz des Metropoliten. Geweiht ist die Anlage Sv. PETAR, einem orthodoxen Heiligen, daher heißt es auch MONASTIR SV. PETRA. Kern der Anlage ist die Kirche der Geburt MARIENS, ein kleiner Gebetsraum, der den Innenhof nach rechts begrenzt. Im Schiff wird eine Reliquie des HL PETAR, nämlich der Brustkorb aufbewahrt. Zwei weitere bedeutende Reliquien befinden sich in einer Kammer neben dem Kirchenschiff, die Hand JOHANNES DES TÄUFERS und ein Splitter vom Kreuz Christie. Neben der Kirche besuchten wir auch noch ein extra für uns geöffnetes kleines Klostermuseum. Das letzte Ziel des Tages war das Dorf RIJEKA CRONJEVICA am Zufluss des SCUTARI-SEES. Nach einem Spaziergang über die alte Brücke (STARI MOST) erhielten wir im Nationalparkzentrum eine kurze Einführung in die Forstwirtschaft MONTENEGROS und im kleinen Museum einen Überblick über den SCUTARI-Nationalpark durch RANKO KANKARAS. Das Direktorat für Forst und Jagdwesen mit dem Generaldirektor ADEM FETIC gehört zum Ministerium für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung. 16 Forstämter erteilen Konzessionen an Einschlagsfirmen. Die ihnen anvertrauten Flächen sind 826.792 ha Wald und 137.480 ha unbestockte Flächen. Davon sind 50,9 % Staatswald und 49,1 % Privatwald. Der Zuwachs wird auf 2,8 Mio. Festmeter pro Jahr geschätzt und der Vorrat auf 116 Mio. Festmeter. Genutzt werden ca. 1 Mio. Festmeter, davon ca. 400.000  Festmeter als Stamm- bzw. Industrieholz und 600 000 als Brennholz. Es gibt ein größeres Sägewerk mit einem Einschnitt von 100 000 Festmeter. Der relativ geringe Zuwachs kann durch den hohen Anteil von Busch- und Niederwald von 48,9 % erklärt werden. Der Hochwaldanteil beträgt 51,1 %. Der Laubwald hat einen Anteil von etwa 70% und besteht aus Buche, Eiche (peträa und cerris), Ahorn, Hainbuche und Esche. Die 30 % Nadelwald enthalten Kiefern (nigra, mugo, silvestris, peuce) Fichten und Tannen. Die 5 Nationalparks haben eine Fläche von105.892 ha. Der SCUTARI-NATIONALPARK hat je nach Jahreszeit und Niederschlag eine Ausdehnung von 370 bis 550 km². Trotz der Nähe der beiden Großstädte PODGORIZA und SKODER hat der See ein völlig intaktes Ökosystem mit einer enormen Artenvielfalt. Gewährleistet wird dieser hohe ökologische Standard durch zahlreiche unterirdische Zuflüsse aus den umliegenden Gebirgen. Die tiefste Stelle im See beträgt 92 m und hier ist auch der ergiebigste Bereich für die Fischer. Die Bootsfahrt in die sinkende Sonne war ein krönender Abschluss des ereignisreichen Tages.

Der Programmwechsel zwischen dem 5. und 7. Tag war im Nachhinein als redaktioneller Glücksfall zu bewerten, denn die Besichtigung KOTORS und die Bootsfahrt in der gleichnamigen Bucht nach PERAST waren sicherlich Höhepunkte und würdiger Abschluss der MONTENEGRO-Reise am 11.06.2018 (7. Tag). Der Status Weltkulturerbe hat die Bewohner von KOTOR und von MONTENEGRO mit Stolz erfüllt. Für die Restaurierung nach dem Erdbeben sind ausschließlich originale Steine aus der ursprünglichen Bausubstanz verwendet worden. Neben der historischen Authentizität besticht KOTOR aber auch durch seine balkanische Lebendigkeit, die nicht an ein steriles Museumsdorf denken lässt. Dienstleistungsunternehmen, Kleingewerbe und zwei Fakultäten der Universität von MONTENEGRO haben KOTOR davor bewahrt nur noch Museum zu sein. Die großen Zeiten als KOTOR noch im Konzert der bedeutenden Handelsstädte mitspielte sind vorbei, aber die Stadt hat immer noch einen Hafen und wenn am kurzen Pier die langen Kreuzfahrtschiffe anlegen, zeigen die Größenverhältnisse, wohin sich die Seefahrt in den vergangenen Jahrhunderten entwickelt hat. Die Herrschaft über KOTOR lag bis ca. 1100 beim oströmischen Reich, dann wechselten serbische, bosnische und ungarisch-kroatische Königshäuser als Gebieter über die Stadt. Von 1390 bis 1420 war KOTOR selbständig mit eigenem Münzrecht. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war VENEDIG die Schutzmacht. Den TÜRKEN gelang es trotz dreimaliger Belagerung nicht, den Befestigungswall zu überwinden. Das Unglück kam in den Erdbeben über die Stadt und zwar 1537,1563, 1667 und dann 1979. Außerdem dezimierte die Pest 1572 die Einwohnerzahl. In den Jahren1797 bis 1813 war es recht unruhig, denn österreichische, russische, französische und britische Stadtkommandanten wechselten sich ab. Erst nach dem WIENER Kongress bis zum Ende des 1. Weltkriegs kehrte wieder Ruhe ein, als KOTOR teil der Donaumonarchie war. Danach wurde MONTENEGRO und damit auch KOTOR Teil Jugoslawiens. Im 2. Weltkrieg erlebte die Stadt kurz eine ITALIENISCHE und dann eine DEUTSCHE Besatzung, bis 1944 die Partisanen TITOS die Herrschaft übernahmen und KOTOR bis zum Zerfall Teil des sozialistischen Jugoslawiens war. Im Jahre 2006 löste sich MONTENEGRO per Referendum von SERBIEN dem letzten Staat des einstigen Vielvölkerstaates JUGOSLAWIEN. Unseren Rundgang durch die Stadt begannen wir am Haupttor, wo von außen noch der der venezianische Löwe zu sehen ist. Von dort gelangt man unmittelbar zum Hauptplatz, sein historischer Name ist Waffenplatz. Dominiert wird dieser vom dreistöckigen Uhrturm, der 1602 auf Initiative des venezianischen Generals GRIMALDI errichtet wurde. Das große Uhrwerk wurde erst 1810 eingebaut. Auf unserem Spaziergang besichtigten wir die Kathedrale des Hl. TRIPHUN, sie wurde 1166 auf den Fundamenten einer romanischen Kirche gebaut. Nach einer Mittagspause besuchten wir das Maritim-Museum, das die Familie GRGURINA, die aus dem heute slowenischen KOPER stammte, ursprünglich als ihr Domizil bauen ließ.

Die Bootsfahrt zur Insel GOSPA OD SKRPLIA („Jungfrau vom Felsen“) war eine großartige Bereicherung unseres Programms. Bis zum 14. Jhdt. ragte hier nur ein kleiner Felskopf aus dem Meer. Als aber darauf von zwei Fischern eine Ikone gefunden wurde, begann man mit der Aufschüttung und der gezielten Versenkung alter Schiffe rund um den Felsen bis die Insel im 17. Jahrhundert ihre heutige Größe erreichte. Damit die künstliche Insel, die einst dem Meer abgerungen wurde, auch eine Insel bleibt und nicht im Meer versinkt, wird regelmäßig nachgeschüttet. Am 22. Juli eines jeden Jahres machen sich mit Einbruch der Dämmerung Dutzende von kleinen Fischerbooten mit Lichtern geschmückt auf den Weg zur Wallfahrtskirche auf der Insel. Ein jedes von ihnen hat Steine an Bord, die von den Besatzungen, nur männliche Einwohner PERASTS, um das künstliche Stück Land ins Meer geworfen werden. Die FASINADA, so wird die Bootsprozession genannt, hat eine lange Tradition, denn seit 1452, als die beiden Fischer die Ikone der Jungfrau Maria auf dem kleinen Felsen fanden, hat die Bootsprozession jeden Sommer stattgefunden. Ein anderes Ereignis aus der Geschichte PERASTS wird am 15. Mai gefeiert. An diesem Tag wurden im Jahr 1654 7.000 Türken von ein Paar Kämpfern aus PERAST aus der inneren Bucht vertrieben. Für das GADANJE KOKOTA („Schießen auf den Hahn“) wird ein Hahn benötigt, der 300 m vom Ufer entfernt auf einem Holzbrett noch lebend festgebunden und von den teilnehmenden Schützen beschossen wird. Der Sieger bekommt eine Schärpe, den erlegten Hahn und wird mit Blasmusik durch das Dorf geleitet. Wir besichtigten die auf der Insel 1630 erbaute Wallfahrtskirche und bestaunten die 68 Gemälde von TRIPO KOKOLJAS (1671-1703), dem berühmtesten Maler aus PERAST. Der kleine Gebetsraum wird von Tausenden silbernen Votivtafeln geschmückt, die als Dank- oder Bittgeschenk der heiligen Jungfrau gespendet wurden. Vor allem Seeleute erflehten hier vor dem Auslaufen Schutz vor Unwetter, Piraten und Krieg.

Nach der schönen Bootsfahrt brachte uns der Bus zurück nach BUDVA. Da wir von dieser Urlaubermetropole außer unserem Hotelstädtchen noch nichts gesehen hatten, lockte am späten Nachmittag noch ein Spaziergang durch die Altstadt von BUDVA. Die Restaurierung nach dem Erdbeben von 1979 ist gelungen, und so zeigt sich die uralte Küstenstadt wieder als eines der schönsten städtebaulichen Ensembles des ganzen Landes.

Am 12.06.2018 (8. Tag) führte uns die Heimreise wieder über die kroatische Grenze zum Flughafen von DUBROVNIK und von dort nach MÜNCHEN. Auch nach dieser Reise geht wieder ein herzlicher Dank an unseren Reiseleiter MILO SPASIC, der die Reise souverän und kompetent führte. Ich danke ihm dafür, dass ich einen etwas anderen Blick auf den jugoslawischen Bürgerkrieg bekam. Unser Fahrer SLAVKO wurde beim Abschied ebenfalls für seine herausragenden Fahrkünste im Gebirge gewürdigt. Dem Reisebüro von ERICH ZEITLER gilt zum Schluss mein Dank für die gelungene Reise.

Bericht von HUBERT BERGHAMMER

Bilder von HERMANN MEYER

                                

Foto: Hermann Meyer