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Freitagsexkursion der Bezirksgruppe Oberbayern-Schwaben in den Forstbetrieb des Grafen Maldeghem

Ein Bericht von Günter Biermayer

Am Freitag, den 12. Juli 2019, fand die erste Exkursion des Jahres in dem Wald von Graf Maldeghem in Haslangkreit bei Aichach statt. Themen waren die Standorttauglichkeit von Baumarten und die Einschätzung des Baumartenrisikos nach dem Standortsinformationssystem BaSIS und die praktischen Erfahrungen des Betriebes nach einer größeren Erstaufforstung mit Fichte, Schwarzerle und Esche.

Insgesamt 40 Teilnehmende (aus Bayern und einige aus Baden-Württemberg) hatten den Weg nach Haslangkreit gefunden. Interessiert waren Angehörige der Bayerischen Staatsforsten, Mitarbeiter der Forstverwaltung und des Groß-Privatwalds genauso wie kleinere Waldbesitzer und Ruheständler. Nach dem Durchzug eines (von den Forstleuten und Waldbesitzern durchaus erhofften) Regengusses konnte der Begang unter günstigen Bedingungen stattfinden. Schon auf dem Fußweg zu den Besichtigungsbeständen entspannen sich erste Diskussionen über die Standortsverhältnisse im unteren Paartal und dem besonderen Lokalklima in diesem Ausläufer der Ingolstädter Donauniederung.

Am ersten Besichtigungsobjekt erläuterte der langjährige Revierleiter Herr Scheib im Beisein der Grafen Maldeghem junior und senior die Ausgangslage. Vom Wald umgebene, größere Wiesenflächen auf teilweise anmoorigen Grundwasser-Gleyen wurden vor Jahrzehnten mit Fichte, Esche und Schwarzerle aufgeforstet. Heute präsentieren sich geschlossene, wüchsige Fichten, durch Phytophtora stark dezimierte Schwarzerlen und durch Eschentriebsterben weitgehend ausgefallene Eschen. Der Erfolg hängt also nicht nur von der Standortseignung der Baumarten ab! Bei der Fichte sollte die begonnene intensive Durchforstung mit dem Ziel einer Verkürzung des Produktionszeitraums fortgesetzt werden. Herkunftsfragen und der Waldschutz müssen immer, aber besonders bei alternativen Baumarten beachtet werden. Die unbewusste Verbreitung der Erlen-Phytophtora bereits mit dem Pflanzgut ist heute durch das Unterlassen einer Bewässerung von Anzuchtbeeten mit Oberflächenwasser nicht mehr zu befürchten. Für das Eschen-Triebsterben kann leider noch keine entsprechende Entwarnung gegeben werden.

Die schwierigen Standortsverhältnisse wurden an Bohrstockprofilen diskutiert und das Anbaurisiko nach BaSIS vorgestellt. Nur die Stieleiche hat sowohl 2000 als auch 2100 ein sehr geringes Anbaurisiko. Sie ist bei künstlicher Einbringung auf den unkrautwüchsigen Standorten aber mit extrem hohem Aufwand verbunden. Mit der laut BaSIS standortstauglichen Weißtanne liegen noch keine örtlichen Erfahrungen vor. Die bisher in Mischbeständen mit Edellaubholz und Schwarzerle durchaus relativ risikoarme und wüchsige Fichte wird sich im Klimawandel zu einer sehr riskanten Baumart entwickeln. Da auch der Trend der Edellaubbäume eher zu erhöhtem und hohen Risiko geht, denkt der Betrieb intensiv über alternative Baumarten nach. Bisherige Versuchspflanzungen mit der Flatterulme machen deutlich, dass die Wuchsform des verfügbaren Pflanzguts zu wünschen übrig lässt. Die Vogelkirsche erscheint vielversprechend. Jüngste Pflanzungen mit Roteiche, Schwarznuss und Speierling werden in den nächsten Jahren zeigen, ob sie mit den örtlichen Bedingungen zurechtkommen. Bei vielen alternativen Baumarten ist noch festzustellen, dass zwar Pflanzgut angeboten wird, aber keine gesicherten Herkünfte verfügbar sind. Auf jeden Fall wurde deutlich, dass sich ein engagierter Waldeigentümer intensiv Gedanken über aktive Zukunftsgestaltung macht.

Ein standortgerechter Bestand aus führender Esche auf einem Auelehm nahe der Paar wurde vom Eschentriebsterben massiv geschädigt. Viele abgestorbene Stämme sind bereits umgestürzt. Auf dem fruchtbaren Standort ist ein fast nicht begehbarer Verhau aus Totholz, Sträuchern und mannshoher Bodenvegetation entstanden. Einfache Lösungen für eine Wiederbestockung bieten sich nicht an. Die standörtlich möglichen Pappeln setzen ausreichende Lückengrößen voraus. Da die Fläche im Einflussbereich des Bibers liegt, wird derzeit auf forstliche Maßnahmen verzichtet (auch Vertragsnaturschutz). Der Eigentümer hat sich aus guten Gründen für Vorsicht bei eventuellen Investitionen entschieden, da diese Verhältnisse nur 20 der 500 ha Betriebsfläche betreffen.

Dass auch schwierige Standorte erfreuliche Bestände tragen können, zeigte der anschließend besichtigte, etwa 60jährige Schwarzerlenbestand. Nach der bekannten Bestandsgeschichte und gestützt auf alte topographische Karten dürften diese Schwarzerlen autochthon sein. Sie belegen das gute Wachstum der Baumart in den Niederungen und Flusstälern des Tertiärhügellands. Bei frühzeitiger Lichtwuchserziehung wird wertvolles Starkholz auch in Zukunft möglich sein.

Letztes Waldbild war ein ideal aufgebauter Altbestandsrest (120-140jährig) aus Schwarzerle, Esche und langkronigen Fichten, dessen vitale Einzelbäume beeindruckende Dimensionen aufwiesen. Im umgebenen Bestand wurde die früher mehr verbreitetet, starke Fichte bereits aktiv ausgezogen. Zum geringeren Teil fiel sie auch durch Käfer und Sturm aus.

In diesem Umfeld eines beispielhaften, gemischten Wirtschaftswaldes entspann sich eine intensive, auch grundsätzliche Diskussion über die nicht selten widersprüchlichen Erwartungen der Gesellschaft an die Forstpolitik. Aus Sicht der Teilnehmer entstand sicherlich ein fruchtbarer Gedankenaustausch. Dieser konnte bei der Einkehr in der Schlosswirtschaft Haslangkreit erfolgreich fortgesetzt werden. Dank gilt der gräflichen Familie für die Einladung in den Wald und die Gastfreundschaft bei der Brotzeit.

von Günter Biermayer