Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinBayern

Es ist unser erklärtes Ziel, sich im Forstverein zu treffen, miteinander zu reden, voneinander zu lernen.

Offener Brief Forststudierender in Weihenstephan als Reaktion auf den Artikel „Frei Zum Abschuss”

erschienen in der Wochenendausgabe (23./24. November 2019) der Süddeutschen Zeitung und als Onlineversion „Hemmungslos” von Rudolf Neumeier

Als Studierende des Forstwesens am Studienstandort Weihenstephan möchten wir uns zu dem oben genannten Artikel positionieren. Wir sehen uns vor einer unvoreingenommenen Leserschaft nicht differenziert und unzureichend beschrieben. Mit dieser Darstellung sind wir nicht einverstanden.

Die meisten von uns entschieden sich für das Forststudium, da wir uns berufen fühlen mit und in der Natur zu arbeiten. Der Wald ist ein wunderschöner Arbeitsplatz, deshalb leisten alle von uns ihren Beitrag ihn in seiner Gesamtheit zu verstehen, zu pflegen und nachhaltig zu gestalten.

Unsere Gesellschaft nimmt den Wald für sich in Anspruch, sei es in seiner Schutzfunktion, als Erholungsort oder grüne Lunge. Die Leistungen des Waldes müssen besonders im Zuge des Klimawandels bestehen. Die Zeit, in der die Förster hauptsächlich für die Produktion von Holz zuständig waren, ist vorüber. Längst wurde die forstliche Ausbildung an vielfältigere Ansprüche angepasst. Wir genießen ein sehr breit gefächertes und umfangreiches Studium, in dem unterschiedlichste Ansichten zur Geltung kommen.

Wir wehren uns gegen den Vorwurf einer „Gehirnwäsche” durch die Lehre, da dieser gegenstandslos ist. Freies und selbstständiges Denken wird gefördert und gefordert. Besonders die Auseinandersetzung mit verschiedenen Theorien und wissenschaftlichen Inhalten hält uns ganz selbstverständlich dazu an.

Das Ablegen einer Jägerprüfung steht im Studium allen Studierenden frei. Einige durchliefen die Jagdausbildung außerhalb des Studiums. Allesamt üben die Jagd in selbst gewähltem Sinne aus. Wir jagen mit Verstand, Maß und Ethik, weil wir uns der Notwendigkeit bewusst sind, durch die Jagd die Artenvielfalt in Flora und Fauna zu fördern, das Gleichgewicht des Ökosystems zu erhalten und ein natürliches Nachwachsen des Waldes zu ermöglichen. Dieser fachlich fundierte Blick auf die Jagd als Teil eines großen Ganzen wird nur durch umfassendes Verständnis erworben, nicht durch die uns vorgeworfene Indoktrination.

Wir finden es befremdlich, dass solch ein falsches Bild von uns erstellt wurde. Wir wünschen uns, dass die Süddeutsche Zeitung in zukünftigen Artikeln die Meinungen aller Betroffener angemessen zu Wort kommen lässt, ganz besonders bei einem so intensiv diskutierten Thema.

Gerne laden wir die Redaktion der Süddeutschen Zeitung zu einem Gespräch ein. Wir begrüßen einen offenen und reflektierten Diskurs. Des Weiteren sind Vorlesungen und Veranstaltungen an unseren Institutionen der Öffentlichkeit frei zugänglich, wodurch es für jeden möglich ist, sich ein Bild von der forstlichen Lehre am Studienstandort Weihenstephan zu machen.

Im Namen Studierender der Forstfakultäten der
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und der Technischen Universität München

Freising, den 02.12.2019

Foto: DFV/Marcus Kühling