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Der Forstverein MV blickt auf eine 140-jährige Vereinsgeschichte und auf bedeutende Forstleute dieser Zeit zurück.

MV: Waldbrandschutz – eine wachsende Herausforderung

Der FV MV führte kurz vor den diesjährigen Waldbränden diese hochinteressante und topaktuelle Exkursion durch.

Auf großes Interesse stieß die Regionalveranstaltung des Forstvereins Mecklenburg-Vorpommern am 14. Juni 2019 in der Forstscheune des Forstamts Kaliß mit anschließender Exkursion auf den ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen zum Thema „Waldbrandschutz – eine wachsende Herausforderung. Resümee des außergewöhnlichen Waldbrandjahres 2018 aus verschiedenen Blickwinkeln, Folgerungen und neue Konzepte“. Die Thematik wurde vom Forstverein MV aufgegriffen, da in dieser Region 2018 zwei Brände auf munitionsbelasteten Flächen breites Aufsehen in der Öffentlichkeit erregten.

Über 60 Teilnehmer, nicht nur aus den Reihen des Forstvereins und der Forstwirtschaft, sondern auch viele Privatwaldbesitzer sowie zahlreiche Vertreter Freiwilliger Feuerwehren und verschiedener betroffener Verwaltungen und Ämter, waren der Einladung gefolgt und erwarteten mit großem Interesse die Ausführungen der Referenten. Der Forstamtsleiter des Forstamts Kaliß (Jörg Schröder), der Kreiswehrführer des Landkreises Ludwigslust-Parchim (Uwe Puls), der Leiter des Munitionsbergungs­dienstes beim Landesamt für zentrale Aufgaben und Technik der Polizei, Brand- und Katastrophenschutz Mecklenburg-Vorpommern (Robert Mollitor), der Amtsvorsteher des Amts Dömitz-Kaliß (Burkhard Thees), der 2. stellvertretende Amtswehrführer dieses Amts (Stefan Schneider) sowie der Leiter des Kreisverbindungskommandos der Bundeswehr für den Landkreis Ludwigslust-Parchim (Oberstleutnant d. R. Knut Kleidon) waren kompetente Ansprechpartner, um das Thema Waldbrandvorsorge und Waldbrandbekämpfung insbesondere aus Sicht der betroffenen Akteure am Vor­mittag des Veranstaltungstags zu beleuchten.

Ein besonderer Gast war Tino Gausche, Kreisbrandmeister des Landkreises Teltow-Fläming, Land Brandenburg. Er konnte durch seine praktischen Erfahrungen bei der Bekämpfung mehrerer Großwaldbrände in zahlreichen Wortmeldungen wertvolle Tipps und Hinweise geben.

Alle waren sich einig, dass Waldbrände – nicht nur für die Feuerwehren – eine besondere Herausforderung darstellen, die insbesondere vor dem sich abzeichnenden Klimawandel mit der Zunahme solcher Ereignisse weiter wachsen wird. Besonders problematisch erweisen sich dabei Brände auf munitionsbelasteten Flächen, da bei entsprechender Eingruppierung in die Gefahrenkategorie 4 für alle Einsatzkräfte vom Brandherd ein Sicherheitsabstand von 1.000 m einzuhalten ist. Dieser verhindert, dass Vegetationsbrände direkt aktiv bekämpft werden können, es muss oftmals Spezialtechnik angefordert werden. Vor diesem Hintergrund kommt dem vorbeugenden Waldbrandschutz sowie der forcierten Beräumung munitionsbelasteter Flächen eine besondere Bedeutung zu. Darüber hinaus herrschte Zustimmung, dass für den Fall der Fälle zeitnah der Ausrüstungs- und Ausbildungsstand bei den Freiwilligen Feuer­wehren in Bezug auf die Bekämpfung von Vegetations- und Waldbränden verbessert werden muss, wie auch das Zusammenspiel aller an der Waldbrandbekämpfung beteiligten Organisationen.

Dass dies alles nicht nur eine Aufgabe der betroffenen Gemeinden, sondern eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist, wurde den Zuhörern angesichts der finanziellen Belastungen und benötigten Mittel schnell klar. Bei der Umsetzung geforderter Maßnahmen hilft aber kein Aktionismus, jedoch eine ruhige und sachliche Herangehensweise. Nur so ist es möglich, die jeweiligen Kompetenzen zielgerichtet zusammenzuführen, um zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln. Es liegt auf der Hand, dass sich die notwendigen Maßnahmen nicht alle kurzfristig umsetzen lassen, sondern eines gewissen Zeitrahmens bedürfen.

Nach einem Mittagsimbiss, der zusätzlich die Möglichkeit bot, miteinander ins Gespräch zu kommen oder Kontakte zu knüpfen, begann dann die Exkursion auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen. Die fachliche Führung übernahm dankenswerterweise Matthias Weber vom zuständigen Bundesforstbetrieb Trave. Er führte die beeindruckten Teilnehmer zur Brandfläche aus dem Vorjahr und erläuterte an ersten durchgeführten Maßnahmen das ausgearbeitete Waldbrandschutzkonzept für diese Liegenschaft, das zunächst prioritär auf den Schutz angrenzender Ortschaften abzielt. Angesprochen wurden hierbei auch Differenzen, die sich durch die geplante zukünftige naturschutzorientierte Nutzung der Liegenschaft ergeben. Mahnen­de Hinweise, sich nicht in Sicherheit zu wiegen, kamen hierzu aus dem Zuhörerkreis. Die natürlichen und strukturellen Bedingungen sowie die größtenteils nicht mehr bewirtschafteten Bestände, die eine enorme Brandlast aufweisen, böten eine hohe Gefahr für weitere Großwaldbrände, deren Flächenausmaß weit über das bisherige hi­nausgehen könnte.

Die angeregten Diskussionen, die gute Disziplin bis in die späten Nachmittagsstunden hinein sowie die hohe Teilnehmerzahl bestätigen, dass der Forstverein Mecklenburg-Vorpommern mit dem gewählten Thema genau den Zeitgeist getroffen hatte. Wie „brandaktuell“ die Problematik Waldbrandschutz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen nach wie vor ist, zeigten die beiden Brände, die nur 11 Tage bzw. zwei Wochen später dort auftraten. Insbesondere der Brand vom 30. Juni 2019 wird nachhaltig in Erinnerung bleiben, da er sich mit ca. 1.200 ha geschädigter Waldfläche zum größten Waldbrand Mecklenburg-Vorpommerns in der Nachkriegsgeschichte entwickelte.

Es zeigte sich, dass die Themen Waldbrandschutz und Waldbrandbekämpfung sowie der Umgang mit munitionsbelasteten Flächen auch bei uns zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die verschiedenen Akteure der Forstwirtschaft und der Feuerwehren, aber auch des Katastrophenschutzes und der Kampfmittelbeseitigung sollten sich im­mer wieder austauschen, um gute gemeinsame Lösungsansätze zum vorbeugenden und abwehrenden Waldbrandschutz zu entwickeln. Dafür bot die Regionalveranstaltung des Forstvereins MV eine erste gemeinsame Kommunikationsplattform.

Ein Dankeschön gilt allen beteiligten Referenten, die mit ihren Beiträgen den Exkursi­onsteilnehmern die Themen rund um Waldbrandschutz und Waldbrandbekämpfung veranschaulicht haben. Der Forstverein MV bedankt sich zudem herzlich bei Heiko Schulz und Mathis Jansen von der Landeswaldschutzmeldestelle der Landesforstanstalt MV, die diese Exkursion so hervorragend vorbereitet haben.

Betroffene Bestände des Jahres 2018. Foto: Heiko Schulz