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Die Trauben-Eiche ist Baum des Jahres 2014

Oft besungen und bedichtet, in Wappen und auf Münzen, aber auch politisch instrumentalisiert: Die Eiche ist wohl die Baumart, der die Deutschen am meisten verbunden sind. Ebenso die Bedeutung für den Klimawandel hat das Kuratorium Baum des Jahres dazu bewogen, die Trauben-Eiche (Quercus petraea) zum Baum des Jahres 2014 zu wählen. "Die Trauben-Eiche ist eine wertvolle ökologische und ökonomische Baumart, die uralt werden kann, standfest wertvolles Holz produziert und vielen Lebewesen Heimat ist. Den Eichen sind wir Menschen seit jeher stark verbunden“, so Carsten Wilke, Präsident des Deutschen Forstvereins und Schirmherr des Baum des Jahres 2014, bei der Ausrufung im Berliner Zoo. „Ihre Schwester, die Stiel-Eiche,wurde 1989 als erster Baum des Jahres ausgerufen,“ freut sich Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Stiftung, „wir feiern mit der Trauben-Eiche damit auch 25 Jahre Baum des Jahres!“

Die Trauben-Eiche ähnelt der Stiel-Eiche (Quercus robur) sehr. Einige Wissenschaftler sehen in den beiden Eichen nur verschiedene Standortrassen. In der Verbreitung und im Aussehen gibt es jedoch einige Unterschiede: Die Traubeneiche kommt bevorzugt in den Hügel- und niedrigen Berglagen vor, fehlt in den Auwäldern und ist etwas toleranter bei Trockenheit als ihre Schwester. Namensgebend für die beiden Eichen ist der Unterschied bei den Früchten: Die Eicheln der Trauben-Eiche sitzen gehäuft an sehr kurzen Stielen, während sie sich bei der Stieleiche vereinzelt an langen Stielen anordnen. In ökologischer Hinsicht bieten vor allem alte Eichenbestände den Lebensraum für eine Vielzahl seltener Pilz- und Insektenarten. Die Eichenholzsortimente, insbesondere Furniere, erbringen hohe wirtschaftliche Erträge.

Einstmals war die Trauben-Eiche weit verbreitet. Für die Kelten und Germanen und die ihnen folgenden Völker war die Eiche ein heiliger Baum. Die ältesten Eichen künden noch heute von ihrer Verehrung und vom Wissen um ihre Nützlichkeit. Sie genoss im Mittelalter als Masteiche bei der Waldweide eine herausragende Bedeutung. Die zurückliegenden 300 Jahre waren durch einen schonungslosen Aushieb der Eichen gekennzeichnet. Für Preußens Kriege wurden die Wälder versilbert, die "Holländereichen" hatten einen günstigen Wasserweg z.B. aus der Mark Brandenburg an die nördlichen Häfen. Für den Bau eines Schiffes benötigte man 2,5 ha Eichenwaldfläche. Weitere Ursachen für den Rückgang der Eiche waren Streunutzung und Waldweide, die Ausdunkelung durch Buche sowie der Wildverbiss. Dem Flächenverlust wurde im frühen 18. Jahrhundert beispielsweise durch Verordnungen zur Pflanzung von Hochzeitseichen gegengesteuert. „Für uns Forstleute spielt die Eiche seit jeher eine wichtige Rolle und steht auch als Sinnbild für die nachhaltige Forstwirtschaft, die wir seit 300 Jahren in Deutschland praktizieren“, betont Wilke.

Die Eiche ist heute insbesondere im norddeutschen Tiefland eine unverzichtbare Charakterbaumart geblieben, deren Anbau mit Chancen und zugleich mit Risiken verbunden ist. So hat die Traubeneiche heute im Waldumbau bei der Überführung von Kiefernreinbeständen in ökologisch stabilere Mischbestände vor allem vor dem Hintergrund der Anpassung an den Klimawandel eine strategische Bedeutung. Gerade jetzt, wo die Traubeneiche eine neue Wertschätzung erfährt, ist sie zugleich eine Baumart mit Problemen. Die Ergebnisse des jüngsten Waldzustandsberichtes weisen die Eiche als ein Hauptsorgenkind der Forstwirtschaft aus. Der Anteil mit deutlicher Kronenverlichtung stieg von 41 auf 50 %. Nur noch 17 % der Eichen weisen keine Schäden auf. Hauptursache für diesen negativen Trend in den letzten Jahren ist der Einfluss von Insektenfraß durch Raupen verschiedener Schmetterlingsarten. Dass davon auch die breite Öffentlichkeit berührt wird, zeigen die Probleme um das Auftreten und die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners gerade in jüngster Zeit. Hier sucht die Forstwissenschaft nach Lösungen, um den Bestand der Eichen zu sichern.