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Der Baden-Württembergische Forstverein e.V. verbindet seit über 150 Jahren forstliches Wissen mit der Liebe zum Wald. 

Exkursionsbericht „Im Bann des Wilden Sees und durch wilde Wälder und Grinden“

Am 28. September 2023 veranstaltete der Baden-Württembergische Forstverein eine Exkursion in den Nationalpark Schwarzwald.

„Wenn man die Natur wahrhaft liebt, findet man es überall schön!“

Vincent van Gogh hat den Wilden See im Herzen des Nationalparks Schwarzwald nie gesehen, aber sein Bonmot zur Natur hat uns den Weg zum Wasser versüßt… aber der Reihe nach.

Bei strahlendem Sonnenschein treffen sich 30 Waldbegeisterte am Nationalparkzentrum Ruhestein, Gemeindegebiet Baiersbronn im mittleren Schwarzwald. Dr. Simone Beck von der Nationalparkverwaltung begrüßt ihre Gäste mit einem herzlichen Lachen und einem Vortrag zum Flächenmanagement im Nationalpark Schwarzwald. Gegründet 2014 wird der Nationalpark nächstes Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern. Gibt es dann schon große Erfolge im Prozessschutz zu verkünden? „Unser Nationalpark ist noch sehr jung. Hat man bei uns kürzlich die Zitronengelbe Tramete gefunden, dann nicht wegen, sondern trotz uns!“ resultiert Simone Beck ehrlich und unverblümt. Gut Ding will eben Weile haben.

Rund 140 Angestellte arbeiten in Leitung und 5 Fachbereichen fachspezifisch und in der Öffentlichkeitsarbeit daran, die Leistungen des Nationalparks zu erfassen und seine Faszination in der Ausstellung und im Gelände erlebbar zu machen.

Nachdem auch die obligatorische Frage zur Nationalpark-Erweiterung vor dem aktuellen Stand der Dinge erörtert wurde, stärken wir uns mit Brezen und Kaffee und dann geht’s zu Fuß los in den Wald.

Sanft steigt der Pfad durch einen Südhang an, bald schon laufen wir durch einen ausgedehnten Totholz-Bestand. Die kahlen, rindennackten Fichten sind schon 2018 dem Buchdrucker zum Opfer gefallen und sind in der ca. 5.000 ha großen Kernzone geblieben. Fast grell spiegeln die Stämme das Licht, die Luft steht, kaum Unterwuchs – eine Folge von Wildverbiss? „Diese Fläche ist eine absolute Ausnahme, fast immer läuft die Verjüngung zahlreich und wuchskräftig nach den Kalamitäten auf“, so Simone Beck. Einige Bäume mussten der Sicherheit halber vom Weg weg gefällt werden, die Schnitte sind zackig und imitieren einen splitternden Bruch. Wenngleich nicht immer echte Wildnis: das Aussehen entscheidet den Eindruck der Besuchergruppen. Verständlich, dass darüber die Meinungen auseinander gehen!

Wildtiermanagement und die Bejagung von Prädatoren werden vorgestellt und besprochen, vor allem das Auerhuhn gilt es zu schützen. Nach einer langen Phase des kontinuierlichen Bestandesrückgangs konnte letztes Jahr erstmalig der Trend gebrochen und mit 23 balzenden Hähnen ein leichter Anstieg der Population verzeichnet werden. Die Schutzverpflichtung läuft dem absoluten Prozessschutz in der Kernzone zuwider, ist aber ein notwendiges Zugeständnis, um die Charakterart des Schwarzwaldes zu erhalten. Immer wieder werden auch im weiteren Verlauf der Exkursion Zielkonflikte wie dieser deutlich, DIE zentrale Herausforderung für die Nationalparkverwaltung.

Unseren nächsten Stopp legen wir an der NATO-Pipeline auf den Grinden ein. Diese Hochweiden werden mit Heckrindern, Wildpferden und Schafen sowie mechanisierter Pflege offengehalten. Von einst 2.000 ha sind nur noch etwa 10% verblieben. Der offene und halboffene Charakter der Grinden ist Lebensgrundlage für seltene Vogelarten wie den Wiesenpieper.

Die vergleichsweise geringe Fläche des Nationalparks von 10.000 ha macht es nötig, eine ausgeklügelte Besucherlenkung vorzunehmen, um den Spagat zwischen Ruhezonen und erlebbarer Natur zu schaffen. Teil des Wegekonzepts sind der Rückbau von alten Forststraßen und das Aufbrechen von Sichtachsen.

Einen gewollten Ausblick genießen wir kurz darauf auf Höhe des Grabsteins des Wissenschaftlers und „Ruhesteinvaters“ Julius Euting auf den Wilden See, bevor wir, in Stille und jeder für sich, den Pfad zum See hinab nehmen. Allenthalben hat uns Simone Beck ein Zitat ausgelegt, das die Gedanken anregt. Der Bannwald Wilder See ist mit seinem langjährigen Schutzstatus dem Nationalpark in seiner ungestörten Entwicklung etliche Jahrzehnte voraus, doch Fichten und Tannen prägen zum Erstaunen mancher nach wie vor den Wald. Wird er es packen, im Klimawandel?

Nach einer kräftigenden Brotzeit am Wasser und begleitet von unentwegten Gesprächen der Forstkolleginnen und -kollegen steht der Heimweg an. Pünktlich auf die Minute erreichen wir das Nationalparkzentrum und können zum krönenden Abschluss die Ausstellung besuchen. Ein kurzer Film zu Anfang stimmt auf den von vielen Dioramen zur Tier- und Pflanzenwelt geprägten und dadurch auch kindertauglichen Rundgang ein.

Wir bedanken uns bei Simone Beck für die kurzweilige, fachlich fundierte Führung und ihre zugewandte Art, uns ins Herz des Nationalparks blicken zu lassen. Und beim Baden-Württembergischen Forstverein, namentlich Inge Hormel und Amanda Frommherz für die Organisation der Veranstaltung! Allein die große Teilnehmerzahl ist schon Bestätigung für Eure tolle Arbeit!

Autor: Linus Huß, Baden-Württembergischer Forstverein

Quelle: Inge Hormel

Quelle: Inge Hormel