Deutscher Forstverein e.V.Veranstaltungen

FV BW: Exkursionsbericht in das Städt. Forstamt Freiburg

27.03.2025 09:00 - 16:30

Am 27. März 2025 fand im Rahmen einer ganztägigen Veranstaltung des Baden-Württembergischen Forstvereins eine Exkursion in den Stadtwald Freiburg statt. Ziel war es, einen vertieften Einblick in die vielfältigen Herausforderungen und Lösungsansätze der städtischen Waldbewirtschaftung zu gewinnen – insbesondere im Hinblick auf Klimawandel, Biodiversität, Erholung und Holznutzung.

Der Stadtwald Freiburg erstreckt sich über rund 5.200 Hektar und umfasst sowohl hochgelegene Bergwälder am Schauinsland als auch tiefere, naturnah geprägte Bereiche wie den Mooswald. Mit sechs Forstrevieren und einer weitgehend eigenen Waldarbeitermannschaft verfolgt das Städtische Forstamt ein breit gefächertes waldbauliches Konzept.

Begrüßung und Besichtigung des Forstamtes
Die Exkursion begann um 9:00 Uhr mit einer Begrüßung am Forstamt Freiburg. Im Anschluss wurde das prämierte Verwaltungsgebäude vorgestellt, dessen Tragkonstruktion vollständig aus BauBuche besteht. Dank der innovativen Bauweise, konnte auf tragende Innenwände verzichtet werden, wodurch lichtdurchflutete, offene Räume und stützenfreie Gebäudeecken entstanden. Große Fensterflächen ermöglichen beeindruckende Ausblicke in die Umgebung. Der Neubau ist ein herausragendes Beispiel für nachhaltige Architektur und verdeutlicht eindrucksvoll das Potenzial von Holz als klimafreundlichem Baustoff in der modernen Architektur.

Vormittagsprogramm: Fußläufige Exkursion ins Revier Günterstal
Anschließend führte die Exkursion zu Fuß in die eindrucksvollen Douglasien-Mischwälder des Stadtwaldes im Revier Günterstal. Die Amtsleiterin Nicole Schmalfuß informierte über die komplexen Herausforderungen der städtischen Waldbewirtschaftung, insbesondere in Bezug auf die Erholungsfunktion, den Klimaschutz und die Balance zwischen Nutzung und Naturschutz. Die Stadt Freiburg hat dem Wald – zusätzlich zu den klassischen Funktionen – eine explizite Rolle im kommunalen Klimaschutzkonzept zugewiesen: Der Wald soll möglichst gesund erhalten werden, um langfristig seine CO₂-Speicherfunktion erfüllen zu können.

Revierleiter Klaus Echle erläuterte die Bedeutung der Douglasie, die im Stadtwald Freiburg seit über 100 Jahren heimisch ist. Auch nach den Trockenjahren der letzten Zeit zeigt sich die Baumart in diesem Revier vital und weitgehend stabil. Besonders hervorzuheben sind die deutschlandweit einzigartigen Douglasiendauerwälder, die derzeit forstlich weiterentwickelt werden. Es wird mit konzentrierter Femelnutzung gearbeitet, um eine nachhaltige Verjüngung auch lichtbedürftiger Baumarten zu fördern.

Nachmittagsprogramm: Fahrt und Exkursion in den Mooswald
Nach der Mittagspause führte die Exkursion in den Mooswald – ein forstlich und naturschutzfachlich völlig anders geprägtes Gebiet. Der Mooswald ist ein ehemaliger Hartholzauewald entlang der Dreisam. Durch Grundwasserabsenkung haben sich die Standortverhältnisse in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Historisch wurde der Wald als Mittelwald genutzt, wovon heute noch viele alte Eichen zeugen.

Revierleiter Ernst Krämer stellte eine etwa acht Hektar große, seit rund 40 Jahren stillgelegte Eichenfläche vor, die eindrucksvoll zeigt, wie sich ein Wald in Sukzession entwickelt, wenn er sich selbst überlassen wird. Zudem sprach er über die Auswirkungen des Eschentriebsterbens und stellte mit dem Spitzahorn eine mögliche alternative Baumart im Klimawandel vor. Weitere Themen waren Ausgleichsmaßnahmen durch Eichenanpflanzungen sowie der Umgang mit der invasiven Spätblühenden Traubenkirsche.

Fazit

Die Exkursion bot einen vielfältigen und tiefgehenden Einblick in die Arbeit des Städtischen Forstamtes Freiburg. Es wurde deutlich, wie anspruchsvoll eine zeitgemäße Waldbewirtschaftung im urbanen Raum ist – geprägt von hohen ökologischen Anforderungen, gesellschaftlichen Erwartungen und den Herausforderungen des Klimawandels.
Ein besonderer Dank gilt den Revierleitern Klaus Echle und Ernst Krämer sowie der Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß. Mit viel Engagement, Fachkompetenz und Leidenschaft haben sie die Gruppe durch den Stadtwald Freiburg geführt und praxisnahe Einblicke in die waldbaulichen, ökologischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge ermöglicht. Ebenso danke ich dem Baden-Württembergischen Forstverein, der die Exkursion organisierte und uns Studierenden die kostenfreie Teilnahme an dieser lehrreichen Exkursion ermöglicht hat.

Aufgrund des großen Interesses und einer langen Warteliste wird der BW Forstverein und das Forstamt Freiburg die Exkursion 2026 noch einmal wiederholen.

Text: Jule Bißlich