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Informative Thüringer Tagung zur Windkraft im Wald

Am 12. Oktober 2017 trafen sich in Zollgrün in Ostthüringen im Anschluss an die turnusmäßige Mitgliederversammlung des Thüringer Forstvereins über 50 Forstbe­dienstete, Waldbesitzer und Behördenvertreter zu einer Tagung zur Windkraft im Wald und zu Energietrassen. Der Vorsitzende Hagen Dargel führte in das Thema ein und freute sich über die rege Teilnahme. Er erinnerte an die Forstvereinstagung vor vier Jahren in Erfurt, in der das Thema Windenergie schon einmal auf der Tagesordnung stand.

Ramona Notroff von der Thüringer Energieagentur (einer dem Umweltministerium unterstellten unabhängigen Beratungsstelle) ging auf die Verhältnisse in Thüringen ein. 50 % des Stroms müssen in Thüringen noch importiert werden. Ein Prozent der Landesfläche ist für die Windkraft vorgesehen. Gegenwärtig sind 807 Windkraftanla­gen gebaut, weitere 25 genehmigt. Im Wald stehen allerdings nur 2 Anlagen. Die Voraussetzungen für Anlagen im Wald werden durch die zu überarbeitenden Raumordnungspläne geschaffen, nachdem die Vorgängerregierungen viele Jahre Windkraftanlagen im Wald verhindert hatten. Der Schwerpunkt wird in Ostthüringen liegen – deshalb auch die Tagung in dieser Region. Die Energieagentur sieht ihre Aufgabe in der neutralen Beratung und Aufklärung der Bevölkerung und Politik und hat schon 45-mal ein „Siegel für faire Windenergie“ an Firmen vergeben. Die Klimaschutzziele sind ohne die Windkraftanlagen im Wald nicht zu erreichen. In Thüringen sind 1.625 ha Wald für Windkraftanlagen geeignet. Allerdings gibt es schon 39 Bürgeriniti­ativen, auch gegen Windkraft im Wald.

Bei Manfred Striegl von der Primus GmbH ging es um die Planung und den Bau von Windkraftanlagen im Wald aus Sicht eines Planungsbüros. Die Firma hat bisher 73 Anlagen geplant und errichtet. Seit 2010 gibt es in Bayern Windkraftanlagen im Wald. Die Waldstraßen müssen 4,5 m breit sein. Wegen des Transports der bis zu 60 m langen Rotorblätter ergeben sich besondere Anforderungen an die Radien der Kurven. Dauerhaft gerodet bleiben 0,4 ha Wald. Wegen der Turbulenzen betragen die Abstände zwischen den Anlagen 300 bis 600 m. Er erläuterte die Verhältnisse in dem im nahen Bayern stehenden Windpark im Wald in Trogen.

In einer langen Diskussion waren die Themen: Ausgleichsflächen, schwierige Eigentumsverhältnisse, Sinn von Vorbescheiden, Information über Verfahrensstände, Seriosität der Windkraftfirmen, fehlende Gesamtbilanzen der Energiewende, Entsorgung der Anlagen nach dem Nutzungsende, Errichtung von Nachfolgeanlagen auf derselben Fläche und Absicherung der Anlagen gegen Risiken.

Bernhard Segbers von der Firma 50 Hertz referierte über Grundlagen und den Stand der Planung der Gleichstromtrasse Südost. Die installierte Leistung steigt durch die erneuerbaren Energien, insbesondere die Windkraft an, während der Anteil der Biomasse seit 2010 stagniert. Der Vorrang von Erdkabeln ist seit 2016 gesetzlich fixiert. Unklar ist noch, ob 2 oder 4 Kabel verlegt werden müssen (Einfluss auf die notwendige Trassenbreite). Im Bundesfachplanungsverfahren wird mit 1.000 m breiten Korridoren geplant. Eine Unterörterung von sensiblen Bereichen ist möglich. Fraglich ist aber, ob das im Wald mit massiven Untergründen technisch umsetzbar ist. Die frühe Beteiligung der Öffentlichkeit wurde gesucht. Ende 2018/Anfang 2019 könnte der Antrag auf Planfeststellung erfolgen. Baustart soll 2021, Fertigstellung 2025 sein.

Dirk Meisgeier, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Masse gegen Trasse“ stellte die Position der von der Energietrasse betroffenen Bevölkerung vor. Seit 2013 kämpft die BI gegen die Trasse. 5.000 Unterschriften wurden gesammelt. Die BI hat auf der höheren politischen Ebene Gehör gefunden. Er sah es als Erfolg an, dass die Trassenbreite von 100 m für Freileitungen auf ca. 30 m für die Erdkabel reduziert werden kann, auch wenn die Kosten das 6- bis 8-Fache von Freileitungen betragen. Bestimmte gesundheitliche Risiken sind auch heute nicht abwägbar.

Themen der Diskussion zu den beiden letzten Vorträgen waren: Die Arbeit der Bürgerinitiative kann als „politischer Raumwiderstand“ gewertet werden und war erfolgreich. Errichtung einer europäischen Netzagentur unwahrscheinlich. Erwärmung des Bodens bei Erdkabeln – wenige Aussagen. Wiederkehrende Entschädigung der Eigentümer gefordert. Sehr wenige Erfahrungen mit der Unterörterung von Wald. Warum nicht mehr Ausbau der vorhandenen Netze?

Zur abschließenden, von Manfred Striegl geleiteten, sehr informativen Exkursion fuhren 35 Teilnehmer in den Windpark Trogen in Bayern. Auch dort wurde sehr intensiv diskutiert.

Zusammenfassend hielt Hagen Dargel fest, dass es eine gelungene Veranstaltung mit kompetenten Vortragenden war, bei der die Teilnehmer viel Wissenswertes mitnehmen und umfangreich diskutieren konnten.

Wolfgang Heyn

Foto: Horst Geisler