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Die Gründung des Nordwestdeutschen Forstvereines geht zurück auf das Jahr 1885.

Wie das Holz in den Baumarkt kommt: Holzernte- und Transportlogistik


Den Weg vom Kiefernstamm zur fertigen Palette, diesen Weg konnten die zahlreichen Besucher der Tagung des NWD-Forstvereins am 10. September in Uelzen hautnah erleben. Gastgeber waren das LWK-Forstamt Uelzen und die „Waldmärker“ sowie das ebenfalls dort ansässige Sägewerk „Bien-Holz“.

Dessen Betriebsleiter und für den Holzeinkauf zuständige Jörg Hellmann stellte zunächst den Standort Uelzen (einen zweiten Betrieb gibt es in Lauterbach) vor. 300.000 Festmeter vornehmlich Nadelholz-Palette werden hier pro Jahr zu fertigen Paletten für vielfältige Anforderungen in der Industrie verarbeitet. Die Ausnutzung des Rundholzes liegt bei 55 %, Sägespäne, Hackschnitzel und Rinde werden weiterverkauft. Die Vermarktung des Hauptproduktes erfolgt über die Vermarktungsgesellschaft SHT, die Mitgesellschafter des Betriebes ist. Wegen der Gefahr der Verblauung kommt einer reibungslosen Transportlogistik eine zentrale Rolle zu. Das Werk kauft Holz aus einem Umkreis von 300 km, wobei das LWK-Forstamt Uelzen ein sehr wichtiger und zuverlässiger Partner für eine funktionierende Just-in-time-Lieferung ist. Das Forstamt wurde anschließend von dessen Leiter Armin Menge vorgestellt. Es operiert in einer Bürogemeinschaft mit der FVL Forstwirtschaftlichen Vereinigung Lüneburg. Während das Forstamt u.a. für die Beratung der Waldbesitzer und die Holzbereitstellung zuständig ist, läuft die Vermarktung über die FVL. Letztere bedient sich noch einer eigens gegründeten Marketing GmbH für den Maschineneinsatz und die Transportlogistik. 18 Bezirksförsterinnen und -förster beraten ca. 6.000 Privatwaldbesitzer auf einer Fläche von 60.000 ha. Die Kiefer ist mit einem Anteil von 74 % nach wie vor die dominierende Baumart mit einem forstgeschichtlich bedingten hohen Anteil mittelalter Bestände. Mit Hilfe der forstlichen Förderung sollen die Anstrengungen zur Umstrukturierung in artenreiche Laub-/Nadelholzmischungen weiter fortgesetzt werden.

Als Koordinator für den Maschineneinsatz und das Transportgeschäft kommt Bernd Hoffmann eine zentrale Rolle zu; als Holzlogistiker ist er Mitarbeiter der Wald Marketing GmbH. „Der läuft hier im Forstamt pausenlos mit dem Handy am Ohr herum“, so Menge scherzhaft. Wie das konkret funktioniert, davon konnten sich die Exkursionsteilnehmer dann am Nachmittag an einem Beispielbestand überzeugen. Ein wichtiger Baustein für eine reibungslose Holzernte- und Transportkette ist das sog. „Trailersystem“, bei dem das Rückefahrzeug das Holz direkt auf bereitgestellte Transportanhänger verlädt, die dann innerhalb kurzer Zeit von LWKs ins Werk gefahren werden. Dies funktioniert vornehmlich bei der Holzernte in größeren Ernteblöcke in arrondierter Lage. Als Vorteile dieses Verfahrens wurden genannt:

- zeitnahe, kontinuierliche Werksbelieferung
- keine lagerungsbedingten Qualitätseinbußen (Bläue)
- keine Käferbefall, keine Behandlungskosten
- kein Holzdiebstahl
- schnelles Werkseingangsmaß mit zeitnaher Abrechnung und Auszahlung an die Waldbesitzer
- keine Aufmaßkosten
- Fracht- und Investitionsoptimierung mit einer guten Ökobilanz

Natürlich stehen dem auch Nachteile entgegen, für die es allerdings Optimierungsmöglichkeiten gibt:
- hoher Koordinationsaufwand
- evtl. Standzeiten des Rückebetriebes bei verzögerter Abfuhr der Trailer
- Wegebelastung bei jeder Witterung
- Doppelte Wegebreite für Ladeplätze benötigt

Natürlich gab es hierzu viele Fragen der Forstkollegen, insbesondere wurde bezweifelt, dass bei ungünstiger Besitzzersplitterung ein Waldbesitzer-genaues Abrechnen der Massen und Erlöse möglich sei. „Vertrauen ist unser wichtigstes Gut“, so die einhellige Aussage der anwesenden Bezirksförster, „durch Verwendung verschiedener Markierungsfarben und Stückzählungen können wir dies dem Waldbesitzer garantieren“. Ein interessanter Tag mit einem Einblick in eine forstliche Wirklichkeit, die für viele sicher neu war. Den Kollegen vor Ort und Herrn Hellman sei Dank für diese hautnahe und realistische Darstellung des forstlichen Alltags in der Zentralheide.

Joachim Hansmann, Reg. Pressesprecher der Nds. Landesforsten
Foto: R. Baumgart