Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinRheinland-Pfalz-Saarland

Der Forstverein Rheinland-Pfalz / Saarland wurde vor 60 Jahren zunächst als rheinland-pfälzischer Forstverein in Bad Kreuznach gegründet

FVRLP-S: Madeira - Auf den Spuren von Christoph Kolumbus

Vom 10. bis 17. November 2019 besuchte eine Gruppe von 30 Mitgliedern des Forstvereins Rheinland-Pfalz – Saarland und Forstleuten anderer Bundesländer Madeira. Die 741 km² große, zu Portugal gehörende Insel beeindruckte nicht mit ihrer imposanten Vulkanfelsenlandschaft – nur 5% des Landes gelten als eben, der Pico Ruivo ist mit 1.862 m der höchste Berg –, sondern außerdem durch ihre äußerst artenreiche und selbst im Winter noch buntblühende Natur.

„Wer kümmert sich nachts um den Wald?“
Der Austausch mit den örtlichen Forstleuten offenbarte neben Gemeinsamkeiten auch völlig andere Strukturen und Aufgabenschwerpunkte. Mit Waldbau, Holzernte und -verkauf sowie anderen uns selbstverständlichen Kernaufgaben haben die madeirischen Kollegen wenig zu tun. Sie beschränken sich neben der Umweltbildung insbesondere auf Polizeiaufgaben zur Kontrolle der Holznutzungslizenzen im Privatwald sowie der Einhaltung der Jagd-, Binnenfischerei- und Naturschutzgesetzte. Dementsprechend martialisch treten die Kollegen fast schon sheriffmäßig in Uniform auf: Die Pistole ist stets umgeschnallt, ihr Namensschild ist sicherheitshalber mit der persönlichen Blutgruppe und dem Rhesusfaktor vervollständigt und im Büro liegen kugelsichere Westen bereit. Als sie von unserer 40-Stunden Woche erfuhren, war das für sie kaum vorstellbar und wir wurden mit Erstaunen gefragt: „Und wer kümmert sich nachts um den Wald?“ – In Madeira arbeiten die Förster zum Schutz des Waldes im Schichtdienst.

Florestal-Verwaltung
Für uns im Klimawandel richtungsweisend (!?) trägt ihre Behörde nicht den Namen Forestal-, sondern Florestal-Verwaltung. Der Hintergrund wurde schon beim Besuch von einem ihrer fünf Pflanzgärten – einer für jedes der fünf Wuchsgebiete, die hier auf einem Viertel der Fläche des Saarlandes vom Wüsten- bis zum Hochgebirgsklima reichen – deutlich. Zum Erhalt bzw. zur Wiederherstellung der natürlichen Vegetation werden kaum forstliche Nutzpflanzen, sondern eine große Auswahl von Sträuchern und auch krautigen Pflanzen bis hin zu Orchideen angezogen. Dabei wächst fast alles größer als bei uns. So sahen wir mehrere Meter hohe Maiglöckchenbäume, Baumheide, gut drei Meter hohen verholzten Natternkopf und Baumlöwenzahn sowie die mannshohe Madeira-Heidelbeere.

Kurze Ausbildung, knapper Lohn
Die Revierförster werden lediglich ein Jahr lang durch einen erfahrenen Praktiker auf ihren Beruf vorbereitet. Eine breitgefächerte Hochschulausbildung ist nicht bekannt. Entsprechend knapp liegt der Monatslohn bei netto etwa nur 900 €. Das Gehalt kann / muss durch phasenweisen Dienst auf unbewohnten Inseln oder Nebentätigkeiten aufgebessert werden.

Etwas Statistik
Der Wald hat einen Flächenanteil von 43%. Die Bestockung verteilt sich etwa hälftig auf Kultur- und Naturwald. Der Naturwald besteht fast ausschließlich aus autochthonem Lorbeerwald (Weltnaturerbe). Im Kulturwald sind Eukalyptus und einheimische Kiefern die Hauptbaumarten. Nachgeordnet sind Akazien, Douglasien, Edelkastanien und sonstige Laubbäume. Im Kulturwald dominiert der Privatwald; 95% der Eigentümer haben weniger als 1 ha.

Gefahren für den Wald
Ein asiatischer Borkenkäfer bedroht derzeit Palmen, Zedern sowie einige Pinien- und Tannenarten. Die größten negativen Einwirkungen der letzten beiden Jahrzehnte wurden jedoch durch zahlreiche Brandstiftungen verursacht. Nun sind die Haftstrafen für dieses Delikt empfindlich erhöht worden. Hoffentlich hilft es.
Auf Wanderungen entlang der landestypischen Levadas (das ganze Land durchziehende, peinlichst gepflegte, kunstvoll gebaute Bewässerungssysteme) bewunderten wir nicht nur die artenreichen Lorbeerwälder. Auf den Waldbrandflächen, aber nicht nur hier, präsentierte sich der auf Madeira nicht heimische Eukalyptus als absolut invasive Baumart. Er bedrängt massiv die heimischen Waldgesellschaften. Die silbrigen Blätter der Jungpflanzen sind stark ölhaltig und fördern auf diese Weise erheblich die Waldbrandgefahr. Will man einen Eukalyptusbestand gezielt durch Kahlschlag oder gar Feuer verdrängen, so zeigt er sich nach einem halben Jahr nur noch üppiger.

Landwirtschaftstag
Auf dem Markt, beim Besuch einer Bananenplantage und besonders in einem großen Gartenbaubetrieb bestaunten wir die exotische Vielfalt an Obst, Gemüse und Kräutern. Dabei hat die Pflanzenzüchtung durch Kreuzungen und Veredelung bei ausgeklügelten Kulturverfahren sowie hier optimalen Klima- und Bodenverhältnissen einen hohen Stellenwert. Die hochprozentigen geistigen Erzeugnisse des Zuckerrohr- und Weinanbaus lernten wir in einer Rum-Destillerie bzw. einer Weinkellerei und natürlich auch bei wiederholten sonstigen Verkostungen zu schätzen.

Sonstige Highlights
Neben dem Genuss der landestypischen kulinarischen Spezialitäten und einer atemberaubenden Korbschlittenfahrt auf den Straßen von Funchal hatte unsere bewährte Reiseleitung, Eberhard Glatz – es war bereits seine 32. Lehrfahrt – und seine Gattin Konstanze, noch ein besonderes Highlight eingebaut. Auf einer Schifffahrt, die ja eigentlich auf keiner Glatz-Exkursion fehlen darf, tanzte als Höhepunkt eine immer wieder pfeilschnell aus dem Meer aufspringende Delphinschule um unseren Katamaran.

Ein herzliches Dankeschön
von der ganzen Reisegruppe an unsere universelle Führerin Lucy de Afonseca und die ganze Forstvereins-Reiseleitung für diese großartige unvergessliche Lehrfahrt auf die Insel des ewigen Frühlings bzw. wörtlich übersetzt, die Holzinsel Madeira.

Text von Wolfgang Witzel