Hallo und Herzlich Willkommen!ForstvereinNordrhein-Westfalen

Forstverein für NRW: Kompetenz in Sachen Wald und Forstwirtschaft.

„Gute Buche, böse Fichte – Fragezeichen“ –

mit diesem plakativen Titel seiner gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und dem örtlichen BDF organisierten Veranstaltung am 29.6. wollte der Forstverein für NRW Bezug nehmen auf viele Diskussionen der vergangenen Monate, in denen Stichworte wie Biodiversität, Buchenwald-Naturerbe bewahren, standortheimisch,  invasiv, Totholz, Stilllegung, Wildnis viel Raum eingenommen haben und man den Eindruck gewinnen konnte, die Aussage des Titels sei zutreffend und steuerndes Agieren von Waldbesitzern und Förstern sei nicht zielführend und daher unerwünscht. In diesen Diskussionen war selten die Rede von Ertrag, Ökonomie, Versorgung der heimischen Holzindustrie aus der Region, Arbeitsplätzen im ländlichen Raum, Ökosystem-Dienstleistungen, CO2-Speicherung.

Den eingeladenen Referenten ist es mit ihren Vorträgen gelungen, die Bedeutung der Nutzungsaspekte im Leistungsspektrum der Nadel- und Laubbäume – und dabei insbesondere der beiden Hauptbaumarten Nordrhein-Westfalens, Fichte und Buche, anschaulich darzustellen und Perspektiven für den Waldbau / die Waldbehandlung unter sich ändernden Klimabedingungen aufzuzeigen. Die Vorträge können Sie hier jeweils als Foliensatz herunterladen.

·        AD Volker Holtkämper, Wald und Holz NRW, Fachbereichsleiter Holzwirtschaft, Forschung, Klimaschutz:  Neue Holzverwendungen im Laubholz - Chance für die Holzindustrie“ (pdf mit 1,5 MB)

·        Prof. Dr. Udo Mantau, Universität Hamburg, Zentrum Holzwirtschaft: Der Laubholz-Irrweg - Die überragende Bedeutung des Nadelholzes für eine ökologisch ausgewogene Holznutzung“ (pdf mit 2,7 MB)

·        FD Dr. Norbert Asche, Wald und Holz NRW, Lehr- und Versuchsforstamt:Klimawandel verändert Wälder - auch im Teutoburger Wald“ (pdf mit 5 MB)

 

10 wesentliche Fakten aus den Vorträgen sind im Folgenden noch einmal zusammengetragen:

 1.     Die Laubholzfläche in NRW hat in den vergangenen 10 Jahren um 38 Tsd. Hektar zugenommen, im Wesentlichen mit Weich-Laubholzarten.

2.     Der Laubholzvorrat hat in demselben Zeitraum in NRW um fast 14 Mio. Fm zugenommen, hier allerdings zu 80 % bei Eiche und Buche in den BHD-Stufen ab 50 cm.

3.     Dem Vorratsanstieg im Laubholz in NRW steht ein Rückgang des Nadelholzvorrats von 8,6 Mio. Fm in NRW entgegen, v.a. Kyrill-bedingt.

4.     Laubholz wächst im Bundes-Durchschnitt nur mit etwa der Hälfte der Masse je Hektar zu wie Nadelholz.

5.     Die Stammholzanteile am Laubholzverkauf nehmen kontinuierlich ab. Derzeit werden nur 12 % des Laub-Derbholzes als Stammholz genutzt und einer stofflichen Verwendung zugeführt, die CO2 langfristig speichert.

6.     Nadelholz-Verfügbarkeit leistet einen wesentlichen Beitrag zur Kohlenstoff-Speicherung, zur Industrieansiedlung – und letztlich auch zu einer ökologisch ausgewogenen Nutzung (Kaskaden-Nutzungsmöglichkeiten, Recycling-Quote; vgl. Stoffstrom-Analysen von MANTAU in Grafik 1(pdf mit 300kb), links: Stoffstrom Nadelholz, rechts: Stoffstrom Laubholz).

7.     Seit dem Jahr 2000 war im Raum Lippspringe die Lufttemperatur im Sommerhalbjahr um 0,6 bis 1,9°C höher als im langjährigen Mittel 1961 bis 1990, die Niederschläge lagen im Sommerhalbjahr um 10 bis 30 % unter den Werten des langjährigen Mittels 1961 bis 1990 (Datenbasis der Klimastation Bad Lippspringe des DWD).

8.     Wenn sich das Klima ändert, ändern sich Standortmerkmale. Setzen sich die in den vergangenen 20 Jahren beobachteten Klimaänderungen fort, wird sich die Fläche in OWL, auf der Buche oder Fichte standortgerecht sind, verringern. Wo genau diese Flächen liegen bzw. wie sich die Standortgegebenheiten an einem definierten Ort bezogen auf die Ansprüche von waldbaulich interessanten Baumarten wie Buche, Fichte, Eiche, aber auch Douglasie oder Küstentanne ändern könnten, ist auf Karten nachvollziehbar, die auf der Basis der Klimadaten der Periode 1961 bis 1990 Veränderungen des Klimas in verschiedenen Szenarien darstellen und über Herrn Dr. Asche bei Wald und Holz NRW erhältlich sind (Grafik 2 (pdf mit 200kb) ).

9.     Trotz neuer technologischer Lösungen für Laubholzverwendung z.B. im Baubereich oder für chemische Verwendungen kann auch mittelfristig auf Nadelholz im Baubereich nicht verzichtet werden.

10.  Wegen des Rückgangs geeigneter Standorte für Fichte im Klimawandel kommt den Anstrengungen, im Rahmen des Waldumbaus klimaangepasste Nadelholzarten zu etablieren, eine besondere Bedeutung zu.

 

Was bedeutet das für den einzelnen Forstbetrieb?

Die nachmittägliche Exkursion in Wälder der FBG Halle wurde von den Herren FD Franz Stockmann, Leiter des Regionalforstamtes Ostwestfalen-Lippe und Johannes Otto Lübke, Revierleiter Halle geführt. An drei Waldbildern konnten Perspektiven für das künftige waldbauliche Handeln vor dem Hintergrund der Erkenntnisse des Vormittags und den zu erwartenden Standortsveränderungen durch den Klimawandel diskutiert werden (Foto 2).

Waldbilder:

1)     Foto 3: Nadelholz-Mischbestand am NO-Oberhang des Teuto, Jungwuchs 9-j. im Verband 2 x 1,5 m aus 80 % Fichte und je 10 % Douglasie und Küstentanne in Gruppen und Fi-NV, ca. 3-j. mit einzelnen Bi, EEs und Bu nach Fichten-Altholz, 80-j. auf ca. 15 cm mächtigem Rohhumus ohne nennenswerte Krautschicht mit vereinzelter Eberesche im Unterstand; die Hälfte des Altbestands war in der Nachbarschaft des Jungwuchses noch vorhanden.

2)     Foto 4: Buchen-Altholz 130-j., II. EKl., krummschaftig und grobästig mit Bu-Unterstand aus NV im Gatter, ca. 15-j.

3)     Foto 5: 45-j. Douglasie und Küstentanne in einzel- bis truppweiser Mischung mit 67-j. Fichte, I. EKl. am SW-Unterhang des Teuto; Dou u. KTa mit der Fi im Höhenwuchs mind. gleichauf, Durchmesserentwicklung wesentlich stärker; KTa ca. 25 % höhere Wuchsleistung als Fi, erzielt aktuell jedoch ca. 25 % niedrigere Holzerlöse je Fm als Fi.

Der einzelne Forstbetrieb muss davon leben, dass er regelmäßig Produkte auf dem Markt anbieten kann, die Abnehmer benötigen und angemessen honorieren. Die Erfahrungen aus den Kalamitäten der letzten Jahre haben die Forstbetriebe auch gelehrt, welche entscheidende Bedeutung die Betriebssicherheit für den Erfolg der Forstwirtschaft hat.

Betriebssicherheit wird vornehmlich durch Mischung / Diversifizierung erreicht:

Mischung geeigneter Baumarten, Mischung verschiedener Alter auf der Fläche, diverse Bestandesstrukturen, diverses Waren- bzw. Holzsortiments-Angebot.

Stichworte wie Klein-Standort, Einzelbaum-Stabilität, Struktur, Dimensionierung, Qualität spielen dabei wichtige Rollen.

Empfehlungen, die mit nach Hause genommen werden konnten:

  • Waldbau bleibt gefragt!
  • Standortmerkmale und ihre Veränderungen im Klimawandel erkennen!
  • Betriebliche Notwendigkeiten und gezielte Waldentwicklung auf erwartete Entwicklungen abstimmen!
  • Vielfalt zulassen!

Die Organisatoren mit den Referenten und dem örtlichen Forstamtsleiter; von links: Dr. Asche, Siebert (BDF), Matzick (FV), Fr. Fasse (SDW), Holtkämper, Prof. Dr. Mantau, Stockmann.