Berichte

Bericht der Exkursion des FV MV nach Rumänien 2017

Die diesjährige Auslandsstudienreise des Forstvereins MV führte in Rumäniens Nordosten ins Siebenbürger Land. Die Reiseorganisation und Führung von Edda und Heiko Henze sowie unserem Forstkollegen Robert Born war ausgezeichnet und flexibel genug, um vor Ort allen Unwägbarkeiten zu begegnen. Unsere Reisegruppe bestand aus 28 Teilnehmern aus fünf Bundesländern im Alter von vier bis 75 Jahren. Das war für die Organisatoren eine besondere Herausforderung und führte im Vorfeld zu Diskussionen. Im Nachhinein betrachtet war jeder Teilnehmer eine Bereicherung für unsere Reise.

Wir begannen die Tour mit dem Parlamentspalast in Bukarest, der unter Ceausescu als Prunkbau begonnen wurde. So überbrückten wir die Wartezeit bis zur Ankunft des Fliegers aus Frankfurt/M., der die Reiseteilnehmer aus Süddeutschland brachte. Mit der vollständigen Gruppe ging es per Bus Richtung Norden zum Hotel in Csikszereda (Miercurea Ciuc, Szeklerburg), welches für die kommende Woche unser Zuhause werden sollte. Die abwechslungsreiche Busfahrt führte uns durch die Walachei, über den südlichen Karpatenbogen hinein ins Siebenbürger Land. Den Landesteil von Rumänien, welcher nach dem 1. Weltkrieg von Österreich-Ungarn an das rumänische Altreich angegliedert wurde. Da die ungarische Volksgruppe in dieser Region weiterhin in der Überzahl ist und sich unsere Gastgeber ebenfalls eher als Ungarn fühlen, werden im Folgendem die meist 3-sprachigen Ortsnamen in der ungarischen Schreibweise angegeben.

Der erste Tag war reserviert für den Besuch der berufsbildenden Schule „Josef Venzel“, die organisatorisch ebenfalls sehr zum Gelingen der Reise beigetragen hat. Dort wird u.a. die Berufsausbildung zum Forstwirt mit und ohne Abitur angeboten. Mit der Besichtigung von Csikszereda und der Wanderung zum Wallfahrtsort Cziksomlyo unter fachkundiger Führung durch die Deutsch- und den Geschichtslehrer der Schule beschlossen wir diesen verregneten Tag.

In den folgenden Tagen klangen bei bestem Wetter vielfältige und forstliche Themen an. Dafür fuhren wir zunächst Richtung Westen und besuchten einen Forstbetrieb für private Wälder in Zetelak und Varsag, ähnlich hiesiger forstwirtschaftlichen Vereinigungen, aber mit eigener Verwaltung und Beförsterung durch 5 höhere und 20 gehobene Angestellte. Diese Forstleute werden direkt von den erwirtschafteten Erlösen finanziert und sind den Privatwaldbesitzern, meist Zusammenschlüsse von gemeinschaftlichem Wald eines Dorfes, verantwortlich. Kontrolliert werden sie durch die staatliche Forstverwaltung. Die praktischen Arbeiten werden sämtlich an regionale (Kleinst-) Unternehmer vergeben. In diesem Gebiet mit Höhenlagen von 600 bis 1400 m dominiert die Fichte. Sie ist auch weiterhin Zielbaumart, allerdings mit einem stärkeren Focus auf die Rotbuche als Mischbaumart. Weißtanne soll nur in geschützten Lagen vorkommen, was sich allein klimatisch nicht erklären lässt. Wahrscheinlich spielt der Wildverbiss eine größere Rolle, als uns bestätigt wurde. Wildschutzzäune werden aus Kostengründen nicht gebaut und es wird überwiegend mit Naturverjüngung gearbeitet. Dieser Tag bot eine Vielzahl von Waldbildern, an denen sich intensive Diskussionen ergaben.

Im weiteren Verlauf der Reise wurden wir mit weiteren Besonderheiten der ungarischen Volksgruppe und den Siebenbürger Sachsen bekannt gemacht, wie z.B. die Symbolik bei Szeklertoren und traditioneller Töpferei, Köhlerei und dem Salzbergbau. Die Region ist stark von tertiärem Vulkanismus geprägt, was zum einen Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit hat, als auch landschaftliche Besonderheiten hervorbrachte, wie den See der Hl. Anna in einem Einbruchskrater oder gleich nebenan ein vollständig vermoorter Krater mit eindrucksvoller Vegetation der Sauer-arm-Moore. Dazu boten die herbstlich verfärbten Buchenwälder bei „Baile Tusnad“ einen herrlichen Anblick, der nur dadurch in den Schatten gestellt wurde, dass wir aus dem Bus heraus vier Braunbären entdecken konnten. Der abendliche Bärenansitz ergänzte diesen erlebnisreichen Tag bzw. bot das örtliche Thermalbad eine wärmere Alternative, die von einigen Teilnehmern genutzt wurde.

Zum Ende der Woche besuchten wir weiter nördlich den Nationalpark Roter See - Gyilkos-tó um den „Mördersee“. Die verantwortlichen Ranger führten uns durch diese vielfältige Hochgebirgslandschaft in den Nordostkarpaten mit einem lokalen Gamsvorkommen und zeigten uns beeindruckende Weißtannenbestände und –verjüngung sowie eine tiefe atemraubende Schlucht, in die wir zuerst vom erstiegenen Gipfel hineinschauen und dann entlang der Landstraße erwandern konnten. Während der Busfahrt kamen weder Fotostops noch die erste Schneeballschlacht der Saison zu kurz.

Der letzte Tag der Reise war wieder der Busfahrt nach Bukarest und der Wartezeit am Flughafen vorbehalten. Alles in allem blicken wir zurück auf eine erlebnisreiche und harmonische Woche im Szeklerland und bedanken uns ganz herzlich bei dem Organisationsteam des Forstvereins MV und der Josef-Venzel-Berufsschule in Czikszereda.

Marie und Dietmar Frömdling

Im Nationalpark Roter See. Foto: R. Born