Der Wald in Deutschland ist nicht nur von Natur aus vielfältig. Die nun vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft vorgestellten Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2022 verdeutlichen, dass sich der Zustand der Wälder im Klimawandel weiter ausdifferenziert. Während manche Regionen unter flächigen Waldverlusten leiden, stieg andernorts der Holzvorrat an alten Nadelbäumen weiter an. Die Daten zeigen auch, dass der Wald an sich kein stabiler Kohlenstoffspeicher ist. Die Klimaschutzfunktion hängt vielmehr von einem vorausschauenden Waldumbau, einer nachhaltigen Bewirtschaftung und effizienten Holznutzung ab.
Positiv wirken sich mehr Laubbäume, Mischwald und Totholz auf die Stabilität und Biodiversität aus. Das steigende Durchschnittsalter der Bäume wird ambivalent betrachtet: Ältere Bäume fördern die Biodiversität, während jüngere Wälder besser auf Umweltveränderungen reagieren können. So zeigen gerade Bäume im Alter von 20 bis 40 Jahren den höchsten Holzzuwachs und damit auch die höchsten Kohlenstoffspeicherleistung pro Hektar und Jahr.
Dies führt zu völlig unterschiedlichen Herausforderungen für die vor Ort verantwortlichen Personen und die sie begleitende Politik. "Diese Vielfalt gilt es als politische Herausforderung ernst zu nehmen", sagt dazu der Präsident des Deutschen Forstvereins Prof. Dr. Ulrich Schraml. "Beim Blick auf die Inventurergebnisse sehen wir, dass die Richtung grundsätzlich stimmt. Einmal mehr wurden, so wie schon bei den letzten Inventuren erkennbar, die Wälder dank der jahrzehntelangen Arbeit der Forstleute auf großer Fläche durch geeignete Maßnahmen besser klimaangepasst und auch ökologisch wertvoller. Das Entscheidende verraten aber nicht die Durchschnittswerte! In einigen Regionen erkennen wir in Anbetracht der erwarteten klimatischen Veränderungen weiterhin große Risiken, weil es auch im letzten Jahrzehnt nicht überall gelungen ist, die Verjüngung alter Nadelwälder rechtzeitig einzuleiten. Andernorts stehen Waldbesitzende vor ganz anderen Herausforderungen, weil sie große Kahlflächen neu bewalden müssen."
Der Forstverein fordert vor diesem Hintergrund, den föderalen Ansatz in der deutschen und der europäischen Waldpolitik weiterhin ernst zu nehmen. Die Inventur ist der letzte Lackmustest, um zu zeigen, dass detaillierte, bundeseinheitliche Bewirtschaftungsprinzipien wenig Sinn machen. Regionale Ansätze der politischen Steuerung sind passgenauer und anpassungsfähiger. Zudem sind verstärkte Anstrengungen in den Klimaschutz und der Ausbau der Waldforschung entscheidend für den Erhalt des Waldes und seiner Ökosystemleistungen.
Weitere interessante Ergebnisse der Bundeswaldinventur:
- Die Waldfläche ist leicht gestiegen und liegt nun bei 11,5 Millionen Hektar.
- Die Kiefer hat die Fichte als häufigste Baumart abgelöst. Die 4 häufigsten Baumarten Kiefer, Fichte, Buche und Eiche stehen auf 72 % der Waldfläche, die restlichen 28 % teilen sich die anderen 47 Baumarten und Baumartengruppen.
- Über 90 % des jungen Waldes besteht aus natürlicher Verjüngung.
- Fast 30 m³ Totholz findet man pro Hektar – 1/3 mehr als vor 10 Jahren.
- Der Holzvorrat ist mit 3,67 Mrd. m³ auf dem Niveau von vor 10 Jahren und nach wie vor der höchste in Europa.
- Der Kohlenstoffvorrat im Wald hat 2022 gegenüber 2012 nur um 1 % auf 2,2 Mrd. Tonnen zugenommen. Dass der Vorrat nicht noch höher gestiegen ist, liegt an der Trendumkehr seit den Dürrejahren ab 2018.
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Bildunterschrift: Der Wald in Deutschland – die neue Bundeswaldinventur zeigt zu differenzierende Ergebnisse
Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)
Zu den Ergebnissen der vierten Bundeswaldinventur geht es hier