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BFV: Bericht von der Jahrestagung 2015

Konsequenzen aus den Ergebnissen von LWI und BWI 3 – … und immer wieder Forstreform

Die ökonomischen, waldbaulichen und politischen Konsequenzen aus den Ergebnissen von Bundeswaldinventur BWI 3 und Landeswaldinventur (LWI) für Brandenburg und Berlin standen im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung des Brandenburgischen Forstvereins in der Alten Hufeisenfabrik in Eberswalde. Trotz der Brisanz und der Kontroverse des Themas konnte die BFV-Vorsitzende Constanze Simon leider nur rund 100 Gäste zu der Tagung begrüßen, welche die verschiedenen Blickwinkel von Forstwirtschaft, Naturschutz und Gesellschaft zur Diskussion stellte.

Mit einem Überblicksvortrag über die Ergebnisse von BWI 3 und LWI brachte Jörg Müller, Landesinventurleiter in Brandenburg, die Teilnehmer noch einmal auf einen aktuellen gemeinsamen Stand und arbeitete die Besonderheiten des Kiefernlandes Brandenburg mit seiner großen Waldfläche, aber im Bundesvergleich unterdurchschnittlichen Vorräten, jedoch dafür überdurchschnittlichen Verbiss-Schäden, heraus. Eine bundesweite Sicht präsentierte Dr. Markus Ziegeler, Geschäftsführer des DFWR, und betonte die Bedeutung der Forstwirtschaft als aktive Bewirtschaftung von Wäldern, deren Erfolg sich in den Ergebnissen der BWI deutlich zeige. Dabei räumte er auch mit Mythen wie zum Beispiel der Invasivität der Douglasie auf und plädierte für einen selbstbewussten Umgang mit den Erfolgen und der Entwicklung der Forstwirtschaft in Deutschland. Diese bestätigte zwar auch Andreas Krug, Abteilungsleiter im Bundesamt für Naturschutz, formulierte aber auch noch deutlich weitergehende naturschutzfachliche oder besser ?politische Anforderungen wie Totholzmehrung, Schutz alter Buchenwälder oder weitere Flächenstilllegungen rund um die Wildnisdebatte. Diese seien nach seiner Aussage Wunsch der Gesellschaft, formuliert in politischen Programmen wie der Biodiversitätsstrategie. Die Meinungen gingen hier naturgemäß weit auseinander, Konsensbereitschaft von beiden Seiten wurde signalisiert und weitere harte Arbeit für die Forstpolitik sichtbar. Den Spagat zwischen Berufsethos und Fraktionszwang versuchte der Abgeordnete Wolfgang Roick (SPD), stellvertr. Vorsitzender des Ausschuss für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft im Brandenburgischen Landtag. Dabei wurden vor allem die Grenzen politischer Einflussnahme für unsere vermeintlich kleine Branche deutlich. Diese müsse mit einer Stimme sprechen, um wirklich noch Gehör zu finden. Mit der praktischen Seite bei der Bewirtschaftung des 270.000 ha großen Landeswaldes befasste sich Olaf Magritz, Abteilungsleiter Landeswaldbewirtschaftung, und benannte neben den Problemen bei der naturalen Verjüngung (Wildverbiss) den Nachwuchsmangel auf Revierleiterebene und die Notwendigkeit einer personellen Verjüngung, welche Basis für eine weiter erfolgreiche Waldbewirtschaftung sei.

Als neues und gut angenommenes Format der Diskussion fand eine „Talk-Runde“, mit lässig an Bistro-Tische gelehnten Referenten, unter der Leitung von Benjamin Lassiwe (Vorsitzender der Landespressekonferenz), untereinander und mit den Gästen im Auditorium statt. Dabei wurden erneut die unterschiedlichen Standpunkte sichtbar, und es wurden immer wieder die Schwächen der Politik in der Umsetzung einer Zukunftsstrategie für Wald und Forstwirtschaft deutlich, die sich im ständigen Personalabbau mit fehlender personeller Verjüngung und Zerschlagungsszenarien für den Landesbetrieb Forst zeigen. Und am Ende drehte sich doch wieder alles um eine Forstreform. War das der Grund für die überschaubare Teilnehmerzahl?

 

Jan Engel

Podium Jahrestagung 2015. Foto: Jan Engel