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Delegiertentagung der Polnischen Forstgesellschaft PTL in Torun

Die Polnische Forstgesellschaft PTL (Polskie Towarzystwo Lesne) und die Regionaldirektion der Staatlichen Forstverwaltung in Torun luden vom 25. bis 27. Juni 2015 zur 115. Delegiertentagung der Polnischen Forstgesellschaft nach Torun ein. Neben über 300 Staatsforstbediensteten Polens folgte auch eine Delegation aus Berlin-Brandenburg der Einladung. Vom Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde waren Stefan Panka und Matthias Noack als Bündnispartner bei der grenzübergreifenden forstlichen Versuchsflächenkooperation und Referatsleiter Paul Ney vom Bundeslandwirtschaftsministerium geladen.

In diesem Jahr stand die Veranstaltung im Zeichen der polnischen Forstgeschichte des 20. Jahrhunderts, die zwangsläufig maßgeblich durch die von Deutschland ausgehenden Weltkriege mitgeprägt wurde. Das Tagungsthema lautete: „Die Bedeutung der Wälder für die Landesverteidigung. Beteiligung von Förstern an der Verteidigung des Vaterlandes.“

Am ersten Versammlungstag wurde diesbezüglich ein wissenschaftliches Kolloquium abgehalten, wobei u. a. das Massaker von Katy? umfangreich behandelt wurde. Bei der Tragödie im Jahre 1940 fanden durch Angehörige des sowjetischen Volkskommissariats für Innere Angelegenheiten (NKWD) bis zu 25.000 Staatsbürger Polens, darunter auch zahlreiche Forstleute, den Tod.

Darauf aufbauend, führten am Folgetag fünf Exkursionsrouten in die weitere Umgebung von Torun. Den Teilnehmern wurde dabei vor allem die gewaltige Dimension des im polnischen Förster- und Waldarbeiterstand erlittenen Kriegsleides vor Augen geführt, und es wurde zugleich gemahnt, kriegerische Konflikte dringendst zu vermeiden. Abgerundet wurde das Exkursionsprogramm durch herausragende Kulturdenkmäler Polens wie z. B. das Denkmal vom weißen Lech nahe Wogrowiec oder das Eiben-Naturreservat „Cisy staropolski“ in der Tucheler Heide. Seinen Abschluss fand dieser Tag in einer der modernsten Baumschulen Polens in Bielawy. Nach einer Betriebsbesichtigung boten die Veranstalter in einem anspruchsvoll gestalteten forstlichen Ambiente und bei bester gastronomischer Versorgung ideale Bedingungen für rege Erfahrungsaustausche und Kennenlerngespräche, womit die Tagung eine nach­haltende Wirkung bei allen Gästen entfalten wird.

Ein aus deutscher Sicht besonderer Tagungshöhepunkt war die Vorstellung der polnischen Fassung des Buches „Ein Land wie ein Eichenblatt – Schlesische Forstgeschichte in preußischer Zeit (1741–1945)“ durch den Autor Dr. habil. Albrecht Milnik, Eberswalde. Nach dem „Forsthandbuch“ von von Burgsdorff (1809) erschien damit nach über 200 Jahren erstmals wieder ein deutsches Forstfachbuch in polnischer Sprache. Die volle Kostenübernahme für die Übersetzung und Verlegung des Buches sowie die Ausreichung an alle Tagungsteilnehmer durch die PTL dokumentieren das große forsthistorische Interesse der polnischen Försterkollegen. Darüber hinaus widerspiegelt dieser Akt den mittlerweile offenen Umgang mit der beide Länder verbindenden, leider unheilvollen Geschichte des 20. Jahrhunderts und das sich wieder entwickelnde Händereichen zur dauerhaften Sicherung friedlicher nachbarschaftlicher Beziehungen.

Dr. Dr. habil. Matthias Noack