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Bericht der Freitagsexkursion der Bezirksgruppe Oberbayern-Schwaben

am 18. Oktober 2019 zum Thema „Was geht überhaupt noch?“

Die äußerst trocken-heißen Sommer 2015 und 2018 haben auf der Eichstätter Alb in den landschaftsprägenden Fichten-Kiefernaltbeständen auf den flachgründigen Standorten der Südhänge und Verebnungen ihre Spuren hinterlassen. Nachdem die Fichte schon länger beachtliche Ausfälle zeigte, reagierten  nunmehr die Altkiefern in erschreckendem Ausmaß. Mittlerweile leiden auch zahlreiche Altbuchen an schütterer Krone. 

Um der Frage nachzugehen, welche Baumarten in dieser Situation und bei den diskutierten Prognosen für die weitere Klimaentwicklung überhaupt noch eine Chance haben, trafen sich 25 Praktiker bei Titting, der nördlichsten Gemeinde Oberbayerns.

Nach der Vorstellung des AELF Ingolstadt durch den stellvertretenden Bereichsleiter Forsten, Alois Hecker, übernahm Revierleiter Peter Wohlfahrt die Führung im rund 200 ha großen Gemeindewald. Die Ausgangslage ist häufig geprägt durch über 60- 70jährige Fichten-Kiefernbestände auf ehemaligen Hutungsflächen. Diese lösen sich als Folge der extremen Witterung der letzten vier Jahre in Rekordgeschwindigkeit auf. Da es oftmals an gesicherten Voranbauten fehlt, bestimmen in der Folge große Freiflächen das Bild. Frost, Hitze, Dürre, Unkraut und Reh in Verbindung mit nur wenig wasserspeicherfähigen Böden (mäßig trockene bis mäßig frische Kalkverwitterungslehme) bedeuten für den Wirtschafter eine große Herausforderung.

Der Blick auf einige ausgewählte Klima-und Witterungsdaten stimmt pessimistisch. Im Vergleich zur Periode 1961-1990 (Station Eichstätt) haben sich die durchschnittlichen jährlichen Niederschläge in den letzten 30 Jahren von 773 auf 662 mm verringert (-15%). Die Jahresdurchschnittstemperatur (Station Langensallach) stieg von 7,9 auf 8,6°C. In den letzten vier Jahren waren es stets über 9°C (2015 9,7°C). Bemerkenswert ist ebenfalls die Zunahme der heißen Tage über 30°C (22 im „Rekordjahr“ 2015).

Trotz dieser widrigen Rahmenbedingungen hat Revierleiter Peter Wohlfahrt  in den letzten Jahren mit kräftiger Unterstützung durch die Gemeinde alles versucht,  um mit der  Anpflanzung einer breiten Palette verschiedenster Nadel- wie auch Laubbaumarten eine zukunftsfähige Bestockung zu erzielen. Obwohl Topfpflanzen verwendet werden, fallen zahlreiche der übergroßen Douglasienpflanzen aus. Gründe dafür sind unter anderem das ungünstige Spross-Wurzelverhältnis wie auch der hohe Torfanteil im Ballen. Trotzdem ist die weitere Verwendung von Topfpflanzen für den Erfolg zwingend.  Ältere Kulturen der Douglasie in der Nachbarschaft leiden in den Anfangsjahren unter Kalkchlorosen. Bemerkenswert ist eine alte und vitale Solitär-Douglasie am Waldrand.

Eine größere Anpflanzung von Schwarzkiefern ist bisher sehr vital, zeigt aber neuerdings das Diplodia-Kieferntriebsterben. Es besteht Einigkeit, dass bei dieser Baumart die Herkunft eine große Rolle spielt und dem Triebsterben eventuell durch die Mischung verschiedener Herkünfte Einhalt geboten werden könnte. Die Europäische Lärche wächst bisher ohne Probleme. Einen guten Eindruck hinterlassen Anpflanzungen wie auch Naturverjüngung von Sommerlinde, Spitzahorn, Feldahorn, Walnuss (Waldnuss?), Elsbeere und Kirsche. Bewährt hat sich bisher auch eine (nicht besichtigte) Fläche mit Zerreichen. Bei  länger anhaltender trocken-heißer Witterung muss dem Gießen der Kulturen künftig wesentlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.

 

Die Abschlussdiskussion erbrachte folgende Empfehlungen zur Baumartenwahl auf den gegebenen Standorten:

Bei den Nadelbaumarten können nur noch die Europäische Lärche, die Schwarzkiefer (Herkünfte!) sowie die Douglasie empfohlen werden. Letztere sollte mindestens 30 cm karbonatfreies Substrat zur Verfügung haben. Die Tanne scheidet wegen der geringen Niederschläge aus.

Die Buche hat nach wie vor beim Anbau unter Schirm ihre Berechtigung. Der Stieleiche wie auch der Roteiche und der Esskastanie sagen der Karbonatreichtum nicht zu (Gefahr von Kalkchlorosen im höheren Alter; Pilzbefall). Die Zerreiche könnte eine Alternative sein. Gute Chancen werden Sommerlinde, Spitz- und Feldahorn, Elsbeere, Walnuss und der Kirsche eingeräumt. Mit Einschränkung auch dem Bergahorn. Herr Biermayer brachte noch die Silberlinde als mögliche, nicht heimische Baumart ins Spiel. Dem Speierling, der auf der Alb nie natürlich vorkam, ist es offensichtlich immer noch „zu kalt“.

Sollte sich der Klimawandel  weiter verschärfen, muss auf den schwierigen Standorten wohl von dem traditionellen waldbaulichen Ziel vorratsreicher und wertversprechender Mischbestände  Abschied genommen werden. Vielmehr gilt es dann, den Wald als solchen zu erhalten, der sich dann aus vielen Laubbaumarten zusammensetzt, die bisher in der Planung eher eine Nebenrolle spielten, ergänzt um wenige Nadelbaumarten.

von Hans-Jürgen Gulder