SFV: „Waldwirtschaft und Waldumbau in Nordsachsen – geht es im Tiefland anders?“ – Ein Exkursionsbericht
Zusammenfassung
Am Donnerstag, den 05.09.2024, fand die Fortbildung des Sächsischen Forstvereins statt, welche maßgeblich mit Sachsenforst organisiert und im Forstbezirk Taura in der Dübener Heide durchgeführt wurde. Die Veranstaltung widmete sich der Waldwirtschaft und dem Waldumbau im nordsächsischen Tiefland. Als Stationsbetrieb wurde der Parcours mit sieben Themenblöcken im Staatswaldrevier Gräfendorf angelegt und von den über 100 Teilnehmenden in drei unterschiedlichen Gruppen durchlaufen.
Nach der Vorstellung des historischen Forsthauses Gräfendorf (noch heute als Revierdienststelle genutzt) wurden der Waldumbau des Forstbezirkes im Staatswald erläutert. Dabei wurde u.a. auf die Baumartenwahl bei Verjüngung von Kalamitätsflächen und im planmäßigen Voranbau auf von unverlehmten Sanden geprägten Standorten eingegangen. Der Umgang mit Klettersitzen bei der Jagd wurde praktisch vorgeführt und die für deren Einsatz entworfene Betriebsanweisung vorgestellt. Auch hier zwang das Orkantief Friederike und die folgenden Trockenjahre die hiesigen Forstleute zur bis heute notwendigen und waldschutzfachlich untersetzten Waldschadensbegrenzung. Anschließend wurde eine im Sachsenforst entwickelte Totholzmatrix bei der arbeitsschutztechnischen Risikobewertung erläutert. Am Beispiel eines mit Rot-Buchen vorangebauten Kiefernbestandes wurde dann die Stehendentnahme durch einen Baggerharvester als bestandschonende Holzerntemethode demonstriert. Nach der Vorstellung eines neu entwickelten Bodenbearbeitungskonzepts wurden zwei unterschiedliche Arbeitsverfahren mit Anbaugeräten am Bagger- als auch Radharvestern präsentiert, welche stark vergraste, nicht geräumte Flächen von der Gasse aus einerseits für die Handpflanzung bzw. -saat mulchend und fräsend oder andererseits nur fräsend vorbereiten, um im gleichen Arbeitsgang in letzterem Falle maschinell säen zu können. Zuletzt wurden die Herausforderungen bei der Anlage einer Ackererstaufforstung aufgezeigt, bei welcher u.a. der Einsatz von Shropshire-Schafen zur Verdrängung von Kurzschwanzmäusen führte. Andere Maßnahmen neben dem Einsatz von Shropshire-Schafen waren nötig, um Schermäuse effektiv zurückzudrängen.
Textautor: Philipp Kob (SFV / FVST)
Exkursionsgebiet
Das Exkursionsgebiet liegt in der Standortsregion des Tieflandes und dort im Wuchsgebiet Düben-Niederlausitzer Altmoränenland, welches in Sachsen die Grenze des norddeutschen Tieflandes zu den sich südlich anschließenden Lößhügelländern bildet (Gauer & Aldinger 2005). Nach Schwanecke & Kopp (1996: 28) wird „das gesamte Wuchsgebiet [.] von saale-kaltzeitlichen Bildungen geprägt. Elster-kaltzeitliche Ablagerungen wurden eingearbeitet oder überformt.“ Das Wuchsgebiet wird im Wesentlichen durch den Großklimabereich des Niederlausitzer Planarklimas bestimmt (Schulze et al. 2013). Es herrscht die Lausitzer Makroklimaform phi (Φ) vor. Gauer & Aldinger (2005: 52, Gemballa 2016: 343) weisen als Kennwerte für die Klimaperiode 1901 bis 1950 das hochkollin beeinflusste Lausitzer Klima mit einer mittleren Jahresniederschlagssumme zwischen 580 und 660 mm sowie einer ökoklimatischen Wasserbilanz in der Vegetationsperiode in Höhe von -170 bis -70 mm aus.
Schwanecke & Kopp (1996: 29) geben für den Nordwesten des Wuchsgebietes eine Niederschlagsmenge zwischen 560 mm und 600 mm für dieselbe Klimaperiode an. Die letztgenannten Werte liegen etwas niedriger als die zuvor genannten Jahresniederschlagswerte, weil sich hier das Leegebiet des Harzes auf das Klima im nordwestlichen Teil des Wuchsgebietes gegenüber dem Klima im gesamten Wuchsgebiet weiterhin auswirkt. Als Wuchsbezirk für das Exkursionsgebiet liegt die Wildenhainer Niederung vor, für welche Schwanecke & Kopp (1996: 35) hervorheben, dass es sich aufgrund der nur bis 600 mm reichenden mittleren Jahresniederschläge um einen gegenüber den anderen im Lausitzer Klima liegenden Wuchsbezirken trockeneren Bezirk handelt. Für die Klimaperiode von 1961 bis 1990 geben Gauer & Aldinger (2005: 155) für das Wuchsgebiet Düben-Niederlausitzer Altmoränenland einen Jahresniederschlagsmittelwert von 597 mm an. Die ökoklimatische Wasserbilanz in der Vegetationsperiode für die zuletzt genannte Klimaperiode beträgt hingegen nur noch -206 bis -120 mm. Die Messungen an der in der Klimaperiode 1961 bis 1990 nächstgelegenen Klimamessstation in Repitz bei Torgau geben als vieljährige Mittelwerte eine Niederschlagsmenge in Höhe von 541,6 mm und eine Jahresdurchschnittstemperatur von 8,7°C im Jahr an (Deutscher Wetterdienst (2024a, b).
Das Forstrevier befindet sich in der dynamischen Klimastufe VI (römisch sechs), welche hier überwiegend sommerwarme und extrem sommertrockene Klimaverhältnisse repräsentiert. Die Bewirtschaftungsfläche im Staatswald des Forstbezirkes Taura wird laut Angaben von Hr. Puchta zu einem Anteil in Höhe von 38 % von der Feinbodenform der Nedlitzer Sand-Braunerde und der Grundwasserform 77 bestimmt. Das Gebiet weist hieraus resultierend größtenteils mittelfrische, mäßig nährstoffversorgte terrestrische Standorte der mäßig trockenen Tieflandlagen auf. Diese Stamm-Standortsformengruppe tritt flächenanteilig wiederum mit ungefähr 70 % auf.
Historische Forstliegenschaft Forsthaus Gräfendorf
Als Treffpunkt der Veranstaltung war das Forsthaus Gräfendorf gewählt worden. Der Leiter des Staatswaldreviers Gräfendorf, Manfred Niedner, ist unter seinen Kolleginnen und Kollegen auf der Revierleitungsebene des Forstbezirkes Taura tatsächlich der letzte Förster, welcher die staatseigene historische Forstliegenschaft als Revierdienststelle bewohnt. Die Nebengebäude wurden zuletzt entweder denkmalgerecht saniert oder abgerissen, wenn der Erhaltungszustand eine Sanierung nicht mehr zuließ.
Waldumbau im Forstbezirk Taura
Die Holzbodenfläche wird bis heute von ausgedehnten Forsten der Wald-Kiefer (Pinus sylvestris Linné, 1753) geprägt (Anteil von 78 % im Jahr 2006 im Vergleich zu 75 % im Jahr 2017 laut Forsteinrichtungswerk für den Staatswald im Forstbezirk Taura), was einerseits standörtlich bedingt, andererseits aber vor allem auch durch die Ansprüche der Forstnutzung an die Bewirtschaftung in der Vergangenheit bestimmt wurde.
Unter den eingangs skizzierten Standortsbedingungen wird sich das Spektrum der in Sachsen als Waldentwicklungstypen (WET) bezeichneten Kombinationen aus Wirtschaftsbaumarten als Bestockungsziel unter den prognostizierten Klimaveränderungen im Forstbezirk Taura voraussichtlich einengen. Dabei wird die für die Dübener Heide und ihr hochkollin beeinflusstes Klima noch charakteristische Baumart Rot-Buche (Fagus sylvatica Linné, 1753), welche auf den Staatswaldflächen des Forstbezirks im Oberstand nur mit 6 % beteiligt ist (Forsteinrichtungsstichtag 01.01.2017), durch forstliche Maßnahmen zunehmend zu Eichen-Waldentwicklungstypen weiterentwickelt werden. Aufgrund des Trockenstresses verfärbt sich das Laub der Rot-Buche im Revier Gräfendorf laut Hr. Puchta beispielsweise dieses Jahr schon Anfang September braun, weil im August drei Wochen kein Niederschlag gefallen war. Im Allgemeinen arbeitet die Belegschaft darauf hin, die ihnen anvertrauten kieferndominierten Forste in Mischwälder zu transformieren und kann in den vergangenen Jahren auf einen jährlichen Waldumbaufortschritt von durchschnittlich 98 Hektar zurückblicken. In der Wahrnehmung der Försterinnen und Förster haben die schon vor wenigen Jahrzehnten vorgenommenen Voranbauten in den vormaligen Reinbeständen der Wald-Kiefer dafür gesorgt, dass die Hauptbaumart im Oberstand vor dem Hintergrund der Trockenheit in den letzten Jahren weniger schadenanfällig war.
Bislang haben die Mitarbeitenden bei den Waldumbaubemühungen gute Erfahrungen mit den Baumarten Gewöhnliche Douglasie (Pseudotsuga menziesii (Mirb.) Franco, 1950) und Amerikanischer Roteiche (Quercus rubra Linné, 1753) gemacht, wobei die Douglasie nur kleinflächig eingebracht und die Roteiche nur noch als Waldbrandriegel Verwendung finden darf. Diese Restriktionen ergeben sich aus politischen Entscheidungen, welche unter anderem in Form eines Grundsatzerlasses zur integrativen, naturgemäßen Bewirtschaftung des Staatswaldes des Freistaates Sachsen in der vergangenen Legislatur getroffen wurden. Diesem Erlass ist zu entnehmen, dass „[.](b)ei Pflanzungen und Saaten [.] klimaresiliente, standortheimische Strauch- und Baumarten regelmäßig zu bevorzugen (sind). Die künstliche Verjüngung fremdländischer Baumarten erfolgt nur ausnahmsweise und restriktiv“ (Günther 2022: 3). Trotzdem kann das Exkursionsrevier doch noch eine jüngere kleinflächige Kultur von 2 Hektar Größe mit Roteiche vorweisen, welche bislang die Trockenheit überstanden hat. Es bestehen darüber hinaus Erfahrungen mit der Esskastanie (Castanea sativa Miller, 1768), obschon auch diese Baumart gegenwärtig politisch nicht gewollt zu sein scheint. Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina Ehrh., 1788) hingegen verjüngt sich als ebenso nicht einheimische Baumart beständig auf natürliche Weise in die Waldbestände hinein.
Darüber hinaus erfolgt im Forstrevier von Hr. Niedner eine intensive Befassung mit der Gestaltung von Waldaußen-/innenrändern, welche durch den oben genannten Erlass auch politisch forciert wird, um licht- und wärmebedürftigere Arten in Übergangsbereichen zwischen Wald und Offenland zu fördern. Zudem werden eigene Bestände an gebietseigenen Gehölzen durch die Anlage von Hecken aufgebaut, um dieses Vermehrungsgut selbst zu erzeugen und gemäß § 40 BNatSchG in die freie Natur ausbringen zu können.
Abbildung 1 & 2: Demonstration des Einsatzes eines Klettersitzes in einem Kiefernbestand mit nahezu flächigem Birkenanflug im Dickungsstadium und installierter Klettersitz an einer Wald-Kiefer (Bildautoren: Thomas Rother [oberes Bild] & Philipp Kob [unteres Bild])
Der Referent für den Privat- und Körperschaftswald des Forstbezirkes Taura, Josef Pietzonka, stellte die Entwicklung der Jagdstrecken in den Verwaltungsjagdbezirken des Forstbezirkes Taura vor und skizzierte die Faktoren, welche sich auf diese Entwicklung auswirkten. Dabei spielten einerseits Ereignisse wie die Jagdgesetznovelle aus dem Jahr 2012 (Streckenzuwächse) und die Covid-19-Pandemie (Streckenrückgänge) eine Rolle. Andererseits spüren die Försterinnen und Förster den Einfluss der Wölfe auf die Schalenwildbestände z.B. durch Änderungen des Verhaltens zur Vermeidung von Prädation, können deren konkrete Auswirkungen allerdings nicht belastbar quantifizieren. Unabhängig der Benennung konkreter Ursachen wurde im Zuge des jagdlichen Controllings festgestellt, dass der personelle Aufwand je erlegtem Stück Schalenwild größer wurde, um die bislang gute Ausgangslage bei der im Turnus von 3 Jahren stattfindenden Überwachung des Wildverbisses halten zu können. Deshalb wurde in der Vergangenheit vermehrt Werbung für die Drückjagden gemacht, um mehr Schützinnen und Schützen für diese Jagdmethode zu gewinnen. Durch den erfolgreich ankommenden Anflug der Sand-Birke (Betula pendula Roth, 1788) kommt es zu Erschwernissen bei der Einzel- und Gesellschaftsjagd, weil sich die Sichtbarkeit des Wildes dadurch reduziert. Denn sowohl bei der Gesellschafts- als auch der Einzeljagd führt die verlängerte Vegetationsperiode zu einer Reduzierung der Wahrscheinlichkeit auf Jagderfolg, weil der Schütze oder die Schützin bei der Jagd von einer Jagdeinrichtung konventioneller Höhe nicht durch den Birkenunterstand hindurchblicken, geschweige denn schießen kann.
Aus diesen vorgenannten Gründen wurde der Einsatz von Klettersitzen mit letztendlich positivem Ergebnis erprobt, sodass der Staatsbetrieb Sachsenforst hierfür eine Betriebsanweisung entwickelt hat, um die Anwendung dieses Hilfswerkzeuges unfall- bzw. versicherungsrechtlich zu institutionalisieren und damit abzusichern. Die Betriebsanweisung lässt eine Klettersitzhöhe von 10 Metern zu. Hinzu kommt die Standhöhe der Schützin, welche mit einem Industrieklettergurt gegen Abstürzen gesichert ist. Den Klettersitz und die persönliche Schutzausrüstung (PSA) wird für einen Regiejäger durch den Staatsbetrieb Sachsenforst gestellt. Jagdbegehungsscheininhaberinnen und -inhaber müssen das Material selbst mitbringen. Von Seiten des Staatsbetriebes werden für alle Nutzerinnen und Nutzer von Klettersitzen in den Verwaltungsjagdbezirken jährliche Schulungen angeboten, bei welcher auch die Höhenrettung geübt wird. Zudem wird die PSA jährlich auf ihre Funktionstüchtigkeit geprüft. Die Abnahmeprüfung bei der PSA von allen Nutzerinnen und Nutzern erfolgt durch alltäglich mit derselben oder ähnlichen Ausrüstung umgehenden Zapfenpflückerinnen und -pflücker, bevor diese Werkzeuge wieder in den erneuten Gebrauch innerhalb der Verwaltungsjagdbezirke gehen dürfen.
Hinsichtlich der einzuhaltenden Verhaltensregeln darf keine Jagd mit dem Klettersitz bei Sturm geschehen und die Höhe an dem jeweiligen Baum muss stets in Abhängigkeit von den Windverhältnissen beurteilt werden. Aus Vorsorgegründen für den Ernstfall muss der Nutzer ein zweites Seil für einen hinzukommenden Höhenretter herabhängen lassen. Im Rahmen der Vorbereitung auf die Gesellschaftsjagden, bei denen die Klettersitze in den Einsatz kommen sollen, werden die dafür letztlich vorgesehenen Bäume vorausgewählt. Es darf zuvor kein stehendes Totholz in der Nähe des zu besteigenden Baumes festgestellt werden. An den ausgewählten Bäumen muss auch Mobilfunkempfang bestehen, damit eine telefonische Kontaktaufnahme jederzeit möglich ist.
Bei der konkreten Verwendung des Klettersitzes eignen sich die im Forstbezirk überwiegend vorkommenden Waldkiefern aufgrund Ihrer groben Borke in älteren Wuchsklassen, weil die Zähne bzw. Zacken des Ober- bzw. Unterteils des Klettersitzes guten Halt in der Borke finden können. Die Spiegelrinde der Kiefern wird hingegen durch die Zähne verletzt, sodass die Anwendung des Sitzes auf die Höhe der Grobborke beschränkt bleiben oder in Kauf genommen werden muss, dass andernfalls durch die verursachten Stammschäden eine Abwertung des Kiefernholzes aus dem Paletten- in das Industrieholzsortiment erfolgen kann.
Entsprechende Schießfertigkeiten vorausgesetzt ermöglicht die Anwendung des Klettersitzes die Erlegung von Schalenwild in Doubletten oder sogar Tripletten auf eine kurze Distanz. Der Schütze befindet sich mit Hilfe des Klettersitzes oberhalb der zweiten Baumschicht und kann letztere von oben einsehen. Dabei ist die Schützin in der Lage, dass Wild besser oder überhaupt erst zu erblicken und in einem steilen Winkel zu beschießen. Damit ist ein Kugelfang mit dem gewachsenen Boden gegeben und die Wahrscheinlichkeit eines Abprallens des Geschosses im Vergleich zu konventionellen Ansitzhöhen gleichzeitig sehr verringert. Ein weiterer Vorteil der Höhe des Klettersitzes ist es, dass sich dieser so weit oben befindet, dass sich die darauf stehende oder sitzende Nutzerin in vielen Fällen - natürlich in Abhängigkeit von den Windverhältnissen - außerhalb der geruchlichen Wahrnehmung des Wildes befindet, was die Chance des Wildes auf ein Entkommen weiter schmälert.
Waldschutzmaßnahmen in Kiefernbeständen
An der nächsten Station beschrieb Hr. Fleischmann die Waldschutzsituation im Forstrevier und hob hervor, dass der vorgestellte Kiefernreinbestand auf Standorten stockt, welche repräsentativ für die Standortsverhältnisse des Reviers stehen. Als waldbauliche Auswerteeinheit wurden die Stamm-Standortsformengruppen Tm-TZ1 und Tm-TM2 oder nach Einführung der dynamischen Klimagliederung in sächsischer Lesart VI-T-TZ1 und VI-T-TM2f [c] für die Forstflächen kartiert.
Hr. Fleischmann führte aus, dass der dem Fortbildungspublikum präsentierte 40-jährige Kiefernbestand seit 2018 dreimal mit einem Harvester, dabei teilweise mit einem Entrindungsaggregat, bearbeitet wurde. Als Erntemenge mussten in diesem Zuge statt den laut Forsteinrichtungswerk geplanten 296 Erntefestmetern 459 (155 %) genutzt werden. Ausgangspunkt für das Schadgeschehen war auch hier das Orkantief Friederike im Jahr 2018. Bei diesem Extremwettereignis wurden die Kiefern zum damaligen Zeitpunkt im Schwerpunkt geworfen statt durch Sturmbruch geschädigt zu werden. Der trockene Sommer nach dem Orkantief trug dazu bei, dass der Jahresniederschlag im Jahr 2018 laut Hr. Fleischmann nur 300 mm betrug, was 43 % des langjährigen Mittelwerts entspricht.
Nordsachsen bewegte sich mit diesem Jahresniederschlagswert im unteren Bereich der Jahresniederschlagsspanne, welche für geschlossene Wälder auf der Erde bekannt sind (Bartsch & Röhrig 2016). Von den Vortragenden wurde hervorgehoben, dass die Kiefer im Allgemeinen mehr zu Schaden gehende Insektenarten als die Gemeine Fichte (Picea abies (L.) H. Karst., 1881) aufweist. Wenn das Bohrmehl des 12-zähnigen Kiefernborkenkäfers erkennbar wird, dann haben andere Arten bereits ihre Entwicklung durchlaufen. Als Maßnahmen zur Bewältigung der Schadsituation mussten Holzpolter begiftet werden, motormanuelle Entrindungstechnik wurde für die eigenen Waldarbeiter beschafft. Die eigenen Forstleute wurde eingesetzt, um nach befallen Kiefern zu suchen, hierzu wurden auch Dienstleister engagiert, um das Pensum leisten zu können, die Bestände zu kontrollieren und die Käferherde rechtzeitig zu erkennen. Um die Motivation auch in der Unternehmerschaft hochzuhalten, veranstaltet der Forstbezirk Taura einmal jährlich einen Unternehmertag, bei dem auch ein Wildschwein am Spieß gegrillt wird. An dieser Station kam auch zur Sprache, dass die Unternehmer von der landesweiten Umstellung des Mindestabstands für Rückegassen von 20 auf 40 Meter nicht begeistert sind. Diese politische Festlegung wird auch durch den Grundsatzerlass zur integrativen naturgemäßen Bewirtschaftung des Staatswaldes getroffen, demgemäß „grundsätzlich ein Rückegassenabstand von mindestens 40 Meter(n) einzuhalten“ (Günther 2022: 4) ist. Möglicherweise steht dieser Wortlaut in Verbindung mit dem, im FSC-Standard formulierten, langfristigen Ziel, in einem Forstbetrieb „nicht mehr als 10 % der bewirtschafteten Holzbodenfläche als Rückegasse zu befahren“ (Anonymus 2022: 34). Aktuell gilt nach FSC-Standard bezogen auf die bewirtschaftete Holzbodenfläche noch ein Befahrungsprozent von 13,5 %.
Nicht bewirtschaftete Flächen wie beispielsweise Prozessschutzflächen oder Steilhänge und Blocküberlagerungen im Mittelgebirge werden schon heute nicht in die Berechnung des Befahrungsprozentes einbezogen (Anonymus 2022). Nach dem PEFC-Standard hingegen wird der Abstand der Gassen von Mitte zu Mitte gemessen, soll grundsätzlich mindestens 20 Meter betragen und sollte bei verdichtungsempfindlichen Böden weiter bemessen werden (Anonymus 2023: 8). Mit der pauschalen Erhöhung des Mindestgassenabstands im gesamten Staatswald des Freistaats Sachsen benötigen die Unternehmen nun zur Anpassung ihres Arbeitsverfahrens, vom vollmechanisierten zum quasi-vollmechanisierten Sortimentverfahren, in Kieferndurchforstungsbeständen nun zusätzlich Waldarbeiter, welche die außerhalb des Kranauslegerbereichs stockenden und ausscheidenden Bäume in die Reichweite des Vollernters fällen, ehe diese von letzterem aufgearbeitet werden können. Da der Arbeitsmarkt bezüglich qualifizierter Waldarbeiter schon vor der Umstellung angespannt war, wird die Suche nach Fachkräften in Zukunft nicht leichter werden, um den neu gestellten Anforderungen in Konformität zu selbst einzuhaltenden Zertifizierungsstandards für forsttechnische Dienstleistungsunternehmen gerecht zu werden.
Entscheidungsmatrix für totholzreiche Bestände
Abbildung 3: Präsentation der arbeitsschutztechnischen Risikobewertung (Bildautor: Thomas Rother)
In einem 12,6 Hektar großen, damals 43-jährigen, heute 73-jährigen Kiefernbestand wurden in der Mitte der 1990er Jahre im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch angelernte Kräfte 16.000 Rot-Buchen (1.379 Stück je Hektar) und 3.000 Winter-Linden (Tilia cordata Miller, 1888) (1.000 Stück je Hektar) mit Hilfe der Hartmann-Haue auf einer jeweiligen Fläche von 11,6 bzw. 1,0 Hektar eingebracht. Die Fläche ist als mittelfrischer, mäßig nährstoffhaltiger, terrestrischer Standort (VI-T-TM2f) kartiert, der von der technologischen Befahrbarkeit in die Sensibilitätsklasse 1 (S1) „weniger sensibel“ und die Hangneigungsklasse 1 (H1) „0 - 4 % Neigung“ nach der Holzerntetechnologien-Richtlinie für den Staatswald des Freistaates Sachsen eingestuft wurde (Flechsig et al. 2006). Im Ergebnis ergibt dies in Summe auf trockenen oder mittelfrischen unvernässten Standorten eine Befahrbarkeitsklasse B1 „befahrbar“. Auf frischen terrestrischen Standorten würde daraus eine eingeschränkte Befahrbarkeit (B2) resultieren, welche die Beachtung der Bodenfeuchte und der Witterung mit besonderem Fokus auf Bodenmulden oder Bereichen erforderlich machen, in denen sich Wasser ansammeln und das Bodensubstrat entsprechend feucht halten kann. Zu den gleichen Ergebnissen kommt auch Grüll (2011), welcher sich ebenso mit der Befahrbarkeit von Standorten beschäftigte, welche nach ostdeutschem Standortkartierungsverfahren klassifiziert wurden.
Nach waldbaulicher und forsttechnischer Einleitung an dieser Station führte Hr. Flechsig als Referatsleiter für Waldarbeit und Forsttechnik in der Geschäftsleitung des Staatsbetriebes Sachsenforst in Graupa in die Gefährdungsbeurteilung ein. Dabei ging er auf die baumartenbezogene Risikobewertung von totholzreichen Beständen ein, aus welcher eine stufenbezogene Entscheidungsmatrix abgeleitet wurde, welche für die Umsetzung der Waldarbeit und Forsttechnik in den bewerteten Beständen relevant ist.
Die Informationen zur baumartenbezogenen Risikobewertung und die Herausgabe der Dokumente wie entsprechender Dienstanweisungen dienen der Befähigung der sächsischen Forstleute, zum einen Totholz zu erkennen und zum anderen insbesondere dann auch damit fachgerecht umzugehen. Fr. Flechsig unterstrich deshalb die Bedeutung des fachgerechten Umgangs in von stehendem Totholz betroffenen Beständen für alle waldbaulichen Maßnahmen von der Pflanzung über die Kultur- und Jungwuchspflege, die Durchforstung und der Endnutzung bis hin zur Jagd und hob noch einmal auf die Einführung der 40 m Mindestgassenabstände ab. Die Erforderlichkeit der motormanuellen Zufällung kann erhöhte Risiken in Beständen mit Totholz mit sich bringen, weshalb die waldbaulichen Maßnahmen und die Einsatzplanung umsichtig und sorgfältig vorbereitet werden müssen. Um generell die Arbeitssicherheit für die eingesetzten Waldarbeiter zu gewährleisten, kommen Funkkeile und die seilunterstützte Fällung zur Anwendung.
Stehendentnahme in der Holzernte
Abbildung 4: Vorführung der Stehendentnahme von Wald-Kiefern über vorangebauten Rot-Buchen mit dem Baggerharvester vom Typ Impex Hannibal T50 (Bildautor: Thomas Rother)
Nach den arbeitsschutzfachlichen Ausführungen wurde die Aufmerksamkeit an derselben Station auf die Vorführung der Stehendentnahme bei der Ernte über Nachwuchs bzw. Unterstand durch den Impex Hannibal T50-Baggerharvester gelenkt. Da es unter Forstleuten Vorbehalte gegenüber dem Einsatz dieser Forsttechnik gibt, wird angeraten, dass sich diejenigen, welche Vorbehalte haben, selbst von der Technik ein Bild machen und diese in Aktion erleben. Dem alt bekannten Vorführeffekt entsprechend verursachte der Harvesterfahrer sogleich Kronenschäden in der Kiefer, obschon sich das Arbeitsverfahren mit der eingesetzten Forsttechnik bei fehlendem Fortbildungspublikum und erfahrenem Harvesterfahrer im Allgemeinen als vergleichsweise bestandschonend erweisen soll. Hierzu wird als Aggregat das Impex HD12000 eingesetzt, welches über ein Gewicht von 2,3 Tonnen verfügt. Als Baumhalter wird ein Doppeltrapez-Teleskop verwendet. Die Aufarbeitung der im Bestand gefällten und auf die Rückegasse vorgelieferten Stämme erfolgt an Ort und Stelle auf dem Feinerschließungsmittel.
Das Ablegen erfolgt längs zur Rückegassenrichtung. Die Rückegassen müssen nicht breiter als 4 Meter sein, weil der Baggerharvester ein kurzes Heck hat, damit einen niedrigen Heckschwenkradius aufweist und demnach über genügend Raum auf der Gasse verfügt. Der Baggerharvester ist mit dem Aggregat in der Lage, Fälldurchmesser von bis zu 1,20 Meter zu bewältigen. Bei einer Netto-Hubkraft von 4,8 Tonnen (Brutto: 6,8 Tonnen) sind 3 erntefestmeterstarke Stämme für dieses Arbeitsverfahren am besten geeignet. Die Hubkraft wurde bei Maximalauslage des Kranauslegers gemessen, welcher 15 Meter Länge besitzt. Der Kabinenschutzrahmen hält ein Gewicht von 9 Tonnen aus. Die Scheibe besteht aus Polykarbon. Die Kabine verfügt über ein Titandach. Bei herabstürzendem Totholz hat es bislang keine Verletzungen der in diesen Forstmaschinen arbeitenden Fahrer gegeben. Bei einem Eigengewicht der Maschine zwischen 48 bis 52 Tonnen gaben die Firmenvertreter als Gewicht je Kubikzentimeter Auflagefläche 0,74 (bei 700er Platten) bis 1,0 Kilogramm an. Dies ergibt einen Auflagedruck, der geringer als derjenige von üblicherweise eingesetzten Vollerntern ist. Darüber hinaus kann das Raupenfahrwerk auch mit einer Gummierung ausgestattet werden. Die Kettenbreite ist zwischen 60 und 80 Zentimetern variabel.
Dass, die überwiegende Zahl an Fahrten über die Rückegassen, durch den Forwarder erfolgt, wurde berechtigter Weise angemerkt. Insbesondere dessen wiederholte Fahrten bei Volllast beim Rücken auf die Waldstraße führt zur weiteren Verdichtung des Bodens auf der Rückegassen, welche allerdings bei der Erstbefahrung bei Neuanlage anteilig die stärkste Verdichtung erfährt. Noch gibt es vergleichsweise wenige forstliche Dienstleistungsunternehmen, welche den Baggerharvester in dieser Form im Angebot haben, weil die Einsatzvoraussetzungen mit einer Mindesterntemenge von ungefähr 500 Erntfestmeter und die damit einhergehende zusammenhängende Entnahmefläche recht hoch sind. Denn das Verfahren kann seine Stärken nur ausspielen, wenn hinreichende Masse auf konzentrierter Fläche geerntet werden. Die Leistung und Rentabilität des Verfahrens fallen nämlich bei Sammelhieben in der Kiefer drastisch ab. Die Kosten für die Forstmaschine belaufen sich in Abhängigkeit vom BHD, der Entnahmefläche, dem Entnahmevolumen und dem genauen Maschinenmodell auf 25 bis 30 Euro je Erntefestmeter. Nicht unerheblichen Einfluss auf die Verfahrenskosten haben dabei die Kosten für den Transport durch einen Tieflader. Der große Vorteil dieses Verfahrens ist, dass diese Forsttechnik im Rahmen ihrer Technologiegrenzen dort eingesetzt werden kann, wo es für motormanuell tätige Forstwirte aus Arbeitsschutzgründen zu gefährlich für einen Einsatz ist. Bislang wurde die Stehendentnahme mit dieser Forsttechnik in niedersächsischen Kiefernwertholzbeständen praktiziert, deren Stämme in A- und B-Qualität an italienische Sarghersteller vermarktet wurde. In Thüringen kam diese Forstmaschine in Rot-Buchen-Kalamitätsbeständen zur Anwendung.
Vorstellung des Bodenbearbeitungskonzepts des Staatsbetriebes Sachsenforst
Auch bei der nächsten Station leistete Bernd Flechsig die Einführung in das neu entwickelte Bodenbearbeitungskonzept des Staatsbetriebes Sachsenforst. Dieses Konzept wurde aufgrund der Einführung der FSC-Zertifizierung auf 31 % der Staatswaldflächen erforderlich. Er unterstrich dabei die Notwendigkeit der Bodenbearbeitung in hiesigen Forstrevieren. Grundsätzlich sieht das Konzept keine vollflächige Befahrung vor, es sei denn, dass beispielsweise eine mächtige Rohhumusauflage eine Verjüngung verhindert und alle schonenderen Alternativen ausgeschöpft bzw. nicht möglich sind. Letztere Unternehmungen müssen entsprechend auch dokumentiert werden. Unter Flächenvorbereitung wird dabei Vorwuchsbeseitigung, Räumen und Mulchen verstanden. Davon abzugrenzen ist die Bodenvorbereitung, worunter das Freilegen oder der Eingriff in den Mineralboden zu verstehen ist. Das Freilegen des Mineralbodens erfolgt üblicherweise durch einen Pflug. Ein Arbeitsverfahren, welches in den Mineralboden eingreift, ist Beispiel der Einsatz von Pein Plant.
Gassengebundene Bodenvorbereitung durch Harvestern mit 15 bzw. 20 m Kranausleger
Abbildung 5: Ausstellung der gassengebundenen Bodenbearbeitung mit Harvester und Saat-Fräs-Anbaugerät (Bildautor: Thomas Rother)
Abbildung 6: Saat-Fräs-Kombination an dem Kranausleger eines Baggerharvesters vom Typ Impex Königstiger T20 (Bildautor: Philipp Kob)
Anschließend an das konzeptionelle Fundament der Flächen- und Bodenvorbereitung erörterte Hr. Francesco Börner als Geschäftsführer der Lightfoot Harvesting GmbH aus dem nahe gelegenen Söllichau (Sachsen-Anhalt) die praktische Umsetzung anhand von zwei unterschiedlichen Arbeitsverfahren, welche beide von der Rückegasse aus realisiert werden und sich zur Bodenvorbereitung auf nicht geräumten Flächen eignen. Zum einen setzt er einen Radharvester der Firma Komatsu mit einer Kranreichweite von 15 m und einem Anbaugerät als Mulch-Fräskombination ein.
Dadurch wird das Mulchen von starkem Gras- und Strauchbewuchs auf einer Breite von 1,20 Metern und die Anlage von Frässtreifen für die Handpflanzung oder -saat ermöglicht. Zum anderen findet ein Baggerharvester vom Typ Impex Königstiger T20 mit einer Kranreichweite bis 20 m und einem Saat-Fräs-Anbaugerät Verwendung, bei welchem in einem Arbeitsgang der Frässtreifen angelegt und gesät wird. Dabei können alle europäischen Baumarten gesät werden, nachdem Frässtreifen mit einer Tiefe von bis zu 35 und einer Breite von bis zu 30 Zentimetern angelegt wurden. Mit Ausnahme der Roßkastanien (Aesculus hippocastanum Linné, 1753) können dabei alle Samen bei der Saatgutausbringung mit einer kleinen Bürste gut dosiert werden. Der Reihenabstand ist dabei variabel und die Arbeit mit der Technik ist ebenfalls am Hang möglich. Die Fräse ist dermaßen stabil, dass sogar skelettreiche bis hin zu stark steinigen Böden bearbeitet werden können. Die
Flächenleistung liegt bei 0,5 Hektar pro Tag. Dabei reichen 20 Kilogramm Rot-Buchensaatgutmenge pro Tag aus. Im brandenburgischen Landesforstbetriebsteil Reinsdorf sind auf 50 Hektar Fläche Rot-Buchensaaten mit diesem Arbeitsverfahren umgesetzt worden. Ebenso wurde das Verfahren in Brandenburg eingesetzt, um Rot-Buche unter einem Vorwald aus Spätblühender Traubenkirsche zu etablieren. Die Saatsaison ist von Mitte Januar bis Mitte Juni anvisiert. Die Bucheckern werden bis in eine Tiefe von 8 Zentimetern eingebracht, zeigen allerdings trotz der tieferen Lage als üblich gute Keimprozente.
Vorteilhaft kann das Arbeitsverfahren sein, weil das Mikroklima durch den Verbleib des Totholzes auf der Fläche erhalten bleibt und mindestens der über die Fläche wehende Wind gebrochen und seine Geschwindigkeit dadurch reduziert werden kann. Im Mittelgebirge ist es zudem denkbar, dass die Frässtreifen von der Gasse aus hangparallel als Terrassen quer zur Hangrichtung angelegt werden, um damit das abfließende Hangwasser abzufangen und für die Pflanzen zurückzuhalten.
Ackererstaufforstungsprojekt Eichpalz
Abbildung 7: Vorstellung der Ackererstaufforstung Eichpalz (Bildautor: Thomas Rother)
In der Funktion als Sachbearbeiter Liegenschaften des Forstbezirkes Taura leitete Hr. Hermann Stuhr den Ackererstaufforstungsexkursionspunkt damit ein, dass das Bewaldungsprozent im Landkreis Niedersachsen mit 21 % unterdurchschnittlich ist (Freistaat Sachsen: 29 % nach BWI 4, Riedel et al. 2024). Deshalb besteht ein Interesse daran, auch im Landkreis Nordsachsen mit der Bewaldung aufzuschließen und dies über Erstaufforstungen in die Tat umzusetzen, um den Waldanteil zu mehren. Obschon Ackererstaufforstungen aus naturschutzrechtlicher Sicht durchaus auch als Eingriff in die Natur und Landschaft zu werten sind, werden diese doch zumeist auch als Ersatz für Eingriffe in Natur und Landschaft von den unteren Naturschutzbehörden anerkannt und mit Ökopunkten bewertet, welche dann durch den Forstbezirk Taura an Eingriff führende Vorhabensträger vermarktet werden können.
Die den Exkursionsteilnehmenden präsentierte, 2010 aufgeforstete und 11,5 Hektar große Fläche stammt ursprünglich aus einem Bestand von alten preußischen Landflächen. Solche auch als Forstäcker bezeichnete Flächen wurden den damaligen preußischen Förstern als naturale Vergütung zur Nutzung übertragen. Allerdings heißt die besichtigte Fläche Eichpalz, was darauf schließen lässt, dass die Fläche früher mit Eichen bestockt war. Diese wurde 1959 gerodet und anschießend ackerbaulich genutzt. Auf der betreffenden Fläche war in den 1960er Jahren eine Standortserkundung durchgeführt worden, welche einen ziemlich nährstoffhaltigen, grundwassernahen Standort auf Sand und teilweise ziemlich arme, grundfrische Standorte auf Sand kartiert hatte. Durch die ackerbauliche Bewirtschaftung wurden Dünger eingebracht, welche sich oberbodenverbessernd auswirkten. Nach heutigem Verfahrensstand der Standortskartierung soll es sich laut Hr. Stuhr um einen feuchten, mäßig nährstoffhaltigen, mineralischen Nassstandort (Tm-NM2, in heutiger sächsischer Schreibweise VI-T-NM2) als Stamm-Standortsformengruppe handeln.
Früher wäre auf einem solchen Standort laut Hr. Stuhr ein dem Bestandszieltypenerlass gemäßer Eichen-Hainbuchen-Lindentyp etabliert worden. Nach der heute im Freistaat Sachsen geltenden Waldentwicklungstypenrichtlinie ist auf diesem Standort ein Eichen-Laub-Mischwald zu entwickeln.
Bei der Bestandsbegründung wurde zuvor keine Bodenvorbereitung vorgenommen, was im Hinblick auf die vorherige ackerbauliche Nutzung und die damit verbundene Pflugsohlenverdichtung verwundert (Weinhold & Landgraf 2018). Mit überdurchschnittlichem Flächenanteil wurden Douglasie, Stiel-Eiche (Quercus robur Linné, 1753), sonstige Weichlaubbaumarten, Berg-Ahorn (Acer pseudoplatanus Linné, 1753), Spitz-Ahorn (Acer platanoides Linné, 1753) und sonstige Hartlaubbaumarten beteiligt. Die Douglasie wurde auch mit der Intention etabliert als Vorwaldbaumart zu dienen. Die Kulturen wurden im Falle von Europäischer Lärche (Larix decidua Miller, 1768) (0,3 Hektar), Winter-Linde (0,4 Hektar) und Douglasie (2,5 Hektar) maschinell begründet. Bei einer Anteilfläche der Aufforstung wurde die Winter-Linde eingebracht, weil diese Baumart anders als beispielsweise die Eichenarten nicht so große Probleme mit Mäusen bekommt. Denn Feldmäuse (Microtus arvalis Pallas, 1778) und später Schermäuse (Arvicola amphibius Linné, 1758) waren es, welche der Ackererstaufforstung erhebliche Probleme bereitet haben. Der Forstrevierleiter versuchte das Problem mit einer unkonventionellen Methode in den Griff zu bekommen.
Er setzte Shropshire-Schafe ein, welche sich durch eine anspruchslose Lebensweise sowie harte Hufe und feste Fesseln auszeichnen. Diese Schafrasse wird üblicherweise hauptsächlich zur Fleischproduktion gehalten. Hr. Niedner setzte diese anfänglich acht Tiere in den Nadelholzkulturen ein, damit diese die Mäusegänge durch ihre Tritte zerstören. Allerdings führte dies den Beobachtungen des Revierleiters nach dazu, dass sich die Lebensraumnutzung der Mäuse von den Nadelholz- in die Laubholzkulturen der Ackererstaufforstung verlagerte. Die mit dieser Methode gewonnenen Erfahrungen hat Hr. Niedner in einem Beitrag in der Waldpost von 2023 verarbeitet (Niedner 2023). Durchschlagenden Erfolg beim Vorgehen gegen die Schermäuse war nach Einsatz des Schermauspfluges in Kombination mit Giftködern zu verzeichnen. Dabei wird es sich zu Nutze gemacht, dass die Schermäuse energiesparend leben und künstlich geschaffene Gänge annehmen statt Energie auf die Anlage eigener Gänge zu verschwenden. Wenn in diesen künstlichen Gängen Giftköder ausgelegt werden, finden die Schermäuse die Köder, nehmen beim Fressen das Gift auf und sterben.
Schlussbetrachtung
Die Veranstaltung war vom Ablauf sehr gut organisiert. Die Präsentation von Arbeitsverfahren und den dafür eingesetzten Forstmaschinen war sicherlich mit einem nicht unerheblichen Organisationsaufwand verbunden. Die Teilnahme hat sich allerdings nicht nur wegen der Vorführung der beeindruckenden Maschinen ausgesprochen gelohnt. Diese Fortbildung hat eine Vielfalt an interessanten forstlichen Themen angeboten, welche auch durch einen zahlenmäßig stattlichen Teilnehmerkreis angenommen wurde und dadurch entsprechend gewürdigt werden konnte.
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