Deutscher Forstverein e.V.Aktuelles

FV MV: Bericht zur Serbienexkursion

Zwischen Sava und Schwarzkiefer – Forstliche Einblicke in Serbien

Eine Reisegruppe des Forstvereins Mecklenburg-Vorpommern machte sich im September auf den Weg nach Serbien, um die Wälder, Forstwirtschaft und Kultur des Landes kennenzulernen. Zwischen Save-Auen, alten Klöstern und den Weiten des Tara-Gebirges erhielten die Reisenden spannende Einblicke in ein Land, dessen Wälder ebenso vielfältig wie traditionsreich sind. 

Der Auftakt führte entlang der Save in das Naturreservat Obedska Bara, eines der ältesten Schutzgebiete Europas. Das regelmäßig überflutete Auenland beherbergt eine beeindruckende Artenvielfalt. Freiwillige aus aller Welt unterstützen dort jedes Jahr den Erhalt der Landschaft. Durch Beweidung mit Wasserbüffeln werden offene Flächen freigehalten. Auch ein Besuch des Rotwild-Zuchtgebietes, das vollständig eingezäunt ist, verdeutlichte die Bedeutung der Wildtierbewirtschaftung für Serbien. Das dort aufgezogene Wild wird später in freier Wildbahn ausgewildert, um die Bestände zu stabilisieren und Rotwild in Gegenden wieder heimisch zu machen, wo es früher vorkam.

Auf Novi Sad an der Donau blickten wir von einer Aussichtsplattform der Festung Petrovaradin. Anschließend rundete eine Verkostung im Weingut Quet Wine den ersten Abschnitt im Nordwesten des Landes ab.

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch der traditionsreichen Forstschule in Kraljevo (Šumarska škola Kraljevo), die 1899 gegründet wurde und seit 1962 ihren festen Standort in der Stadt hat. Sie ist die einzige Schule für Forstwirtschaft in Serbien. Neben der klassischen Forsttechnik werden hier auch Landschaftsarchitektur, Tischlerei, Jagd und Fischerei gelehrt, eine Ausbildung, die drei bis vier Jahre dauert. Das Schulmotto „Das Herz schlägt im Rhythmus der Natur“ spiegelt sich auch im umfangreichen Arboretum wider, in dem über 130 Baum- und Straucharten wachsen. Der Unterricht ist staatlich finanziert, die Schüler zahlen lediglich einen Anteil für Unterkunft und Verpflegung.

Waldflächen gehören in Serbien etwa zur Hälfte dem Staat, Privat- und Klosterwälder spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Die Jagd ist nicht an das Flächeneigentum gebunden und wird von Jagdgesellschaften organisiert.

In Serbien sind viele Wälder in kirchlichem Besitz. Das im 13. Jahrhundert gegründete Kloster Žiča, in dem sieben serbische Könige gekrönt wurden, zeugt von der langen Verbindung zwischen Kirche und Staat. Auch später, beim Besuch des berühmten Klosters Studenica (12. Jh.), zeigte sich diese enge Verflechtung von Religion, Geschichte und Natur: Hoch in den Bergen gelegen, umgeben von ausgedehnten Schwarzkiefernwäldern (Pinus nigra subsp. austriaca), zählt die Anlage heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Die Schwarzkiefer ist in Serbien weit verbreitet, besonders im mediterran geprägten Süden. In den 1980er Jahren wurden ganze Regionen durch groß angelegte Aufforstungsaktionen mit Schwarzkiefern-Containerpflanzen neu begründet. Noch heute stammen von hier hochwertige Saatgutlinien, die europaweit für Aufforstungsprojekte genutzt werden. Vielleicht ist diese Baumart auch bei uns ein Hoffnungsträger angesichts der zukünftig zu erwartenden Klimaveränderungen. 

Etwa 40 % der Fläche Serbiens sind bewaldet. Die staatlichen Wälder werden von zwei großen Forstunternehmen bewirtschaftet, „Vojvodinašume“ im Norden und „Srbijašume“ im Rest des Landes. Der Forstsektor ist stark planwirtschaftlich organisiert. Dennoch kämpfen viele Waldbestände mit strukturellen Problemen, Niederwälder dominieren weite Teile des Landes und die Klimaveränderungen gefährden besonders die Serbische Fichte (Picea omorika). Eichenkahlschläge mit bis zu 57 Hektar am Stück gelten in Serbien als FSC-konform.

Der Nationalpark Tara im Westen des Landes bildete den Abschluss und einen weiteren Höhepunkt der Reise. In den plenterartig aufgebauten Mischbeständen aus Tanne, Fichte, Bergahorn und Buche konnten die Teilnehmer die forstliche Vielfalt Serbiens hautnah erleben. Besonders beeindruckend war der Besuch des Standortes, an dem der Botaniker Josif Pančić im 19. Jahrhundert die Serbische Fichte erstmals beschrieben hat. Die Art wächst auf nährstoffreichen, tiefgründigen Böden und ist dank ihres tiefen Wurzelsystems relativ trockenheitstolerant und damit gut angepasst an die klimatischen Verhältnisse vor Ort. 

Die Holzernte erfolgt im Nationalpark bis heute überwiegend motormanuell, der Abtransport mit Schmalspurtraktoren oder – früher – mit Pferden. Ein kurzer Aufstieg zu einem Aussichtspunkt bot schließlich einen Blick über die bewaldeten Täler, Schluchten und den Drina-Fluss – ein würdiger Abschluss einer eindrucksvollen Reise.

Die Exkursion zeigte, dass Serbien forstlich wie kulturell viel zu bieten hat: Eine enge Verbindung von Natur und Tradition, große Herausforderungen im Klimawandel und eine forstliche Ausbildung, die das Herz tatsächlich „im Rhythmus der Natur“ schlagen lässt. Neben fachlichem Austausch kam auch die Geselligkeit nicht zu kurz: Nicht selten floss schon am Vormittag ein Schluck des landestypischen Pflaumenschnapses aus der Zwetschgensorte „Čačanska šljiva“ als symbolischer Gruß der serbischen Gastfreundschaft.

 

Wiebke Bokelmann und Jan-Phillip Malek