Vorratsreich
Forst, Kultur und reiche Speise,
prägt vier Tage Exkursion,
davon kaum Minute leise,
Ende eins, Punkt zwei folgt schon.
Wie Rumänen Wälder schützen,
für uns Förster schwer zu fass,
da man sie anstatt zu nützen
lieber lässt unendlich wachs.
Nur der Hammer darf markieren,
was zu ernten ab dem Stock,
muss der Staat legitimieren,
ab 6 Zentimeter Schock.
Hürden hier und Hürden dort,
toll jedoch die Reise,
da so viele schöne Ort,
lecker Suppenspeise.
Jagdmuseum, Kirchenprunk,
Königsschloss und Uni,
Stets gereicht ein klarer Trunk
Prost heißt jedoch Dummi.
Deutsche Sprache ist präsent,
Siebenbürger Sachsen,
Transsylvanien jeder kennt,
Städte boomen, wachsen.
Blauwald sind wir für den Trip
großen Dank verpflichtet,
war die Orga wirklich tip
und top hergerichtet.
© Konstantin von Gemmingen
Am 22.09.2025 startete unsere 5-tägige Reise mit dem Flugzeug nach Sibiu. Nach einem kurzen Bekanntmachen aller Reiseteilnehmer am Gate in Memmingen trafen wir nach einem 2-stündigen Flug unseren Reiseleiter. Auf den Check-in ins Hotel folgte eine Stadtführung durch Sibius Altstadt. Dabei erfuhren wir mehr über die verschiedenen Glaubensrichtungen in Sibiu, das Postgebäude, lokale Treffpunkte der Stadtbewohner, betraten eine orthodoxe Kirche und fanden uns dann schließlich am kleinen Ring zum Mittagessen ein. Gut gestärkt ging es für uns weiter ins Jagdmuseum, wo wir die große Sammlung verschiedenster Trophäen, Waffen, sowie persönliche Gegenstände von August Roland von Spiess begutachten durften. Dieser machte sich Anfang des 20. Jh. durch seine Jagdzüge in den Karpaten und seiner besonderen Stellung als Hofjagddirektor am königlichen Hof einen internationalen Ruf und ist bis heute in Jagdkreisen weitaus bekannt.
Auch lokale Eindrücke und Begegnungen mit Einheimischen durften nicht fehlen; so waren wir abends bei Familie Henning zum Abendessen eingeladen. Nicht nur ein hervorragendes Essen durften wir genießen, sondern auch die bodenständige, direkte, ehrliche Art von Herr Henning kennenlernen, mit der er uns mitnahm in seine Vergangenheit, die Politik und das Leben in Rumänien. Zum Schluss gab er uns ein Gedicht auf siebenbürgisch-sächsisch zum Besten, bei welchem der ein oder andere mehr oder auch weniger verstand.
Der zweite Tag begann mit einer Fahrt durch Kronstadt zum neu erbauten Forstamt des Forstbetriebs Blauwald GmbH & Co KG. Dort starteten wir mit einer ersten Fragerunde geleitet von Thomas Venus, welcher uns in die aktuellen Themen einführte. Hier erfuhren wir mehr über die Gründung eines privaten Forstamts in Rumänien, den strengen Regularien zum Auszeichnen der Bestände, dem Spagat zwischen der gesetzlichen Bürokratie und umsetzbarer Forstwirtschaft und der Jagd, die sich dank Bär, Wolf und Luchs weitestgehend selbst reguliert. Nachmittags nahm uns Förster Rareș Burduhos mit in einen Fichten-Buchen-Tannenbestand. Er erklärte uns anschaulich, wie das Gesetz die Umsetzung forstlicher Eingriffe beschränkt mit Folgen für den Wald. Daraus resultieren mitunter schlechte h/d Verhältnisse und fehlende Feinerschließung, was für zum Teil bis zu 6km lange Rückeentfernung sorgt. Ausgezeichnet wird hier, wie es bei uns früher üblich war, mit dem Siegelhammer, einer vom Staat zugeteilten Farbe, den GPS-Daten des Baumes, sowie Höhe und Durchmesser des Stammes, da in etwa 90% des Holzes auf dem Stock verkauft wird und so bis ins Detail nachverfolgt werden kann.
Von der Transylvania University of Brașov nahm uns Valeriu-Norocel Nicolescu, Ph.D., M.Sc. (Oxon) Professor für Waldbau mit in vier verschiedene Waldbestände. Begonnen haben wir in einem ca. 25 Jahre altem Fichtenbestand inklusive Bären-Kratzschäden. Gefolgt von einem Buchenbestand in Hanglage und Stadtnähe, ging es weiter in eine ehemalige Windwurffläche, bei welcher ein Teil belassen und ein Teil nach Z-Baum Standards gepflegt wurde. Zu guter Letzt betraten wir einen Altholzbestand aus Fichte und Kiefer. Seine mitreißende und entschlossene Art steckte die Gruppe mit Neugier an und löste interessierte Diskussionen aus. Klar wurde für alle, dass durch die gesetzlichen Vorlagen des Staats eine Forstwirtschaft, wie wir sie in Deutschland kennen, aktuell nicht möglich ist. Immer wieder setzt sich der Professor dafür ein, dass bspw. eine 20-jährige Wartefrist zwischen forstlichen Eingriffen abgeschafft wird, sodass vorrangig eine deutlich niedrigere Stammzahl pro Hektar erreicht werden kann.
Auch in Brașov bekamen wir eine Stadtführung, bei der wir unter anderem die schwarze Kirche besichtigten, welche östlich von Wien das größte gotische Gebäude in Europa ist. Diesen Abend wurden wir von einer Pfarrerfamilie in Wolkendorf Kirchenburg empfangen. Zum Essen gab es in alten Getreidekammern Bonanza, Weißwein und ein geselliges Beisammensein.
Am letzten Tag fuhren wir in die Walachei bei Sinaia und bekamen von der Firma Migab Forest SRL Einblick in die aktuellen Forstarbeiten. Hier wurde allen nochmal eindrücklich bewusst, welche Ausmaße eine hohe Stammzahl auf den Hektar haben kann, denn Sturm, eine schlechte Bestandesstabilität und fehlende Feinerschließung bringen erhebliche Folgeschäden mit sich.
Eine Schlossbesichtigung im Schloss Peleș mit einem guten Mittagessen danach ließ uns auch auf unsere kulturellen Kosten kommen. Die Sommerresidenz von König Carol I. wurde 1873-1883 errichtet und ist heut eines der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten von Rumänien.
Unser letzter forstlicher Programmpunkt der Exkursion brachte uns zu einer weiteren Sturmfläche, in der Migab Forest SRL abgebrochene Buchen, Fichten und Kiefern aufarbeitet. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz der Maschine TigerCat LH822, welche oben angebunden an eine Winde auch in sehr steilem Gelände hervorragend arbeiten kann und Stämme von höherer Stärke als bei uns üblich bewegen kann.
Voller Eindrücke verbrachten wir den letzten Abend in einem Lokal in Hermannstadt bei einer Weinprobe, bei dem wir das Erlebte mit netten Gesprächen ausklingen ließen, bevor es am nächsten Tag zu früher Stunde mit dem Flieger zurück nach Memmingen ging.
Zusammenfassend war die Exkursion ein voller Erfolg. Sie war lehrreich, hat uns zum Nachdenken angeregt und das Land mit seiner Kultur und netten Leuten nähergebracht. Ohne die tolle Organisation von Thomas Venus, Rareș Burduhos und unserem Reiseleiter Dragoș Vlonga wäre die Exkursion nicht in diesem Rahmen möglich gewesen. Gespannt darauf, wie sich die Dinge vor Ort entwickeln werden, können wir eine Reise in das Land mit seinen großen Wäldern nur empfehlen.
© Luisa Flach und Anna Häbe




